Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Unter guten Patriarchen
Homosexualität ist ein großes Tabu in den arabischen Ländern. Dabei scheint sie auch dort sehr präsent zu sein, wie das Beispiel Oman zeigt.
U nterwegs mit Peter Kraus. Sternekoch im Oman. Blond, blauäugig, offensichtlich schwul. Ungeniert flirtet er jeden Omani an. „Ich liebe sie. Sieben von zehn kann ich haben“, sagt er siegesgewiss. Omanis seien feurig und stets bereit, solange sie den aktiven Part hätten, behauptet er.
Homosexualität ist ein Tabu in den arabischen Ländern und vor allem auf der konservativen Arabischen Halbinsel. Eines, das ständig gebrochen wird. Auch wenn, wie in Oman, eine dreijährige Gefängnisstrafe darauf steht. Sex unter Männern scheint überall präsent.
Peter wird allerorts nach seiner Telefonnummer gefragt. Er fühle sich hier wie der Hecht im Karpfenteich, gesteht er. Er strahlt den Polizisten an, der uns wegen Geschwindigkeitsüberschreitung anhält – augenzwinkernd werden wir durchgewunken. Der Rezeptionist im Hotel fragt unaufgefordert, ob Peter eine Massage brauche.
Oman – seit 41 Jahren reagiert dort Sultan Qabus Qabus ibn Sa’id Al Sa’id. Er gibt den guten Patriarchen. Er habe das Land innerhalb von vierzig Jahren modernisiert, wird er allerorts gelobt. Auch die Frauen habe er gefördert, sagt Peter.
Politisch hat der Sultan die alleinige Autorität, die Gesetze des Landes durch königliche Erlasse zu ändern. Parteien sind verboten. Jegliche Kritik am Sultan ist verboten. Es herrscht das Verbot und dieses schützt das Tabu. Auch das der Homosexualität. Darüber spricht man nicht.
Auch wenn es nirgendwo im Oman homosexuellen Lifestyle gibt, glaubt man Peter, so ist jede Ampel ein öffentlicher Ort der Begegnung, des Flirts. Selbst vom Palast des Sultan Qabus Qabus ibn Sa’id Al Sa’id hört man homoerotische Geschichten: dass sich der kinderlose, unverheiratete Sultan mit schönen Männern, am liebsten aber mit vorpubertären Jungen umgebe.
Länder wie Oman aber auch Katar, wo 2022 die Fußball Weltmeisterschaft ausgetragen wird, sind nicht homophob. Ganz im Gegenteil. Homosexualität hat hier Tradition, Männer bleiben unter sich. In einer Radikalität, die Frauen überflüssig macht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid