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Kolumne Die eine FrageDeshalb betet er für die Kanzlerin

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Soll man die AfD entlarven? Ein erschütternder Abend mit Winfried Kretschmann im baden-württembergischen Wahlkampf.

Winfried Kretschmann im Wahlkampf Foto: dpa

D ann holt der baden-württembergische Ministerpräsident kurz aus, um den Rahmen der globalen Flüchtlingsdynamik zu benennen – und da setzt ein Grummeln und Brummeln im Saal ein. Begrenzte Steuerungsmöglichkeiten, lange Prozesse, das wollen manche einfach nicht hören, und nicht alle sind AfD-Claqueure.

Das sind so etwa 700 Leute im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle bei der Wahlveranstaltung der Stuttgarter Nachrichten. Keine rassistischen Zwischenrufe oder Ausfälle. Trotzdem ist es ein erschütterndes Erlebnis. Das Erschütternde ist die Ahnung, wie nah alles an der Kante ist, bei manchen und damit für alle.

Ministerpräsident Kretschmann und die anderen Spitzenkandidaten der Landtagswahl sollen die AfD „entlarven“. Deren Spitzenkandidat Jörg Meuthen agiert auf Grundlage seines Professorentitels und ohne das rechtspopulistische Vokabular einiger Parteifreunde als ehrbarer Missverstandener. Tenor: Flüchtlingskritisch? Klar, aber das sind andere ja auch. Man kann ihn nicht stellen, er ist immer schon weg.

Einige Bundesgrüne versuchen ja nicht nur die AfD, sondern auch die CSU und ihren Ministerpräsidenten Seehofer als „Ermunterer des Mobs“ und „rechte Hetzer“ zu entlarven, ganz besonders eifernde sogar den grünen Parteikollegen Palmer. Die grundsätzliche Frage ist, was man damit erreichen will. Wird damit im grünen Sinne die Welt besser? Werden dadurch Menschen überzeugt und in der Mitte gehalten, wird der Rechtsruck verhindert?

taz.am Wochenende

Montags baden Frauen, zum FKK-Schwimmen kommen Schwule und abends duschen Flüchtlinge. Im Stadtbad Berlin-Neukölln hat jede Gruppe ihre eigene Zeit. Wie sollen wir zusammen leben, wenn wir nicht zusammen planschen können? Dieser Frage gehen wir nach in der taz.am wochenende vom 27./28. Februar 2016. Außerdem: Die Feministin Laurie Penny im Gespräch über die Macht von Science-Fiction und die Schwierigkeit, ein Vorbild zu sein. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Ja, es ist für Menschen mit einer anderen politischen Position manchmal nicht einfach, Seehofer und seine Politik- und Machterhaltungstrategien auszuhalten. Aber er ist und bleibt ein Demokrat. Er ist einer von uns. Und nicht einer von denen. Grüne, die Demokraten an den rechten Rand schieben, stärken nicht die Demokratie, sondern den rechten Rand. Das ist fahrlässig.

Merkels grüner Stalker

Als der AfD-Themenblock beendet ist, will plötzlich auch der CDU-Kandidat Guido Wolf mitreden und nennt den Ministerpräsidenten den „großen Kanzlerinnen-Versteher“. Kretschmann sei Merkels grüner „Stalker“, hat man in seiner Landtagsfraktion gehöhnt, und dass er für sie betet, wird in allen Lagern belächelt. Dann soll Kretschmann antworten.

„Was mich umtreibt, was auch die Kanzlerin umtreibt“, sagt er leise: „dass Europa an der Flüchtlingsfrage zerbrechen könnte.“ Das Grummeln und Brummeln erstirbt. „Wer, um Gottes Willen, soll denn Europa zusammenhalten, wenn nicht die Kanzlerin?“, sagt Kretschmann noch leiser. „Deshalb habe ich gesagt, ich bete jeden Tag für die Kanzlerin.“

Es ist Wahlkampf, es ist eine Showveranstaltung, aber sie nehmen ihm ab, dass das hier keine Show ist, sondern todernst.

Jetzt hat er sie. Es ist Wahlkampf, es ist eine Showveranstaltung, aber sie nehmen ihm ab, dass das hier keine Show ist, sondern todernst. Erst ist es ganz still, dann bricht Beifall los, der größte des ganzen Abends. Von da an hören sie ihm zu.

Was ich sagen will: Rassisten wählen Rassisten. Das wird durch „Entlarvung“ nicht geändert, sondern bestätigt. Es gibt eine emphatische Bürgergesellschaft aus Grünen-, CDU- und SPD-Wählern, die teilweise aktiv engagiert ist. Aber es gibt jenseits der Grünen-Wähler Menschen, die sich schwer damit tun, dass alles sehr kompliziert ist, dass es nur europäisch geht, dass dieser Krieg im Nahen Osten auch ihrer sein soll.

Es hilft nicht, denen zu sagen, dass sie in die Hölle kommen, wenn sie AfD wählen. Moralische Scharfrichter sind Spalter. In dem Grummeln und Brummeln einer zum Teil hyperventilierenden Gesellschaft muss man mit seinen Worten und mit seiner Politik so verantwortungsvoll umgehen, dass der ganze Laden zusammengehalten wird.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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45 Kommentare

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  • "todernst. Erst ist es ganz still, dann bricht Beifall los, der größte des ganzen Abends."

     

    Zum kaputt lachen.

    • @H.G.S.:

      ".... ein enden wollender Beifall..."; aber

       

      Dess "...der größte des ganzen Abends."

      Alfred Polgar hätt soi Spaß g´habt;) - Nu - & doch - doch & H.R.? U 2 ;)

      Ja - & dess gehört - Hanoi -

      Neet - & - Neet - & Hanoi Neet -

      Nich in den Focus et al.

      Nein - Das gehört - ahfaz -

      All´ahs & inderr taz!

      Danke;-()

    • @H.G.S.:

      Curts-Malheur -

       

      Nannte das hier - schonn -

      Ming Mouder04;)

  • Unsinn! Peter Unfrieds Kommentar gehört nicht "in den 'Focus', die 'Welt' oder den 'Cicero'". Er gehört in die taz. Mindestens so sehr, wie Ihrer und meiner. Einem Streit, der nötig ist, damit es vorwärts geht, sollte man nicht durch Abschieben aus dem Weg gehen.

     

    Wem hilft es schon, wenn die Andesdenkenden ständig im eigenen Saft schmoren? Der Sache nicht. Ich, jedenfalls, bin Herrn Unfried dankbar dafür, dass er seine Überzeugungen hier so ehrlich ausbreitet. Etliche andere "Querdenker" haben leider schon das Handtuch geworfen und sind abgewandert. Da hin, wo das Gras grüner schien. Gebessert hat sich dadurch nichts.

    • @mowgli:

      Bald gras ich am Neckar…;)

       

      Gib's zu - reine Ablenkung - gell¿!

      Will'scht nur's Groscherl

      Für'n Focus spaarn!

      White Sox Sandalista!

  • Peter Unfried traue ich zu, dass er Horst Seehofer persönlich kennt. Ich hatten bisher das Vergnügen nicht. Ich kann Horst Seehofer nur anhand seiner öffentlichen Statements beurteilen. Und an der Stelle brauche ich keinen Spitzen-Grünen der den Mann als "Ermunterer des Mobs" und "rechte Hetzer" entlarvt, damit ich ihn erkenne. Das macht der Kerl schon selber jeden zweiten Tag.

     

    Nein, die Welt wird davon kein bisschen besser im grünen Sinne. Und vermutlich wird auch nicht ein einziger Mensch dadurch "überzeugt und in der Mitte gehalten", der da nicht schon steht. Der Rechtsruck wird nicht verhindert, wenn Horst Seehofer sich an die Spitze der Bewegung stellt. Im Gegenteil. Wer rechts ist, ist dankbar für jeden Führer, dem er folgen kann, ohne seine Überzeugungen aufgeben zu müssen.

     

    Herr Unfried irrt. Es geht nicht darum, dass es "für Menschen mit einer anderen politischen Position manchmal nicht einfach [ist], Seehofer und seine Politik- und Machterhaltungstrategien auszuhalten". Ob Seehofer noch Demokrat ist oder nicht, wäre mir völlig egal, wenn er nicht Führer sein und bleiben wollte. Nein, er ist keiner von uns, der gute Horst. Er ist einer von denen. Und auch Herr Kretschmann irrt. Europa wird nicht "an der Flüchtlingsfrage zerbrechen", sondern an Männern seines Schlages. "Rassisten wählen Rassisten". Ich glaube kaum, dass Beten hilft dagegen.

     

    Übrigens: Dass moralische Scharfrichter "Spalter" sind, mag sein. Aber wer mir beweisen will, dass er "mit seinen Worten und mit seiner Politik so verantwortungsvoll umgeh[t], dass der ganze Laden zusammengehalten wird", der sollte mir nicht einreden wollen, dass es nur diese eine Front gibt: Diesseits die "emphatische Bürgergesellschaft aus Grünen-, CDU- und SPD-Wählern", da der tumbe Rest, der nicht zu retten ist. So reden Leute, die schon aufgegeben haben.

    • @mowgli:

      "Peter Unfried traue ich zu, dass er Horst Seehofer persönlich kennt."

       

      Das ist auch das Mindeste, was man von einem integren Menschen erwarten kann.

  • Merkels Europa, für deren Erhalt die baden-württembergischen ... irgend jemand hat mal geschrieben: "identitären Superökos" beten wollen,

    ist ein Europa der Wirtschaft (ganz besonders der deutschen in Baden-Württemberg) auf Kosten all derjenigen, die nicht zu einer kleinen wirtschaftlichen oder technologischen Elite gehören.

    So ein Europa soll zum Teufel gehen!

    (und damit mein' ich nicht denm ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten)

  • Jetzt wäre es doch endlich mal allerhöchste Zeit, das der Allerhöchste auf die Erden kommt und endlich mal ein Machtwort spricht und göttliches Handeln dem Elend ein Ende macht.

    Aber er kommt nicht. Wetten dassss???

    Wir bleiben weiter auf unfähigen Politikern sitzen. Was für ein Krampf.

    • @Querdenker:

      Sind Sie fähiger?Wenn ja,bringen Sie sich ein.LösenSie den Krampf.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Querdenker:

      "Wir bleiben weiter auf unfähigen Politikern sitzen. Was für ein Krampf."

       

      Anstelle des "Allerhöchsten"(?) würde mir der allergrößte Allerwerteste schon reichen, der sich auf die "unfähigen Politiker" setzt und den Krampf mit dem beendet, was der am besten kann: Zu____________.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Wir brauchen weder einen "Allerhöchsten" noch einen "Allerwertesten". Wir brauchen eine zündende Idee und eine oder einen, der sie öffentlich vertritt. Angela Merkel wird es leider nicht sein können. Sie ist zu abhängig von den diversen Männern in ihrem Leben.

        • @mowgli:

          Jedenfalls gibt es derzeit genug Leute mit zündelnden Ideen.

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

            Die haben keine Ideen, die wollen nur nachmachen, was sie in den Medien gezeigt bekommen.

  • Seehofer und seine CSU arbeiten ja nun mit allem Nachdruck, Engagement und Verve daran, nicht länger mit Demokraten verwechselt und als "demokratisch" missverstanden zu werden. Da sind die offene Verhöhung von Grundrechten und der Verfassung, die Verbotsfantasien per Gerichtsbeschluss gegen eine Regierung, bei der man selbst mit am Tisch sitzt (aber eben nicht das ALLEINIGE Sagen hat), nur einige Anhaltspunkte. Hätte die CSU bundesweit noch mehr Einfluss, Deutschland wäre als "Demokratie" irgendwo zwischen Polen, Weissrussland und Ungarn angekommen.

     

    Und in "die Hölle" kommt da nicht das Stimmvieh, sondern lediglich die drum herum, die "anderen" - erstmal ganz aktuell also die Flüchtlinge.

     

    Herrn Unfried wünscht man da schon, endlich in der Realität anzukommen, der taz, dass sie noch ein Gespür dafür entwickelt, wann sie Kommentare abdruckt, die eigentlich in den "Focus", die "Welt" oder den "Cicero" gehören.

    • @cursed with a brain:

      scho klar - but

       

      Outsourcing du taz - wie halt überall

      Chefle - kommt halt selten vor - denn Fall

      Dess wußt doch schonn Good Ol Varus

      kurz - phallus clarus;)(

  • Herr Unfried bleibt den Beleg schuldig, dass die AFDler keine Demokraten und Seehofer/Pamlemr keine "Ermunterer des rechten Mobs" sind. Dass ihm und mir und vielen anderen letztere beiden Herren symphatischer sind - ok, gut - aber die Kategorien "gut", "schlecht", "demokratisch/undemokratisch", "rassistisch" sind da wohl etwas durcheinander geraten.

     

    Was der Autor hier macht, ist eine Verschiebung der Grenze des moralisch Akzeptablen in Richtung Neoliberalismus (von Union, SPD und Grünen), Geschichtsvergessenheit und (europäischer wie weltweiter) Entsolidarisierung/"Obergrenze" (bei denselben Parteien) unter Zuhilfenahme des allen gemeinsamen "anderen" (der undemokratischen und rassistischen AFD). Er beschreitet damit den Weg vieler Franzosen, bei denen es demnächst egal sein wird, ob Konservative, Sozialisten oder Front National regieren - alle rassistisch, alle undemokratisch, der FN vielleicht im Moment noch etwas sozialer.

    Machen wir's doch lieber anders - nämlich am besten eine anti-rassistische, demokratische und soziale Politik.

    (Hört sich mein Kommentar allzusehr nach "von gestern" an, sollte man vielleicht über das Heute nochmal nachdenken!)

    • @MontNimba:

      »Was der Autor hier macht, ist eine Verschiebung der Grenze des moralisch Akzeptablen in Richtung Neoliberalismus (von Union, SPD und Grünen), Geschichtsvergessenheit und (europäischer wie weltweiter) Entsolidarisierung/"Obergrenze" (bei denselben Parteien) unter Zuhilfenahme des allen gemeinsamen "anderen" (der undemokratischen und rassistischen AFD).«

      Das ist als Overton-Fenster bekannt: http://de.wikimannia.org/Overton-Fenster

      • @Tatzelbrumm:

        Danke. Wieder was gelernt.

  • Winfried Kretschmann schwätzt daher und versagt, am Rockzipfel Angela Merkels hängend welche es bereits zustande gebracht hatte die - von ihrem Ziehvater hastig zusammengezimmerte - Konstruktion Europa im Falle Griechenlands, alles andere als humanitär, scheitern zu lassen.

     

    Da mag man/frau Europa nicht nur einer weiteren recht willkürlichen Belastungsprobe aussetzen - da mag man es bis an die Grenze der Zerstörung austesten, mit weitschweifenden Gesten.

     

    Ein wohlsituiertes Publikum kann Herr Kretschmann mit seinen pathetischen Phrasen becircen. Sein Geschwätz geht aber an der Realität vorbei. In der Flüchtingsfrage geht es nicht nur um geografische Verteilung sondern - wenn es nicht nur um Asyl gehen soll, aber was die Kanzleriin hierzu vor 2 Wochen sagte ist auch schon wieder "weg"? - um kulturelle und wirtschaftliche Integration in ein Krisensystem.

     

    Im Werbespot zieht sich Herr Kretschmann in seine Holzwerksatt zurück und fährt dann selbstzufrieden mit dem Daimler davon. "Regieren ist Stilfrage" - Probleme sind Nebensache.

     

    Das ist nicht nur Grüne Afterpolitik (die Politik einer Kindergartenpartei mit zensorischen Anwandlungen, siehe jüngst M. Beck) - das ist Unpolitik, Politik welche, im Gewande der Politik, Politik abschafft.

  • In diesem Artikel wird mir zuviel untergejubelt. Zitat: "Aber es gibt (...) Menschen, die sich schwer damit tun, (...) dass dieser Krieg im Nahen Osten auch ihrer sein soll."

     

    Ganz sicher !! Dieser Krieg im Nahen Osten ist weder meiner, noch der Krieg Deutschlands. Der Autor will uns da mal eben, so ganz locker und sachte en passant, in den Nahostkrieg hineinziehen. Dem gehört auf die Tastatur geklopft.

     

    Die USA und ihre elenden Vasallen sollen einfallen, wo sie wollen - aber ohne mich und ohne Deutschland.

    • @Tom Bresser:

      Ich habe eine bessere Idee: Statt Herrn Unfried auf die Tastatur zu klopfen, sollte man ihn bitten zu erklären, wieso der Krieg im Nahen Osten auch unser Krieg ist. Vielleicht erstehe ich es dann. Dass Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, habe ich nämlich bisher auch noch nicht kapiert. Und dass sich daran etwas ändern wird, wenn man mir beweist, dass die afghanischen Helfer der Hindukusch-Deutschen keine Hilfe zu erwarten haben von den selbsternannten Freiheits-Helden, kann ich mir erst recht nicht vorstellen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        "Dass Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, habe ich nämlich bisher auch noch nicht kapiert."

         

        Struck wahrscheinlich auch nie,

        und jetze isser tot, der Exverteidigungsminister.

  • In diesem Artikel wird mir zuviel untergejubelt. Zitat: "Aber es gibt (...) Menschen, die sich schwer damit tun, (...) dass dieser Krieg im Nahen Osten auch ihrer sein soll."

     

    Ganz sicher !! Dieser Krieg im Nahen Osten ist weder meiner noch der Krieg Deutschlands. Der Autor will uns da mal eben, so ganz locker und sachte en passant, in den Nahostkrieg hineinziehen.

     

    Kommt überhaupt nicht in die Tüte. Die USA und ihre elenden Vasallen sollen einfallen, wo sie wollen - aber ohne mich und ohne Deutschland.

  • "Besorgte Bürger" ist ja inzwischen quasi zu einem Euphemismus für bürgerliche Rassisten geworden. In meinen Augen steckt aber noch etwas ganz anderes in diesem Begriff: Sozioökonomische Studien haben klar gezeigt, dass in den vergangenen Jahrzehnten mit der steigenden Ungleichheit zum Beispiel Angststörungen deutlich zugenommen haben. Ängste und Sorgen - genau das klingt im Begriff der "besorgten Bürger" an. Entweder fällt ihnen der Zusammenhang mit der Ungleichheit nicht auf, oder, wahrscheinlicher, trauen sie sich lediglich nicht, ihren Ärger gegen die Reichen zu richten und lehnen deshalb lieber Flüchtlinge ab.

     

    In stark ungleichen Gesellschaften gibt es große Statusunterschiede. Wer in eine wohlhabende Familie hineingeboren wird, hat viel mehr Möglichkeiten, sich im Leben "selbst zu verwirklichen", als ein bedürftiger Klassenkamerad. Dass damit in allen Teilen der Gesellschaft größere Abstiegsängste einhergehen, liegt auf der Hand. Wenn die Lebensverhältnisse unterschiedlicher Sphären der Gesellschaft auseinanderdriften, wirkt sich das auch auf die Toleranz der Menschen aus.

     

    Ich gehe davon aus, dass wir alle ein unterschiedlich großes Maß an Toleranz für andere Sichtweisen haben. Es hängt von eigenen Lebensentscheidungen, aber auch vom Umfeld ab, in welchem Maß wir bereit sind, Andersartigkeit zu akzeptieren. Wenn nun aber die individuelle Toleranzbereitschaft von wachsenden gesellschaftlichen Statusunterschieden immer mehr strapaziert wird, vermute ich, dass die Bereitschaft zur Toleranz gegenüber Menschen in Not, mit anderer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung etc. in vielen Fällen entsprechend sinken wird - zumindest bei Menschen, die nicht zu ständiger Reflexion bereit oder fähig sind. Und davon gibt es ja viele.

    • @Smaragd:

      Sind etwa Menschen in Not, Migranten und Homosexuelle die Ursache von Statusunterschieden?

       

      Es muß mit diesem Faschistenversteherunfug endlich aufgehört werden.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Wie zum Teufel kommen Sie darauf, dass ich Menschen in Not die Schuld für Statusunterschiede in die Schuhe schieben möchte? Hallo? Haben Sie meinen Beitrag überhaupt gelesen?

         

        Das Einzige, was ich sagen will, ist, dass wir ohne eine anständige Umverteilung des Reichtums von oben nach unten den Rassismus nie besiegen werden. Es gibt keine Rechtfertigung für Hass; es gibt keine Rechtfertigung dafür, seinen Frust gegen Schwächere zu richten.

         

        Ebensowenig gibt es aber eine Rechtfertigung dafür, in der Abwehr gegen Rechts aus den Augen zu verlieren, dass ein Großteil dieses Frustes eben von der sozialen Ungleichheit herkommt. Nur dass halt leider nicht jeder in dieser Welt genug Hoffnung hat, als dass er es für sinnvoll hielte, sich aktiv für eine fairere Verteilung des Reichtums zu engagieren. Viele Menschen sind da sehr zynisch und sagen, die Politiker tun da doch eh nichts, also was soll's. Und dann kommt der Frust in tendenziell rechtsgerichteten Sprüchen raus.

         

        Bei mir am Arbeitsplatz fallen auch schon mal rechte Sprüche. Meist sind sie eher gedankenlos dahergesagt. Meine Erfahrung ist, dass es sich dann lohnt, die soziale Ungerechtigkeit zu kritisieren und zu sagen, dass es sich doch viel eher lohnt, dagegen zu kämpfen als gegen Schwächere. An dieser Stelle kann man manche Menschen, die drohen nach rechts abzudriften, abholen und vielleicht keinen kompletten Konsens herstellen, aber doch zumindest dem Gespräch eine andere Richtung geben. Eine, die mir persönlich sinnvoller erscheint.

         

        Ja, wir haben auch einen Neonazi in der Abteilung. Aber den meine ich hier nicht. Mit dem diskutiere ich nicht, das macht in meinen Augen schlicht keinen Sinn. Umstimmen werde ich ihn eh nicht können.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Hört, hört: Markige Worte passend zur Flagge!

         

        Alles klar so weit. Es muss "endlich aufgehört werden" mit dem "Faschistenversteherunfug". Deportieren wir doch einfach alle, deren Meinung uns nicht passt, hinter den Ural oder nach Zentralafrika. Wobei - haben wir da eigentlich noch "Raum" als Volk? Nein? Macht nichts. Sperren wir sie eben ein, diese "Faschisten". Sind ja nur ein paar Hunderttausend – Tendenz: rasch zunehmend. Allerdings könnte das ganz schön teuer werden. Auch in der Zukunft, meine ich. Die DDR hat es versucht und nicht mal 50 Jahre überlebt. Na ja, vermutlich bloß, weil sie von Ökonomie nicht viel verstanden hat. "Dem Westen" kann so etwas nicht passieren, gel?

        • @mowgli:

          Mal langsam mit die jungen Pferde! Man kann doch mit dem "Faschistenversteherunfug" ganz ohne Deportationen und Inhaftierungen sofort aufhören. Nicht mehr und nicht weniger wird doch hier völlig zu Recht gefordert.

    • @Smaragd:

      Aus diesem Grund befürchte ich, dass wir den wachsenden Rassismus nur dann "kleinkriegen" können, wenn wir die Ungleichheit wieder in den Griff bekommen. Das kann durch Umverteilung über Steuern und Sozialleistungen funktionieren, oder wie in Japan dadurch, dass bereits die Einkommen vor Steuern ähnlicher sind als im Westen. Viele Wege führen nach Rom - nur um eine Bekämpfung der Ungleichheit werden wir kaum herumkommen, wenn unser Land für Flüchtlinge sicher sein soll.

  • Was haben Sie nur, Herr Unfried? Die Grünen sind doch längst selber am linken Rand des rechten Rands angekommen. Also seien Sie doch Zufried.

  • Wer braucht denn hier überhaupt "Demokraten" wie Seehofer, Kretschmann und Palmer, wenn die mit etwas gedrechselteren Worten doch nur dasselbe fordern und umsetzen wie die Rassisten von der AfD und ihrer zahllosen Faschos im Keller? Das ist lediglich eine Wiederbelebung babylonischer Sprachverwirrung, um so von der allgemeinen supranasalen Hohlheit irgendwie noch ablenken zu können. Merke: Rassistische Politik wird keinen Deut besser, nur weil sie auch von CSU und Grünen befördert wird.

    • @Rainer B.:

      "Wer braucht denn hier überhaupt "Demokraten" wie Seehofer, Kretschmann und Palmer, wenn die mit etwas gedrechselteren Worten doch nur dasselbe fordern und umsetzen wie die Rassisten von der AfD und ihrer zahllosen Faschos im Keller?"

       

      Jene, die gern Braun mit strahlend weißer Weste darüber tragen - sie freuen sich vor allem über die vollständig ideologisch abbaubaren Weißmacher und Weismacher aus der grünen Partei.

  • Ob eine bürgerlich-konservative Partei nun unter dem Label "CDU" oder "Bündnis 90/Die Grünen" auftritt. ist doch einerlei. Viel schlimmer ist doch, dass die einzige Partei, die es aufgrund ihrer Geschichte besser wissen müsste, gerade vom massereichen Vorsitzenden niedergedrückt wird.

    • @Perdita Durango:

      Schön wär‘s! "Die einzige Partei, die es aufgrund ihrer Geschichte besser wissen müsste" wird leider nicht nur "vom massereichen Vorsitzenden niedergedrückt", sondern auch von der Aufsteigermentalität ihrer Basis. Wer etwas werden will in einer etablierten Partei, der muss sich gut stellen mit deren Führern. Er wird sonst gar nicht erst aufgestellt als Kandidat und kann also auch nicht gewählt werden. Das ist organisierte Alternativlosigkeit, nicht nur Masse.

      • @mowgli:

        In welcher Partei ist es anders?

  • Ja - hier geht's wieder ab -

    Keine Frage ~>

     

    "…Was ich sagen will: Rassisten wählen Rassisten. Das wird durch „Entlarvung“ nicht geändert, sondern bestätigt.…

    Aber es gibt jenseits der Grünen-Wähler Menschen, die sich schwer damit tun, dass alles sehr kompliziert ist, dass es nur europäisch geht, dass dieser Krieg im Nahen Osten auch ihrer sein soll.…" - ……?…. hä? Spätzle¿!

     

    kurz - es hilft nur noch beten,

    Damit die nicht in die Hölle kommen!

    Peter Unfried - Der Ansager -

    Keine Frage;)

    Na Servus.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Autor des Neo-Öko-Klassikers und Bruder des besseren Unfrieds, stets eine Erwähnung wert.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Manchmal schonn -

        Aber nur wg Wahrheit du taz -

        2. Ordnung!;-D

  • Und weil Seehofer so ein Demokrat ist, geht er auch bei astreinen Demokraten wie Orbán oder Putin hausieren. Oder sollte ich sagen "lupenreinen"?

    • @Christian:

      Seehofer ist der Turbolader der AfD. Will der 2017 die Kanzlerschaft übernehmen und setzt dabei auf die AfD?

    • @Christian:

      Das aendert doch nichts daran, dass Seehofer ein Demokrat ist. Gabriel ist auch nach Kuba gereist, ohne dass er dadurch Kommunist wird.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Wären die sozialen Gräben nicht seit vielen Jahren ausgehoben, vertieft und befestigt, würde darin heute kein Krieg geführt. An dieser Stelle müsste man zunächst einmal befrieden und ein positives Leitbild der Gesellschaft (in Europa und in der Welt) entwickeln. Die SPD wird an dieser Kellerleiche nicht vorbeikommen. Erst hier und heute, wo die SPD mit 180 Sachen gegen die Wand rast, wächst Mr. Zickzack ein Gedächtnis.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @24636 (Profil gelöscht):

      "Erst hier und heute, wo die SPD mit 180 Sachen gegen die Wand rast, wächst Mr. Zickzack ein Gedächtnis."

      Eh zu spät. Das Gedächtnis wächst vielleicht, während das sozialdemokratische Gewissen geschrumpft wurde.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Die SPD ist schon vor 20 Jahren von Schröder & Co gegen die Wand geklatscht worden, zusammen mit den letzten Resten politischen Anstandes und sozialer Verantwortung, übrigens.

         

        Gabriel und die vor ihm sind doch nur noch damit beschäftigt, die zerschmetterten Überreste abzukratzen und an den nächsten Verwerter zu verschachern.