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Kolumne Jung und DummFrauke Petry ist ein Cyborg

Adrian Schulz
Kolumne
von Adrian Schulz

Warum sehen rechte Politiker*innen nie so aus, wie ihre Ideologie das verlangt? Ist Petrys Nichtblauäugigkeit eine Aktion der Antifa?

Ist das schon ein völkisches Lachen? Frauke Petry 2016 Foto: dpa

P olitik ist ein hochkomplexes Hütchenspiel mit Fantasmen in Zeiten, in denen beinahe jedes Gerede von der vermeintlichen Krise die echte erst befeuert – wer beherrscht dieses Spiel besser als Frauke Petry? Beispiel: Twittert die Trollkönigin vor knapp zwei Wochen etwas, das klingt wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: „Brandanschlag auf mein Auto: Wo soll das noch hinführen? #AfD #Linksextremismus“.

Nun, das Auto führt wohl nirgendwo mehr hin. Aber was soll die freshe Hashtag-Kombi am Ende? Möchte Sherlock Petry uns einen dezenten Hinweis auf die linksextremistischen Umtriebe ihrer Partei geben?

Verwirrend geht es weiter: Nach ihrem neuesten Systemupdate (ist sie nicht gegen das System – das aber doch jede noch so kleine Sprechblase zur Primetime begafft, die sie aussendet?) soll sie in der Lage sein, eine Forderung zurückzuziehen, bevor sie sie ausgesprochen hat, und 25 Positionen gleichzeitig zu vertreten – jede so menschenrechtskonform wie das Puddingrezept eines katholischen Kinderheims im Jahre 1954.

Solange Frauke redet, muss sich niemand unwohl fühlen, hat er*sie nur die rechte Gesinnung, ist er*sie nur weiß genug: vereint in völkischer Gemeinschaft. Kein Tropfen Schweiß läuft dabei ihr Antlitz runter, kein Einwand macht sie stottern (zumindest nicht im deutschen Fernsehen – dessen Finanzierung sie abschaffen will, obwohl es doch ihr effektivster Werbeträger ist, zum Beispiel wegen solcher Forderungen?). Nichts und niemand hält sie auf (außer Klugheit, Mut und Menschlichkeit).

Schusssichere Sächsin

Jedoch: Hat man die schusssichere Sächsin jemals essen sehen? Ergab die heimtückische Fruchtsaftattacke auf sie vergangenes Jahr (bei der, sagt die Polizei, nur ein Glas umgefallen ist) nicht vielleicht eine ganz andere Botschaft, neben des üblichen rechten Opfergebarens: nämlich Petry, die promovierte Politchemikerin, öffentlichkeitswirksam mit organischer Materie reagieren zu lassen?

Die politische Gegenseite, von der immer unsicherer wird, wie dagegen sie noch ist (und ob sie das je war) – sie fällt einfach immer wieder um, Angst vor Neuland und Maschinenwelt. Warum geht Petrys Wagen wohl ausgerechnet in dem Jahr kaputt, in dem die Bundesregierung beschließt, den Kauf von Elektroautos finanziell zu fördern? Hat Permafrost-Petry mit ihrem neuen Stromschlitten möglicherweise anderes vor als Autofahren? FRAUKE, wir wollen die WAHRHEIT!!!

Seltsam nur: Wenn man Frauke Petry so anschaut, in ihrer vollendeten poly-ur-ethischen Bindemittelkraft – dann zweifelt man doch unweigerlich daran, wie bewusst sie sich ob der Traditionen ist, in denen sie sich bewegt, wenn sie Begriffe wie „völkisch“ aufwerten möchte. (Natürlich ist sie das.)

„Jung und dumm“ fragt ganz naiv: Ist Petrys Nichtblond-und-Nichtblauäugigkeit eine False-Face-Aktion der Antifa? Des Verfassungsschutzes? Bloß rhetorische Absicherung gegen die fiese Lügenpresse? Oder sind es in Wahrheit ganz andere Genealogien, denen sie folgt, und ist es nicht lediglich ein Schnurrbart, der ihr fehlt, um auszusehen wie, ja, genau, Bismarck?

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Adrian Schulz
Freier Autor
Seit 2015 bei der taz, zunächst als Praktikant, dann als freier Autor und Kolumnist (zurzeit: "Ungenießbar"). Nebenbei Masterstudium der Ästhetik in Frankfurt am Main. Schreibt über Alltag, Medien und Wirklichkeit.
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14 Kommentare

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  • Natürlich ist Frauke Brau... Petry ein Antifaschistin. Sie bekämpft mit allen Mitteln den vom Staat subventionierten linksfaschistischen Mob. Sie ist eine Führerin der gerechten, ein Licht in dunkler Nacht. (Dann sieht man auch ihre Augen rot glimmen)

  • Der seltenere Rechtsscheitel ist bei äh..Bismarck auch vorhanden. Ach ja, wegen der Glatze nur schwerer auszumachen.

  • Quatsch ! Der Schuster hat immer die schlechtesten Schuhe und es soll Angler geben, die essen keinen Fisch; Trotz allem Petry Heil !

    • @lions:

      Wieso?

      Isse all wedder krank¿!

      • @Lowandorder:

        So gesehen: Der alte Braunauer war ja auch ständig krank, deshalb wohl Heil.

        Mmmmh, von der Seite noch gar nicht darüber nachgedacht. Sind die Old Germans etwa ganz bewusst nur einem Kranken nachgelaufen ?

        • @lions:

          Das berühmte -

          Heil Kräuter - spricht schonn sehr dafür!

  • Die Dame habe ich noch nicht kennengelernt. Jedoch nach diesem Porträt muß sie richtig sympatisch sein. Was ich nicht verstehe ist, welche Verbindung man von Bismarck zu ihr ziehen kann?

    • @Jürgen Matoni:

      Von Bismarck zu Petry gab´s eine unaussprechlich Gesichts-bärtige Zwischenstufe zur Haarlosigkeit, die der Autor etwaiger Rechtsfolgen wegen übersprungen hat. Kleiner Hinweis: Es war nicht Hindenburg und auch nicht Ulbricht.

    • @Jürgen Matoni:

      Naja - etwa so - vielleicht - ?

       

      Is ihr der Bismarck-Hering -

      Wegen a weng überjähring -

      All was scharf - gewürzt -

      Dass Träne ihr in Aug &

      Nase stürzt.

      Hilft bei all dem Schmodder

      Nur die Brems de Schnodder!

      kurz - Petry Heil!

  • Das Argument der angeblichen Frauenfeindlichkeit der AfD wird durch die Existenz von Frau Kepetry und der Störchin durchaus geschwächt. Die AfD als Altnazis hinzustellen, ist zwar plakativ, hindert jedoch sie zu verstehen.

  • Oh-oh! Da ist wohl jemand ganz schlimm gegen "das System", das "jede noch so kleine Sprechblase [Petrys] zur Primetime begafft". Und zwar vor allem deswegen, weil er selbst Teil des "Systems" ist – und auch bleiben muss, wenn er etwas "bewirken" möchte.

     

    Scheiß Position, so zwischen Baum und Borke! Ich kenne das sehr gut. Kann einen richtig wütend machen. Natürlich nicht auf sich, wo käme man da hin? Sondern auf die, auf die man sich geeinigt hat mit Freunden und KollegInnen. Mit Leuten also, die zwar auch dagegen sind, um irgend einer guten Sache willen (die bei genauerer Betrachtung womöglich bloß ein mickriges Gehalt ist) aber gute Miene zum bösen Spiel machen (müssen).

     

    Das "Puddingrezept eines katholischen Kinderheims im Jahre 1954" hab ich zwar nie selber probiert, aber ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass es ungefähr so geschmeckt haben muss: Wie die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft von Menschen, die sich nie unwohl fühlen, so lange sie die rechte Gesinnung haben.

  • Die Nichtblauäugigkeit ist sicherlich keine Aktion der Antifa,aber für Blauäugigkeit würde diese sicher gerne im Falle Petry zur Verfügung stehen.

    ;-)

    • @Markus Müller:

      Danken Sie Herr Maas das Frau Kahane Ihre Form des Aufrufs zur Gewalt nicht verfolgt.

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