Kolumne Die Kriegsreporterin: Breaking News
Das taz-Abo bietet Schlauheitsgarantie. Martin Walser und viele andere verlieren mal was und „brand eins“ lässt sein Sonderheft von der Pharma-Industrie bezahlen.
H allo taz-Medienredaktion! Oh, oh, oh! Die taz, also die unsichtbaren Leute, für die du und ich arbeiten, haben im Spiegel eine Anzeige geschaltet, in der sie den Menschen, die die taz abonnieren, eine Schlauheitsgarantie geben. „Wenn Sie nach fünf Wochen nicht klüger sind“, heißt es da, „erhalten Sie Ihr Geld zurück.“ Also ehrlich gesagt, das setzt mich ganz schön unter Druck. Leute schlau machen zu müssen. Vor allem hätte das einem ja mal einer sagen können, vorher. Und fragen, ob man das auch leisten kann.
Also, mit dieser Ausgabe werde ich bemüht sein, meinen Beitrag zu leisten. Denn ich habe keine Lust, schuld zu sein, wenn die Leute so blöd bleiben, wie sie sind. Oder die taz Geld zurückzahlen muss. Beziehungsweise ich am Ende noch was von meinen Kröten wieder hergeben muss, nachdem so ein „Berater“ von Porsche Consulting geprüft hat, ob meine Artikel schlau machen. Obschon die taz sicherlich nicht wie der Stern Leute von Porsche holen würde, sondern eher von irgend so einem peinlichen Liegerad-Hersteller.
Also aufgepasst, hier kommt Information: Im Pressebereich der O2-Arena in Hamburg, wo sich die Journaille im Rahmen der HSV-Gala aufhielt, gibt es keinen Handy-Empfang. Ich meine, so blöd muss man erst mal sein, als Veranstalter! Schlauheit zwei: Markus Lanz kann seine Sache gut oder schlecht machen, „Wetten, dass ..?“ ist und bleibt eine biedere Sendung.
berichtet wöchentlich von der Medienfront. Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de
Und, Ding drei, dann muss es auch reichen: Die legendäre Kantine des Spiegel, der Interieur gewordene Trip von Verner Panton ist – zumindest in Teilen – ab dem 20. Oktober im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen. Wer also verstehen will, warum die Überschriften im Blatt über vier Jahrzehnte lang so gaga waren, muss da hingehen! So, ich wette, 97 Prozent der Neu-Abonnenten sind jetzt schlauer, als sie es ohne Abo wären, womit jeglicher Anspruch auf Geldrückzahlung mal ganz schnell in der Pfeife geraucht werden kann.
Ansonsten war für mich die Meldung der Woche die, dass Martin Walser sein Tagebuch verloren hat. Diese shocking News hat die dpa verbreitet und so mancher hat es gedruckt. Womit sich die dpa in diesen schwierigen Zeiten ein weiteres Geschäftsfeld eröffnet: den Suchdienst. Ab sofort tut die Agentur kund, wenn wichtige Menschen wichtige Dinge verlieren. Auf dass alle mitsuchen. Cem Özdemir sein Haarteil. Lothar Matthäus die Freundin. Andrea Kiewel den Verstand. Dabei könnte die dpa wieder etwas ruhiger durchatmen, jetzt, wo der Konkurrent dapd pleite ist.
Was ja laut dapd die Schuld vom ZDF ist. Weil die der dpa das Zehnfache gezahlt hätten. Dass man mit so einer Logik pleite macht, wundert mich nicht! Erst mit Dumpingpreisen den Markt zerhauen und dann anderen die Schuld geben, wenn die Billig-Rechnung nicht aufgeht. Wobei man schon einmal mit denen ein ernstes Wörtchen reden könnte, die mit dem Nachrichten-KiK Geschäfte gemacht haben und meinten: Hauptsache billig und damit in Kauf genommen haben, dass der Wert „Nachricht“ keiner mehr ist.
Eigentümlich auch das Verständnis der brand einsler, die dem Presserat untersagt haben, zu behaupten, dem Sonderheft, welches die Pharma-Industrie finanziert habe, liege keine klare Trennung von Redaktion und Werbung zugrunde. Wo doch das Heft so gemacht ist, dass der Konsument denkt: „Oh, brand eins!“ Aber der ist eben einfach zu blöd, wie der Presserat auch, wenn er nicht schnallt, dass „brand eins Wissen GmbH & Co. KG“ eine Verlagstochter ist, die nichts mit „brand eins Redaktions GmbH & Co. KG“ zu tun hat. Also immer zuerst das Impressum lesen! Mit diesem guten Rat zurück nach Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
Verbotskultur auf Social Media
Jugendschutz ohne Jugend