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Kolumne Die FrauenfußballversteherDer Harry will die Peter, weiß der Guido

100 Leute schauen immer zu, wenn der FC Bayern trainiert. Zurzeit reden sie sogar auch mal über die Weiber.

S chön gemacht, Luis! Jupp Heynckes freut sich, dass sein Spieler die Übung endlich kapiert hat, und die Menschen, die am Rande des Trainingsplatzes des FC Bayern an der Säbener Straße stehen, nicken sich zu. Hab ichs doch gsagt, sagt der Guido. Die anderen zollen ihm Respekt. Wer ist denn der Braune da, hatten sie sich gerade sich noch gefragt. Und der Guido hat es gewusst. Der wo vom Hopp gekommen ist, hat er gesagt, der Dings, wo der Rangnick hinterher gekündigt hat. Und jetzt haben sie die Gewissheit: der Luis ist es.

Gut 100 Männer – ich warte im Auto, hat die Frau von einem gesagt – sind zum Vormittagstraining des FC Bayern gekommen. Auch ein paar Kinder sind da. Manche von den Männern sind zweimal in der Woche da. Der Guido zum Beispiel. Andere kommen nur ein paar Mal im Jahr. Und ein paar Touristen sind zum ersten Mal in der Bayernwelt und zeigen ihren im Fanshop frisch eingekleideten Buben die große Welt des Fußballs.

So wild schaut der gar nicht aus, wie alle immer tun, sagt der Guido und zeigt auf Rafinha. Und der Harry, der den Guido kennt, weil auch er oft an der Säbener Straße seine Vormittage verbringt, sagt, dass der Hoeneß auch einen anderen hätte nehmen können. Der Nerlinger, korrigiert der Guido. Und wen eigentlich, fragt er noch. Peter, sagt der Harry. Und der Guido drauf: nie gehört. Wo spielt der? Die, sagt der Harry und: weiß ich nicht, auf jeden Fall für Deutschland. Und dann schwärmt er. Die Babett Peter, das ist ein Typ, sagt er, wie die reingeht. So hat er früher auch gespielt, erzählt er, beim BSC Sendling in der Kreisklasse. Und dann schwärmt er weiter über den Frauenfußball, findet, dass der durchaus was mit Fußball zu tun hat, und sagt, dass das vor zehn Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre.

Bild: urbach

ANDREAS RÜTTENAUER ist Redakteur im WM-Team der taz.

Der Guido steht daneben, schaut den Harry an, starrt ihn an und braucht eine gute Weile, bis er die Frage rausbringt: Aber dann ist der Peter ja eine Frau? Und fragt nach: für die Weibermannschaft meinst jetzt, oder? Der Harry schüttelt den Kopf. Die ist doch wie ein Mann, als Frau interessiert mich die doch gar nicht, nur als Fußballer, und da ist die Spitze. Als Fußballerin, berichtigt der Guido und der Harry schüttelt den Kopf. So genau nimmst du das doch sonst nicht.

Den Olic mögen beide, auch wenn er die komplizierte Passübung am spätesten von allen kapiert. Dafür schwitzt er so schön. Weil der immer so reingeht, mögen sie ihn. Und jetzt glaubt der Guido, dass er Oberwasser hat. Das ist doch genau der Unterschied zu den Weibern. Und der Harry wird nachdenklich. Stimmt schon. Am Nachmittag wird er sich trotzdem ein Spiel anschauen. Ich weiß gar nicht, was kommt, aber das Wetter soll ja schlecht sein, und dann läuft eh nichts anderes. Auch der Guido wird sich vor den Fernseher setzen. In den Biergarten könnte er auch nicht gehen, wenn es schönes Wetter wäre. Bei jedem Schluck spürt er seine gichtigen Zehen. Und der Sommer ist noch so lang. Er weiß gar nicht, wie er das machen soll. Am 26. Juli spielt Bayern gegen Barcelona und Inter Mailand um irgendeinen Autoherstellerpokal. Das wird auch übertragen, weiß der Guido. Bis dahin will der Guido seine Gichtprobleme wieder im Griff haben. Frauenfußball geht auch ohne Bier. Dann ist aber auch wieder gut mit den Weibern.

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Andreas Rüttenauer
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