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Letzte Chance auf der COP30 in BelémKolumbien drängt auf globalen Fossilausstieg

Die COP30 könnte Kolumbiens letzte Chance sein, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen global zu verankern, schreibt der Journalist Esteban Tavera.

Will die Welt dekarbonisieren: der kolumbianische Präsident Gustavo Petro Foto: Filipe Bispo Santos Do Vale/picture alliance

D ie UN-Klimakonferenz findet dieses Jahr in Belém statt, einer brasilianischen Millionenstadt im Amazonas-Regenwald. Die taz Panter Stiftung hat zu diesem Anlass zehn Jour­na­lis­t*in­nen aus allen acht Staaten in Amazonien nach Berlin eingeladen, um sich zu vernetzen, an Seminaren teilzunehmen und voneinander zu lernen. In der Kolumne „Stimmen aus Amazonien“ berichten sie davon, wie sie und ihre Landsleute auf den Gipfel in Belém blicken.

Die COP30 wird die letzte Gelegenheit für die derzeitige Regierung Kolumbiens sein, eines ihrer wichtigsten politischen Ziele zu erreichen: dass sich die großen Volkswirtschaften der Welt verpflichten, endgültig auf fossile Brennstoffe zu verzichten.

Der Plan von Präsident Gustavo Petro und seiner Verhandlungsdelegation besteht darin, in allen Gesprächen über Energiewende, Minderung und Anpassung darauf zu drängen, dass der Ausstieg aus Brennstoffen wie Kohle, Gas und Erdöl ausdrücklich erwähnt wird. Dieses Thema ist für ihn und seine Regierung zentral, und eines der deutlichsten Zeichen dafür ist Kolumbiens Beitritt zum Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe (Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty).

Um sicherzustellen, dass die COP30 ihrer Linie treu bleibt, hat die Regierung einen Vorteil: Sie hat derzeit den turnusmäßigen Vorsitz der Verhandlungsgruppe AILAC inne, die sieben Länder aus Süd- und Mittelamerika vereint. Diese Position verschafft ihr eine stärkere Stimme, um die Themen auf der Agenda zu beeinflussen und mit anderen Ländergruppen zu verhandeln, die eine ähnliche Haltung zu fossilen Brennstoffen teilen.

Nicht alle sind für fossilen Ausstieg

Allerdings steht diese Diskussion nicht offiziell auf der Agenda und stößt beim Gastgeberland Brasilien, einem der wichtigsten Verbündeten von Petro, nicht auf große Zustimmung. Ende Oktober wurde bekannt, dass die Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva ihrer nationalen Umweltbehörde die Genehmigung für eines der größten Erdölprojekte am Amazonas erteilen ließ.

Andererseits gilt die COP30 als „COP der Anpassung“. Das heißt, der Schwerpunkt der Konferenz liegt auf den Verhandlungen über Maßnahmen, Pläne und Programme, die weltweit umgesetzt werden sollten, damit die Länder, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden – darunter auch Kolumbien –, sich auf die bereits spürbaren Veränderungen vorbereiten können, die weiterhin schwere Folgen im kurzen und mittleren Zeitraum hinterlassen werden – gemäß Artikel 7 des Pariser Abkommens.

Vor diesem Hintergrund wird es spannend zu sehen sein, ob Kolumbien – mit Unterstützung der AILAC-Staaten und vielleicht weiterer Partner – es schafft, dass fossile Brennstoffe zu einem zentralen Thema der COP30 werden. Am 22. November wird sich zeigen, ob Petro sich durchsetzen kann und die Länder tatsächlich über das Wesentliche sprechen: die Welt zu dekarbonisieren.

Übersetzt aus dem Spanischen von Tabea Kirchner

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