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Kolumne Aufgeschreckte CouchpotatoesTonnenweise Kitsch aus Fernost

Edith Kresta
Kolumne
von Edith Kresta

Es ist nicht nur ein Ärgernis für Touristen: Egal ob in Ägypten, auf einer Karibikinsel oder am Ostseestrand, die Souvenirs kommen oft aus China.

Souvenirs in Mexiko: billige Massenware für den Massentourismus Foto: imago/Marc Schüler

D ie Bluse aus Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe, die mit ihrem grün-gelben Muster so fröhlich karibisch-afrikanisch daherkam, färbte den Rücken im tropischen Klima genauso grün-gelb. Die farbenfrohen Schweißflecken sprachen Bände über das Billigprodukt aus Asien. Das Bob-Marley-T-Shirt und andere Rasta-Devotionalien auf der Nachbarinsel Dominica waren genauso weit gereist. Traurige Tropen.

Doch nicht nur dort. Die Muschelkette in Hawaii war alles andere als hawaiianisch, geschweige denn aus Muschelkalk. Der Händler im tunesischen Sousse mit seinen Olivenholz-Küchenutensilien stieg irgendwann resigniert aus dem Feilschen aus und holte unter dem Tisch die gleich aussehende Ware, nur 50 Prozent billiger, von der chinesischen Billigkonkurrenz hervor. Die Sphinx am Nil kommt sowieso aus Asien, genauso wie die Ledertasche am Lido di Jesolo oder die Bernsteinimitation am Ostseestrand.

Dass asiatische Billigprodukte die Märkte überschwemmen und die lokale Wirtschaft unterwandern, ist nichts Neues. Aber dass sie uns weltweit als typische lokale Souvenirs angedreht werden, das ist infam.

Die Flut asiatischer Waren auf den ach so malerischen Märkten dieser Welt ist schlimmer als Massentourismus in Benidorm: Nice Scheiß, der Resourcen verbraucht, das lokale Handwerk aussterben lässt und die Welt mit minderer Qualität überschwemmt. Das müsste verboten werden! Von der Unesco und den Regierungen vor Ort.

Nicht nur, weil diese Souvenirindustrie den guten Geschmack beleidigt und verroht, sondern vor allem, weil sie die Einheimischen nur als Schrotthändler am Tourismus verdienen lässt. Das lokale Handwerk wird allenfalls für ein kleines, feines touristisches Luxussegment weiterentwickelt. Wahrscheinlich mit Unterstützung von GIZ und Weltbank.

Doch der Massenmarkt darbt am freien Handel schlechter Produkte. Touristen wollen die Welt entdecken und werden selbst 7.000 Kilometer von zu Hause mit dem Duplikat abgespeist. Das ist echt nicht fair.

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
Themen #China
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4 Kommentare

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  • Wer hat denn behauptet, dass es "fair" zugeht im Kapitalismus?

     

    Das Geschäft mit dem Touristen-Plunder ist ein Geschäft wie jedes andere. Die Touristen kaufen im Urlaub nach denselben Regeln ein wie zu Hause. Genau wie die Produzenten und die Händler des Billig-Schrapels versucht eine Mehrheit der Touristen möglichst viel für möglichst wenig zu bekommen. In sofern ist es durchaus fair, wenn diese Leute im Ausland genau so unverschämt betrogen werden wie daheim. Unfair ist nur, dass die "Ausreißer", die Leute, die ganz gern vernünftig kaufen würden, ebenfalls zu leiden haben unter dem Fehlverhalten der Mehrheit. Aber auch das ist kein Problem, das nur im Urlaub auftritt.

  • Kitsch aus Fernost - Ärgernis für Touristen?

    Kaufte keiner, wäre der Spuk schnell vorbei.

    Ein wohlgeformter Stein (Vorsicht in der Türkei) oder ein kleines Strandgut tun´s oft auch und besser.

  • "Touristen wollen die Welt entdecken und werden selbst 7.000 Kilometer von zu Hause mit dem Duplikat abgespeist."

     

    Wer kilometerweit fährt nur um zB ein blödes Selfie von sich und der Mona Lisa zu schießen hat nichts anderes verdient.

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    Ja. Es ist tatsächlich jammerschade, wie die in unseren Tagen dem entfesselten Kapitalismus frönende "Volksrepublik" China damit nicht nur die eigene Jahrtausende alte Kulturtradition, sondern auch noch viele viele nationale und regionale Kulturen in allen Erdteilen einfach platt macht.