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Kolumne Aufgeschreckte CouchpotatoesSelbst Tote haben Recht auf Urlaub!

Edith Kresta
Kolumne
von Edith Kresta

Im internationalen Vergleich haben Amerikaner nur relativ wenig Urlaub. Aber sie finden das trotzdem fair. Warum eigentlich?

Urlaub nur kurz, dafür intensiv im Freizeitpark Seaworld in Florida/USA. Bild: imago/Geisser

W er nicht lebt, braucht keinen Urlaub mehr – diesen Grundsatz deutscher Gerichte hat der Europäische Gerichtshof gekippt. Damit kann sich eine Witwe den noch offenen Jahresurlaub ihres verstorbenen Gatten auszahlen lassen. Am EuGH betont man, der Anspruch auf bezahlten Urlaub sei „ein besonders bedeutsamer Grundsatz des Sozialrechts“. Ein erstrittenes: In den 60er und 70er Jahren gelang es den Gewerkschaften in der Bundesrepublik in fast allen Branchen, den gesetzlichen Mindesturlaub durch tarifrechtliche Regelungen auszudehnen. Auf 24 Tage Jahresurlaub haben inzwischen alle Beschäftigten in Deutschland gesetzlich Anspruch. Der durchschnittliche Jahresurlaub beträgt 30 Tage.

Für Amerikaner muss das wie ein Scherz klingen. Nicht das Wort Gewerkschaft, diese alte Institution, in der sich einst die Arbeiter versammelten und mobilisierten. Ein Viertel der Amerikaner (25,1 Prozent) hat der Internet-Umfrage SurveMonkey zufolge noch nie mehr als fünf Urlaubstage am Stück genommen. 43,6 Prozent der US-Amerikaner nehmen nicht ihren kompletten Urlaub. Jeder dritte (33,4 Prozent) hat Schuldgefühle gegenüber dem Arbeitgeber. Jeder achte (12,1 Prozent) hat sogar Angst, seinen Job zu verlieren.

Das ist umso erstaunlicher, als Amerikanern deutlich weniger Urlaubstage als Deutschen zur Verfügung stehen: Ein Drittel der US-Amerikaner (33,4 Prozent) hat einen Urlaubsanspruch von lediglich zehn Tagen im Jahr. Da bietet Russland mehr: 28 Urlaubstage. Und selbst China, dessen Arbeiter in veralteten Fabriken geknechtet werden, kann mit den Amerikanern locker mithalten.

Konsumdenken und Profit statt Freiheit und Glück, wie es die amerikanische Verfassung verspricht? 75,3 Prozent der Amerikaner halten diesen Umfang an Urlaubstagen durchaus für fair. Weil sie alle Eigenheim mit Babypool haben? Weil sie ihren Chef nicht brüskieren wollen? Oder weil sie dank der Glückspille Prozac vergessen haben, wie deprimierend es ist, keine Freizeit zu haben?

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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4 Kommentare

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  • Äh, ist der polemische Prozac-Satz wirklich das Ende des Artikels oder fehlt mir hier was?

  • Stellte man auf den statistischen Durchschnitt hinsichtlich der Freizeit aller AmerikanerInnen ab , käme man auf utopische Werte . Man müßte nur die Freizeit der Arbeitenden zusammenrechnen mit der der Arbeitslosen .

    Und wenn man dann noch die Arbeitszeit abrechnete , die für die Produktion riesiger Mengen überflüssigen Schrotts aufgewendet wird , stünde dem Erdenglück nichts mehr im Wege ...

    Für die Erkenntnis und ihre Realisierung braucht der homo sapiens sapiens aber noch paar tausend Jahre .... , wenn er sich nicht vorher ausgerottet hat .

  • "Auf 24 Tage Jahresurlaub haben inzwischen alle Beschäftigten in Deutschland gesetzlich Anspruch. Der durchschnittliche Jahresurlaub beträgt 30 Tage."

     

    Das dürfte zumindest ziemlich Missverständlich sein. Der gesetzliche Anspruch von 24 Tagen bezieht sich auf Werktage (inkl. Samstag), das sind dann also vier Wochen. Urlaub Die häufig tarifvertraglich geregelten 30 Tage hingegen sind auf Basis einer 5-Tage-Woche ermittelt, also sechs Wochen, immerhin 50% mehr als gesetzlich vorgeschrieben.

  • "75,3 Prozent der Amerikaner halten diesen Umfang an Urlaubstagen durchaus für fair. Weil sie alle Eigenheim mit Babypool haben? Weil sie ihren Chef nicht brüskieren wollen? Oder weil sie dank der Glückspille Prozac vergessen haben, wie deprimierend es ist, keine Freizeit zu haben?"

     

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