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Kolumne Aufm PlatzÜber Athletik zum Titel

Kolumne
von Frank Hellmann

US-Trainerin Pia Sundhage hat dem körperlich überlegenen US-Team nun auch noch europäische Spielkultur vermittelt. Eine Umstellung für ihre Frontfrau Abby Wambach.

G enau wie alle anderen Amerikanerinnen ist auch Abby Wambach nach dem 3:0-Sieg gegen Kolumbien gut gelaunt aus der Kabine gekommen. Die Starangreiferin hatte zwar in der Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim auf fast schon skurrile Art alle ihre Chancen vergeben, aber zufrieden war die 31-Jährige trotzdem: „Meine Schüsse muss ich noch analysieren, aber wir sind auf dem richtigen Weg.“

Warum? Weil das Nationalteam der USA den bislang besten Fußball bei dieser WM spielte – von hinten bis vorn. Das in einer 4-4-2-Grundordnung ausgerichtete Team stützt sich bei einem Durchschnittsalter von 27 Jahren auf viel Erfahrung, aber auch auf eine enorme Athletik. Abby Wambach gilt als Synonym für diese Ausrichtung des US-Frauenfußballs, denn keine verkörpert Wucht und Durchsetzungsvermögen so sehr wie die Sportlerin, die ursprünglich mal Basketballerin werden wollte.

Immer wieder wurde den Amerikanerinnen vorgehalten, ihre überragende Athletik sei zu dominant, weshalb es eigentlich ganz dienlich ist, dass die schwedische Nationaltrainerin Pia Sundhage andere Wertvorstellungen hat. Mehr Ballbesitz, bessere Kombinationen, das will die 51-Jährige sehen. Eine Umstellung für ihre Frontfrau Abby Wambach: „Vor vier Jahren hieß es nur: Hol dir den Ball, und ab nach vorne. Pia führte viele Gespräche mit mir, denn ich musste lernen, geduldiger zu werden. Sie möchte, dass wir europäischer spielen. Wir wollen nun eben nicht nur gewinnen, sondern dabei auch schön spielen.“

FRANK HELLMANN

schreibt als freier Autor für das WM-Team der taz.

In den kernigen Volltreffern von Heather OReilly (12.), Megan Rapinoe (50.) und Carli Lloyd (57.) entlud sich nun die ganze Dominanz eines spielfreudigen und kampfeslustigen WM-Favoriten, der nach Gold trachtet. Das ist deshalb nicht unrealistisch, weil die USA-Mannschaft in allen Teilen bestens ausgebildet ist. Hinten steht mit Torfrau Hope Solo, Tochter eines Vietnamveteranen, eine in jeder Hinsicht lebenserfahrene Sportlerin. Die 29-Jährige spielt mutig im Strafraum mit, ihre Abstöße und Abschläge sind unerreicht, und auf der Linie ist sie ohnehin Weltklasse. In der Abwehr gibt die zweifache Mutter Christie Rampone neben Rachel Buehler den Ton an: Die 36-Jährige hat das Sagen in einer zweikampfstarken Viererkette, in der Alex Krieger (26) rechts und Amy LePeilbet (29) links so resolut wie solide verteidigen.

Im Mittelfeld hat Pia Sundhage mehrere Wahlmöglichkeiten. Als unverzichtbar gilt zentral Carli Lloyd (28) als unermüdliche Ballschlepperin. Stark, wie über außen die dynamischen Heather OReilly (26) und Lauren Cheney (23) immer wieder Akzente setzen und scharfe Flanken schlagen. Zentral warten dort Amy Rodriguez (24) und eben die 1,81 Meter große Amy Wambach (159 Länderspiele, 118 Tore) als Abnehmer. Wie die unglaubliche US-amerikanische Wucht am Samstag den unbedarften südamerikanischen WM-Novizen traf, war gut an der nur 1,65 Meter großen Sandra Sepulveda abzulesen. Kolumbiens Torfrau holte sich bei dem Versuch, sich gegen die fast einen Kopf größere Abby Wambach zu behaupten, blaue Flecken.

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