Kolumne Der rechte Rand: Die unauffällige zweite AfD-Stiftung
Lange gab's Streit um eine AfD-nahe Stiftung. Dabei führt der Abgeordnete Wilhelm von Gottberg bereits seit 2009 eine rechte Stiftung.
![Ein älterer Mann hält im Stehen eine Rede Ein älterer Mann hält im Stehen eine Rede](https://taz.de/picture/3034635/14/95978704.jpeg)
Über Monate lief in der AfD ein Streit um die Gründung einer parteinahen Stiftung, bevor eine Mehrheit für die Desiderius-Erasmus-Stifung unter der Leitung von Erika Steinbach gefunden wurde. Aus dem Milieu der Vertriebenen-Verbände hatte da schon längst ein AfD-Bundestagsabgeordneter aus Niedersachen gehandelt: Wilhelm von Gottberg. Der ehemalige Bundesvorsitzende der „Landsmannschaft Ostpreußen“ (LO) führt seit 2009 die „Stiftung Bildung und Erinnerung“.
Eine breite Öffentlichkeit sucht die allerdings nicht. Im Internet unterhält sie keine eigene Webseite. Im niedersächsischen Stiftungsverzeichnis ist sie mit Sitz in Lüchow eingetragen und zur Ausrichtung heißt es kurz und knapp: „Förderung der Völkerverständigung und die Förderung der Dialogbereitschaft zwischen den jungen Menschen in den Staaten Europas“. Mehr muss nicht angegeben werden – mehr wird nicht angegeben.
Die Ausrichtung der vermeintlichen Völkerverständigung erschließt sich ohnehin stärker über den Vorsitzenden. Bevor Gottberg 2013 zur AfD ging, gehörte der 78-Jährige wie Steinbach zum harten weit rechten Spektrum der CDU. Bei der Fünfzigjahrfeier der „Landsmannschaft“ im Jahr 1998 beklagte er, dass den Vertriebenen die „Rückkehr in unsere Heimat Ostpreußen“ verwehrt bliebe und er forderte eine Aufhebung der damals bestehenden Visumspflicht, damit das „Menschenrecht auf die Heimat“ auch für die Deutschen gelten könnte.
Er forderte zudem „zweisprachige Ortsschilder“ und eine „staatlich geförderte Volksgruppenautonomie für Deutsche“ in Polen. Nicht ohne zu erklären: „Wir warten schon lange auf eine offizielle Bitte um Vergebung durch Polen, Tschechien und Russland für die völkermordartigen Vertreibungsverbrechen“.
Gottberg will Schluss machen mit „Kult der Schuld“
Drei Jahre später beklagte Gottberg in einem Leitartikel des „Ostpreußenblatts“, dass zur „Kriminalisierung der Deutschen“ immer noch „der Völkermord am europäischen Judentum herangezogen“ werde. Mit Rückgriff auf den italienischen Neofaschisten Mario Consoli schrieb er, diese „Propaganda-Dampfwalze wird mit den Jahren nicht etwa schwächer, sondern stärker, und in immer mehr Staaten wird die jüdische ‚Wahrheit‘ über den Holocaust unter gesetzlichen Schutz gestellt“. 2017 versuchte er diese Aussage zu relativieren. In seiner Bewerbungsrede für die Bundestagskandidatur im selben Jahr versprach er sich für das Ende des „Kults der Schuld“ im Bundestag einzusetzen.
Vom 16. bis 18. November plant die Stiftung ihr Herbstseminar in Lüneburg. Im Hotel Seminaris wollen sie über „Die deutsche ‚Revolution‘ von 100 Jahren (1918)“ diskutieren. Gesamtleiter und einer der Redner: Gottberg.
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