piwik no script img

Kolumbianische Neonazis verprügeltZu schön, um wahr zu sein

Eine Nachricht über Neonazis aus Kolumbien, die mit Dresdner Rechten mitlaufen, schwirrt durchs Netz. Nur wahr ist sie nicht.

False Flag. Foto: dpa

BERLIN taz | Eine Nachricht, die so absurd klingt, dass sie es auch nur sein kann: Einem Bericht zufolge haben sich kolumbianische Neonazis Rechten in Dresden angeschlossen, um mit ihnen gemeinsam gegen „den syrischen Exodus“ zu protestieren. Und dann noch das: Auf der Demo, so heißt es in der Nachricht, seien sie auch noch von ihren Glaubensgenossen verprügelt worden, da sie fälschlicherweise mit syrischen Flüchtlingen verwechselt wurden. Außerdem müssten sie sich nun einem Gerichtsprozess stellen, da sie verfassungsfeindliche Symbole getragen hätten. Ein konkretes Datum für das Ereignis wird nicht genannt.

Die Nachricht ging im spanischen Sprachraum viral. Komisch nur: größere spanischsprachige Medien stiegen nicht drauf ein, sondern nur ein paar kleinere, wie Diario Vox und Diario Nuevo aus Argentinien, la Mula Peru, sowie Kommentatoren in den sozialen Medien, Blogs und Foren.

Andere lachten sich über den Namen der kolumbianischen Nazi-Vereinigung, „Tercera Juerza“, schief. „Tercera“, übersetzt „Dritte“ und „Juerza“ als Mix aus Fuerza, übersetzt „Kraft“ und Juerga, übersetzt „Sause“. Also so viel wie „Dritte Kraftsause“. Ebenso spotteten viele über den Namen Helmuth Buriticá, eines angeblich Beteiligten, der interviewt worden sein soll.

Tatsächlich gibt es in Kolumbien Neonazis. Eine Vereinigung heißt „Tercera Fuerza“ (“Dritte Kraft“), worauf offenbar die Bezeichnung der Nazis im Artikel rekurriert. Aber die Original-Nazis spielen in dieser Nachricht keine Rolle, denn sie entspringt lediglich einem Stück der Satire-Site Actualidad Panamericana, die den Artikel am 22. September verbreitete. Im Impressum von Actualidad Panamericana kann man das Ziel der Publikationen nachlesen: Unterhaltung. Also besser mal die Quelle checken. Da sich nunmehr auch deutschsprachige Twitterer fragen, ob das nicht zu absurd ist, der kurze Hinweis: Die Nachricht hätte auch vom Postillon sein können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!