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Kolumne B-NoteAuf ein Neues in Katar

Kolumne
von Johannes Kopp

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gratuliert den deutschen Fußballerinnen zu ihrem WM-Auftritt. Der Brief ist der taz zugespielt worden.

Wolfgang Niersbach schätzt Silvia Neid wirklich sehr Foto: dpa

L iebe Silv, liebe Mädels,

ganz herzlich will ich Euch für Eure tollen Vorstellungen bei der Weltmeisterschaft in Kanada danken. Das war beste Werbung für den Deutschen Fußball-Bund und zuletzt auch für den Frauenfußball. Mit Eurer beherzten Art habt Ihr weltweit Sympathien erworben. Dass es am Ende im Finale gegen die USA nicht gereicht hat, ist sicherlich ein Wermutstropfen. Aber Elfmeterschießen ist bekanntlich Glückssache. Und dass ausgerechnet unsere Sympathieträgerin Okoyino da Mbabi den entscheidenden Strafstoß nicht verwandelte, bedauere ich wirklich sehr, andererseits: So ist eben der Fußball. […]

Das alles ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Liebe Silv, ich bin mir sicher, in vier Jahren in Katar holst Du mit Deinem Team den vierten Stern! Ich drücke die Daumen, dass wir dann endlich wieder Birgit Prinz im Team sehen können. […]

Sicherlich werden sich jetzt wieder die altbekannten Nörgler aus Potsdam und anderswo zu Wort melden. Aber lasst Euch die WM nicht kaputtreden und geht euren Weg so unbeirrt und konsequent weiter wie bisher. In Deutschland wird Euer 10:0-Erfolg gegen Nigeria in der Vorrunde unvergessen bleiben. Gern wäre ich selbst nach Toronto zum Finale gegen die US-Mädels gereist. So eine Weltmeisterschaft ist schließlich eine Leuchtturmveranstaltung für den Frauenfußball, den wir weiter – soweit es unsere Kapazitäten zulassen – unterstützen werden.

Aber wie Ihr wisst, war ich bedauerlicherweise wegen der EM unserer Junioren in Tschechien verhindert. Ich habe jedoch selbst von Olmütz aus die leider viel zu kurzen Spielzusammenfassungen auf der Fifa-Website verfolgt. […] Ich werde meinen Einfluss im Weltverband dafür geltend machen, dass künftig mindestens Fünf-Minuten-Berichte obligatorisch werden. Was ich gesehen habe, hat mir ungeheuer imponiert. Hervorheben möchte ich die Partie gegen Frankreich. Trotz des Rückstandes ist es Euch gelungen, den Turnierfavoriten und Europameister Frankreich aus dem Turnier zu befördern. Das war à la bonne heure!

Um die Zukunft des deutschen Frauenfußballs ist mir wirklich nicht bange. Ich wünsche Euch allen eine wohlverdiente erholsame Sommerpause!

Euer Wolfgang (Niersbach)

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Durch den gerade andauernden Streik im Postgewerbe entdeckte ich zufällig den liegengebliebenen Antwortbrief der Bundestrainerin an Herrn Niersbach in einem verwaisten Schlißfach. Da wir alle aber eine große Familie sind, darf der Inhalt in folgenden zwei Teilen ausnahmsweise veröffentlicht werden:

     

    Lieber Wolfi!

    Recht vielen Dank für Deine netten Grüße, die mich natürlich an unseres letzte direkte Treffen erinnern lassen (siehe Bild, das bei der Verabschiedung zur WM nach Kanada entstand) und eigentlich nur beweisen, wie innig und stabil unser schon lange bestehendes Verhältnis ist. Erinnerst Du Dich, als ich noch eine flinke und gutaussehende Spielerin war, die Dich am Rande des Geschehens jederzeit bewunderte, welche umfangreichen Kontakte Du als damaliger Pressesprecher des DFB pflegtest? Längst ist Deine inzwischen kontinuierliche und zielgerichtete „Hocharbeitung“ noch nicht beendet! Das wird erst passieren, wenn Du ganz oben an der Spitze des Weltverbandes stehen wirst, wo Du bereits als Nachfolger Deines geliebten Freundes, Theo, in Nebentätigkeit und bei einer etwas später höheren Rente als er, frisches Mitglied wurdest und, wie auch er es emsig getan hat, auch dort „richtig aufräumen“ wirst! Ein Präsident des DFB muss bekanntlich mehrere „Baustellen“ betreuen. Deshalb konntest Du auch nicht bei mir in Kanada sein, zumal es bei uns für das Endspiel nicht reichte und sich deshalb auch keine Möglichkeit ergab, Dich, neben unserer „Fist Lady“und einen der Blatter-Vertreter in der Ehrenloge sitzend, begrüßen zu können.

    (Ende des 1.Teiles!)

  • (2.Teil:)

     

    Wie Du es bereits schon ahntest, lieber Wolfi, meldeten sich tatsächlich die bekannten Nörgler aus Potsdam, Wolfsburg und Frankfurt/M. mit herben Kritiken über meine Trainerarbeit an der Linie in Kanada zu Wort. Bei der letzten Pressekonferenz schlug ich allerdings zurück und bemerkte vor den staunenden Journalisten, dass die meisten Spielerinnen (die übrigens uns in der Mehrheit genau diese Vereine mit den Nörglern „lieferten“) abgewrackt und destabil waren und ich bereits am Ende der kurzen Vorbereitungszeit wusste, damit keinen „Pfifferling“ gewinnen zu können!

    Wolfi, eben aus dieser wahrscheinlich nur von Insidern bekannten Sicht bin ich eigentlich überglücklich, mit diesen desolaten Mädchen trotzdem so weit vorn gelandet zu sein, auch wenn in die schon reich gefüllte DFB- Kasse nun 200.000 US-Dollar für den entgangenen 3. Platz weniger wandern werden! Mit Deinem heimlichen Wunsch entsprechend, könnte ich in Katar schon zumindest meinen persönlichen 2. Stern als Chefin holen, egal, ob mit oder ohne Birgit Prinz, aber nur als Zuschauer! Bitte habe Verständnis, dass ich trotz Deiner mir vorsorglich gegebenen Jobgarantie demnächst mein Traineramt schon vorzeitig, also nicht erst nach der im nächsten Jahr stattfindenden Olympiade abgeben werde. Aus verständlichen Gründen werden das die Medien nicht erfahren! (Ende zweiter Teil)

  • (letzter Teil:)

    Lieber Wolfi, ich hoffe abschließend, in einem der vielen Räume des großzügig entstehenden DFB- Leistungszentrums an der ehemaligen Pferderennbahn in Frankfurt nach der Fertigstellung mit Deiner Hilfe unterzukommen, danke Dir einfach für alles Gewesene und freue mich besonders auf ein baldiges Wiedersehen mit Dir in Deutschland!

     

    Deine dankbare „Silv“ !

  • Super! - Ich hab herzlich gelacht.

    Diese gelungene Glosse stellt Wolfgang Niersbachs Interesse am Frauenfußballperfekt perfekt dar: "soweit es seine Kapazitäten zulassen", halt.

  • Wenn ich mich recht erinnere, trafen die Deutschinnen gegen die Elfenbeiküste 10 mal. Gegen Nigeria wäre ihnen das vermutlich nicht gelungen.

  • So'n alter Mann wie der Niersbach muß halt früh schlafen gehen. Da verpasst man(n) dann schon mal das eine oder andere Spiel.