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Kolumne „Eier“Chichi um Pipi de Paris

Die französische Hauptstadt stellt Uritrottoirs für Männer auf, weil die nicht dazu zu bewegen sind, eine Toilette zu benutzen. Ach, Penis.

Ein Uritrottoir: Aus dem Pipi wird in Verbindung mit Stroh oder Sägespänen nämlich Kompost Foto: imago / PanoramiC

P aris ist die Stadt, in der morgens um fünf Uhr Millionen französische Heinzelmännchen aufstehen, um dafür zu sorgen, dass spätestens zum petit-déjeuner alles hübsch aussieht. Die Stadt, wo man aus der Hüfte geschossen postkartenverdächtige Fotos schießen kann. Und die Stadt, in der Männer ab sofort am Seine-Ufer in Kisten ­pinkeln.

Testweise hat die Stadt nämlich jetzt Öko-Urinale auf die Gehwege gestellt. Die sehen ein bisschen aus wie Briefkästen mit einem Blumentopf obendrauf, sind aber dazu da, dass sich Menschen mit Penissen da hinein entleeren können – für alle anderen funktioniert es ohne Hilfsmittel leider nicht so gut.

Paris reagiert damit darauf, dass es Männern offenbar nicht beizubringen war, eine Kneipe oder öffentliche Toilette aufzusuchen, wenn der Harndrang zu groß war. Sie pinkelten einfach weiter mitten in die Postkartenmotive der ganzen Welt.

Die sogenannten Uritrottoirs sind jetzt also eine schulterzuckende Maßnahme der Stadt Paris, die sich gedacht haben mag: Wenn man schon den Strahl nicht unterbinden kann, lasst ihn uns wenigstens noch irgendwie produktiv nutzen. Aus dem Pipi wird in Verbindung mit Stroh oder Sägespänen nämlich Kompost. Womit ich natürlich nicht sagen möchte, dass Männer Abfall sind, oder so was (siehe hier).

Bäume gießen

Eine kurze Umfrage in meiner direkten Umgebung hat übrigens gezeigt: Freipinkelnde Männer sind richtig unbeliebt bei Menschen ohne Penis. Und ich spreche gar nicht mal von denen, die direkt in Ihren Hauseingang oder in die Bahnhofsunterführung pinkeln. Auch, die, die sich abseits an einen Baum stellen – allerdings immer noch gut sichtbar für alle Vorbeilaufenden.

Es geht dabei gar nicht so sehr um „Pfui, Pipi“, sondern darum, dass Männer es für ganz normal halten, ihre Genitalien und Körperflüssigkeiten öffentlich zur Schau zu stellen. Schaut her, mein Penis kann Bäume gießen! Dürreproblem gelöst!

Derweil quetschen sich Frauen beziehungsweise Menschen ohne Penis in Tankstellenklos, weil sie wissen, dass die zwischenmenschliche Katastrophe ausbrechen würde, sollten sie sich irgendwo mit blanken Backen hinhocken und … pinkeln.

Blumenkübelbriefkasten

Dass Männer sich öffentlich erleichtern, ist dagegen offenbar so normal, dass sie es lieber in Kauf nehmen, an der Uferpromenade in einen Blumenkübelbriefkasten strullernd zu einem Urlaubsfoto zu werden, als mal eben im Bistro à la Petite Courgette freundlich nachzufragen, ob man die Toilette benutzen kann.

Ich jedenfalls kann es kaum erwarten, bei meinem anstehenden Paris-Urlaub einen großen Bogen nicht in, sondern um diese Kästen zu machen. Ich habe stattdessen eine fantastische App installiert, die mir per GPS jederzeit anzeigt, wo gerade die nächste Toilette ist. Sie heißt „Miss Pipi Paris“. Leider verfehlt sie komplett die Zielgruppe.

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Peter Weissenburger
Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Medien.
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10 Kommentare

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  • Männer trinken nun mal mehr Bier als Frauen und müssen dadurch öfter pinkeln. Kann man bei der Taz als männlicher Journalist eigentlich nur arbeiten, wenn man permanent seine Abscheu gegen Männer unter Beweis stellt?

  • Die Männer, die in Grünanlagen pinkeln, suchen in der Regel einen Ort, zwischen den Büschen, bei denen ihnen niemand auf ihren Schniedel schauen kann. Ziemlich übel, Männern zu unterstellen, dass sie möglichst aller Welt ihren Penis präsentieren wollen. In Paris gab es im 19. Jahrhundert hunderte von schön gestalteten Pissoirs, die ab den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts abgebaut wurden. Diese neuen hässlichen, ökologisch wohl einwandfreien, jedoch kaum blickgeschützten Kisten sind ein erbärmlicher Ersatz dafür.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @vulkansturm:

      Man(n) mache mal mit Frauen eine Radtour über Land und schaue, wie sie genauso gerne hinter dem Strauch verschwinden wie die Männer vor ihn pissen. Müssten die die Hose zum Pinkeln runterlassen, würden die auch hinter den Strauch gehen.

      "A Popo" Paris: als ich das erste Mal da war, im am Bois de Boulogne abgestellten Auto erwachte und an die frische Luft wollte, sah ich geradewegs auf das entblößte Hinterteil einer jungen Frau, die gerade ihr Geschäft verrichtete. Vielleicht sind die deutschen Frauen immer noch zu prüde...

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Antifranzösische Tendenzen in diesem Artikel.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "...weil die nicht dazu zu bewegen sind, eine Toilette zu benutzen."

    Das Problem dürft nur dort auftauchen, wo keine Toilette in der Nähe ist. Drum wird jetzt ja nachgeliefert.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Es gibt immerhin 400 sanisettes in Paris:

    www.paris.fr/servi...es-sanisettes-2396

    Die sind kostenlos.

    Dazu kommen hunderte Cafés, in denen man meistens auch nicht sanitär unerwünscht ist.

    Bei diesen komischen Pinkelkisten würde ich keinen Tropfen heraus bekommen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      "Bei diesen komischen Pinkelkisten würde ich keinen Tropfen heraus bekommen."

      Dann sind Sie nicht eins mit Ihrem Körper.

  • In welchen Kreisen verkehren sie, um Gottes Willen?

  • Ja es gibt tatsächlich Menschen, welche die eigenen Genitalien und die anderer Menschen für völlig normal halten, genauso normal wie einen Finger, eine Nase oder Elbogen und ebensowenig anstößig.



    Aber der Autor kann sicherlich darlegen, weshalb das zur Schau stellen eines Penis objektiv schlechter oder minderwertiger ist, als das zur Schau stellen eines Bauchnabels (obgleich schon der Begriff zur Schau stellen in dem Kontext urinieren völlig fehl am Platz ist).

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @BluesBrothers:

      Sie glauben tatsächlich noch an Genitalien?