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Kolumne BesserDie Augen, der Geruch, die Eierstöcke!

Es ist keine Glaubensfrage: Der Fisch hat immer Recht. 14 Dinge, die Sie über Fisch wissen müssen (weil für 15 Dinge kein Platz ist).

Lecker Fisch. Bild: dpa

1 . Wer Fisch kauft, kauft den Fisch, der frisch im Angebot ist.

2. Wie frisch ein Fisch ist, erkennt man am an den Augen, den Kiemen oder dem Geruch. Die Augen dürfen blutunterlaufen sein, aber das Weiße muss sich scharf von der Pupille trennen. Die Kiemen sind nach Fischart orange oder rot, bei frischem Fisch aber immer in knallend leuchtenden Farben. Fisch riecht nach Fisch. Fauler Fisch riecht nach faulem Fisch. Ein nicht zu vernachlässigender Unterschied.

3. Bei Fischarten, die unterschiedliche Geschlechter haben, dem Steinbutt etwa, sind die männlichen Exemplare zu empfehlen. Die weiblichen Fische erkennt man an den breiteren Körperwölbungen, die die Eierstöcke enthalten. Diese sind ungenießbar.

4. Die Gräten stören, lassen sich aber nicht vermeiden. „Fischstäbchen“ sind indiskutabel.

5. Mediterraner Fisch ist weniger fettig als Fisch aus der Nordsee. Er ist auch mediterraner.

6. Meeresfische sind fast immer gehaltvoller als Süßwasserfische.

7. Fischfressende Fische (Raubfische) sind vegetarischen, sich also von Pflanzen und Insektenlarven ernährenden Fischen (Friedfischen) vorzuziehen. Mit welcher Art Fisch man zu tun hat, erkennt man an den Zähnen. Der Karpfen zum Beispiel ist ein Friedfisch. Er schmeckt erbärmlich. Auch von der Meeräsche ist abzuraten.

8. Einige Fische lassen sich industriell züchten (Lachs, Kabeljau, Goldbrasse), andere lehnen dies strikt ab (Blaufisch, Bonito, Makrele). Sofern gerade Fangsaison ist, sind diese Fischen aus Aquakulturen vorzuziehen.

9. Die Propaganda, dass Aquakulturen ökologisch besser seien, ist Propaganda. Der Fisch ist da nämlich anderer Meinung. Der Fisch hat recht.

10. Ob ein Wolfsbarsch aus dem Meer gefischt oder gezüchtet wurde, erkennt man am Preis, der Form, der Farbe und den Schuppen. Wild lebende Wolfsbarsche sind teurer, größer, heller und haben kräftigere Schuppen. Bei der Goldbrasse (Dorade) ist es ähnlich. Hinzu kommt der rosa Schimmer an den Wangen.

11. Fisch braucht keine Beilage. Salat und Brot genügen. Kartoffeln beleidigen den Fisch.

12. Ob man den Fisch mit Zitrone abschmeckt oder nicht, ist eine Glaubensfrage. Im Grunde teilt sich die Menschheit in zwei Sorten: Jene Menschen, die Zitrone auf den Fisch tropfen, und jene, die dies nicht tun. Der Autor gehört zur Zitronenfraktion, respektiert aber auch die Zitronenkritiker, selbst wenn sie auf dem Irrweg sind.

13. Manche Fische schmecken gebraten am besten, andere gegrillt oder gedünstet. Bei einigen hängt die optimale Zubereitungsart von der Saison ab. Der Bonito beispielsweise, der zu Beginn der Saison gefischt wird, ist fettarm und sollte daher gebraten und nicht gegrillt werden. Das ändert sich im Lauf der Saison.

14. Man sollte nicht verschiedene Fischsorten mit derselben Mahlzeit verspeisen. Eine wird immer fad schmecken.

Besser: Mit Alkohol. Wein oder Raki etwa.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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21 Kommentare

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  • Punkt 15: Fisch muss man essen, solange es ihn noch gibt.

     

    Punkt 16: Japanischen Fisch erkennt man daran, dass er im Dunkeln leuchtet. Dieser Fisch verdirbt praktisch nie.

  • B
    bempo

    Auweia - Fisch und Eierstöcke, wenn das mal nicht frauenfeindlich ist!!!

  • Bravo, mal einer der die Eier hat seine Meinung so zu präsentieren.

     

    Nur mit Punkt 11 stimme ich nicht überein. Ich liebe Kartoffeln und für mich gehören Kartoffeln zum Fisch.

  • GF
    Gourmet fanatique

    also Deniz! Zitrone? Die ist genau wie Dill eine Binnenland-Tradition aus Zeiten vor der Kühlkette. Damit man den Fisch nicht so schmeckt.

  • G
    gerd.

    Wieder einmal werden hier richtige Ergebnisse anhand falscher Schlussfolgerungen ermittelt.

    Korrekt wäre: Ein Fisch beleidigt Kartoffeln.

     

    Der taz ist dringend anzuraten (die Dudenredaktion kann dies aus kulturhistorischen Gründen zu Recht nicht tun), das Wort "Beilage" aus dem kulinarischen Sprachgebrauch zu streichen - ein Frechheit allen vegetarisch lebenden Menschen gegenüber, denen suggeriert wird, dass sie das Wichtigste wegließen und verschmähen würden, sie somit gar keine Esskultur besäßen.

     

    Manchmal möchte man doch wieder gern die Bündnisgrünen wählen! Wo sind sie, wenn man sie einmal braucht!?

  • Selten so nen Quatsch gelesen.

    Fazit: Raubfisch, mediterran und dazu Wein oder Raki.

    Jeder ißt gern, was Muttern aufgetischt hat, gilt offensichtlich auch für den Autor, der hilfsweise den Fisch hat zu Wort kommen lassen.

    • @lions:

      Dementi !

    • E
      einer
      @lions:

      Wieso mediterran? der aus der Nordsee ist doch fetter.

  • MD
    Martin D.

    jetzt gibt es neben den weinschnöseln auch schon fischschnösel? fischstäbchen sind besser als gar kein fisch und gefrorener meist besser als "frischer", wenn man tief im binnenland lebt. denn der "frische" ist dort meist aufgetaut.

    • E
      einer
      @Martin D.:

      Kühlkette meint nicht Gefrierkette. Aufgetaut ist vielleicht der "frische" im Supermarkt.

  • T
    trebron

    Punkt 6,7 und 11 absoluter Quatsch... Aber ist ja auch eine nett zu lesende MEINUNGSliste...

  • Die Kartoffel kann den Fisch nicht beleidigen da sie weder sprechen noch gestikulieren noch eine Mimik hat. Zudem ist der Fisch tot.

     

    Mit den Kartoffeln halte ich es daher wie der Autor es mit der Zitrone hält.

     

    Abgesehen davon: top Artikel!

  • 5G
    577 (Profil gelöscht)

    Yücel macht auf Siebeck!

    Irgendwie fischig...

  • Is gutt säch de Butt.

  • AN
    Aldi Nord

    Seit wann sind Insekten vegetarische Kost? Friedfische heißen nur so, weil ihnen die Eier fehlen um mal tüchtig auf die Wurst zu hauen.

  • F
    Frank

    Schlecht recherchiert und schlampig geschrieben. Gerade beim sehr emotionalen Thema Fisch so nicht akzeptabel:

    - "... die die Eierstöcke enthalten. Diese sind ungenießbar.": Die Eierstöcke sind eine Delikatesse, kurz gedünstet finden sie sich in den Tapas-Bars der iberischen Halbinsel

    - "Der Karpfen zum Beispiel ist ein Friedfisch. Er schmeckt erbärmlich.": Da stand wohl die falsche Oma am Herd. Meine hat einen hervorragenden Karpfen blau gezaubert

    - "Kartoffeln beleidigen den Fisch.": Zu diesem Karpfen blau gab es immer Salzkartoffeln mit brauner Butter, einfach herrlich. Auch der Polvo Lagareiro ist unvorstellbar ohne seine Batatas ao Murro

    - "Man sollte nicht verschiedene Fischsorten mit derselben Mahlzeit verspeisen.": Vive la Bouillabaisse!!!

     

    Grüße, Frank

  • short, sweet opinionated : this is why we luuve ze TAZ!

  • B
    bobaR

    dämlicher fisch!

  • A
    Alex.andra

    Also irgendwie habe ich Dich immer für einen Vegatarier gehalten, lan!

    • @Alex.andra:

      Es ist möglich, dass er es auch ist. Auffällig ist, dass der Autor dem Fisch soetwas wie eine Meinung zum Essverhalten der Menschen zubilligt.

      Das ist bittere Ironie.

    • MD
      Martin D.
      @Alex.andra:

      vielleicht ist deniz katholik und meint fisch wäre kein fleisch