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Kolumne Berliner GalerienMission zum Mars

Beate Scheder empfiehlt tierische Kollaborationen bei Meyer Riegger, die neuen Räume der Galerie Wentrup und Marianne Vlaschits' Weltraumausflug

Marianne Vlaschits, „*a disturbance travelling through a medium*“, 2016 Installationsansicht Foto: Joachim Schultz, courtesy Marianne Vlaschits und DUVE Berlin

A ls Carsten Höller vor sechs Jahren den Hamburger Bahnhof mit Rentieren bevölkerte, wurde noch wild über die Rolle von Tieren in der Kunst diskutiert. Mittlerweile scheint diese gefestigt, was zuletzt etwa Anne Imhof am selben Ort mit zahmen Falken bewies.

Zeit + Ort

Meyer Riegger, Di.–Sa. 11–18 Uhr, bis 22. 10., Friedrichstr. 235

Auch für Björn Braun ist es nicht das erste Mal, dass er sich Kollaborateure in der Tierwelt suchte. Für seine Schau bei Meyer Riegger unter anderem Mäuse, Raben, Würmer und Kaninchen. Im Tiergarten hatte er Kartoffeln, Äpfel und Rettiche verteilt, die er von diesen anknabbern ließ.

Interessanterweise vertilgen die Würmer, Nager und Vögel solches Futter nämlich nie ganz und auf einmal, sondern peu à peu und wenn man so will partizipativ. Anschließend sammelte Braun Obst und Wurzeln wieder ein, goss die Formen in Industriebeton, Gips und Zinn ab und türmte sie zu Säulen auf.

Ohne Anfang und Ende wie bei Brancusi, jedoch mit den Bissspuren der Tiere, mal kleiner, mal größer. Wer mag, kann versuchen, sie den Spezies zuzuordnen.

Surreale Bewegtbilder

Nicht die Fauna, sondern die Flora ist – wie so häufig – Thema der Videoarbeiten Hicham Berradas, mit denen die Galerie Wentrup ihre neuen zusätzlichen Räume WNTRP an der Potsdamer Straße einweiht. Berrada beschäftigt sich darin mit Blüten, mit der Ästhetik von Blütenständen.

Zeit + Ort

WNTRP, Di.–Sa. 12–18 Uhr, bis 30. 10., Potsdamer Str. 91

Scheinbar, denn das, was der Künstler da mit Hochgeschwindigkeitskameras aufgenommen und in Zeitlupe zu surrealen Bewegtbildern ausgedehnt hat, imitiert die irre Selbsterhaltungskraft der Natur nur. In Wirklichkeit sind es Formationen von Eisenteilchen in Flüssigkeit über einem Magnetfeld.

Die Galerie als Raumschiff

„Is there Life on Mars?“ Aber ja, und zwar weibliches. Zumindest wenn es nach Marianne Vlaschits geht. Die Künstlerin hat in ihrer Ausstellung bei Duve die Galerieräume in das Innere eines Raumschiffs verwandelt, in dem eine weibliche Besatzung sich auf die Reise zum roten Planeten begibt.

Zeit + Ort

Duve, Di.–Fr. 11–18, Sa. 12–16 Uhr, bis 29. 10., Gitschiner Str. 94/94a

Die Idee ist eigentlich mehr als naheliegend – Frauen sind leichter und verbrauchen weniger Lebensmittel –, dennoch gibt es bislang kaum Raumfahrerinnen. Von dieser Überlegung, die die Nasa bereits in den 1960ern aufstellte, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen, geht Vlaschits aus und spinnt sie weiter zur feministischen Utopie.

Sie entwirft einen matriarchal geprägten Kosmos in Pink- und Blautönen inklusive kultureller Mission. Ihr Raumschiff transportiert nämlich nicht nur ihre Weltraumpionierin, sondern auch comichafte Gemälde und eine Heldengalerie der vier (fiktiven) ersten Frauen auf dem Mars.

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz

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Beate Scheder
Kulturredakteurin
Redakteurin für Berlin Kultur, freie Kulturjournalistin und Autorin. Kunstkolumnistin beim taz Plan.
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