Kolumne Hosen runter: „So ein durch triebenes Luder!!!!“
Pietro hat angeblich Sarah Lombardi geschubst. Und auf Facebook sind viele Frauen sehr sauer – auf Sarah. Das macht traurig.
W ir müssen über die Lombardis reden. Halt, nicht weggehen! Setzen Sie sich wieder hin, das ist wichtig. Ach so, Sie wissen gar nicht, wer die Lombardis sind? Sarah und Pietro Lombardi, ehemaliges „DSDS-Traumpaar“, von RTL II beim Hausbau, Kindkriegen und einer Reise mit dem Wohnmobil durch Italien begleitet, haben Ende Oktober ihre Trennung bekanntgegeben. Angeblich war sie fremdgegangen.
Bei einem Polizeieinsatz Anfang dieser Woche stellte Sarah Lombardi Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen ihren Ehemann, und der schrieb auf Facebook reumütig: Ja, er habe sie „weggeschubst“, und er hoffe, sie verzeihe ihm das.
Okay, sagen Sie, aber warum sollte mich das Beziehungsdrama von C-Promis interessieren? Sarah Lombardi hat 1,2 Millionen Follower auf Facebook, Pietro Lombardi noch ein paar Tausend mehr. Selbst wenn man davon ausgeht, dass es dabei eine große gemeinsame Schnittmenge gibt – was angesichts des aktuellen Beziehungsdramas bezweifelt werden darf –, sind das ziemlich viele Menschen. Menschen, die in Ihrer Filterblase vielleicht nicht vorkommen, aber: Sie sind da. Und ein Großteil von ihnen findet, dass Sarah Lombardi eine ehrlose Schlampe ist.
„Du Idiot hör auf dich zu entschuldigen ,ein Schubser ist viel zu wenig normalerweise gehört ihr die Fassade poliert !“, schreibt einer auf Pietro Lombardis Seite. 5.225 Menschen gefällt das. Mir macht so was Angst. Das Züchtigungsrecht in der Ehe ist seit fast 90 Jahren abgeschafft, der Typ auf dem Foto ungefähr Mitte zwanzig. Da stimmt doch was nicht.
Unten durch
Und auch auf Sarah Lombardis Seite wird kräftig ausgeteilt: „Wenn ich noch nicht reif genug bin und mich in verschiedenen Betten austoben möchte, heirate ich nicht und setze keine Kinder in die Welt, das geht einfach gar nicht.“ Ein anderer schreibt: „Sie ist fremdgegangen und ist somit eine schlampe das hat nichts mit Urteilen zu tun ihr feministen“ Ach ja, die Welt wäre so einfach, wenn Frauen einfach Objekte wären. Oder sich wenigstens nicht gegenseitig in den Rücken fielen. Denn noch schlimmer als die Kommentare der Männer sind: die der Frauen.
„Du bist eine Frau, die ihre Ehre verloren hat und jeglichen Respekt Deiner Fans“; „Ich kenne solche Frauen, so ein durch triebenes Luder!!!! Solange alles provozieren bis man handgreiflich wird und sich als Opfer hinstellt. Sarah ist unten durch“; „Ich bin von meinen Mann auch schon geschnupst worden.Schupsen hat doch nichts mit Gewalt zu tun also macht euch nicht ins Höschen“; „Das allerletzte. Man kann doch nicht fremdgehen und dann noch seinen treudoofen mann anzeigen. Ich würd mich so schämen dass ich mich freiwillig verdreschen lassen würde.“
Frauen, die andere Frauen als durchtriebenes Luder bezeichnen. Die von Scham und Ehre sprechen. Die Gewalt gegenüber Frauen rechtfertigen, weil die es „verdient“ haben. Das macht mir nicht nur Angst, das macht mich traurig. Andererseits: Sind ja nur ein paar Fans von C-Promis. Ein paar Tausend.
Und nun wieder zurück zu Trump. Grab them by the pussy. You can do anything.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann