piwik no script img

USA errichten AbschiebegefängnisWer flieht, wird gefressen

Mitten in den Everglades errichten die USA ein Abschiebegefängnis, zunächst für 1.000 Gefangene. Die besondere Lage soll eine Flucht unmöglich machen.

Das Gefangenenlager mit dem Spitznamen „Alligator Alcatraz“ befindet sich inmitten eines naturgeschützten Gebietes in den Everglades Foto: LB Studios/imago

Washington taz | Ein neues Gefangenenlager in den Florida Everglades könnte zum Aushängeschild für die Abschiebepolitik von US-Präsident Donald Trump werden.

Das Gefangenenlager, welches am Dienstag offiziell in Betrieb genommen werden sollte, besteht aus temporären Einrichtungen und soll zunächst über etwa 1.000 Haftplätze verfügen. Das Besondere an dem neuen Lager ist die Lage. Es befindet sich inmitten eines Naturschutzgebietes, in dem es von Alligatoren, Pythons und Moskitos nur so wimmelt.

Aufgrund dieser besonderen Lage erhielt das Gefangenenlager den Spitznamen „Alligator Alcatraz“, in Anlehnung an das ehemalige Hochsicherheitsgefängnis auf einer kleinen Felseninsel in der Bucht von San Francisco. Trump wollte am Dienstag persönlich nach Florida reisen, um sich die Einrichtung anzusehen. In dem neuen Gefangenenlager sollen in erste Linie papierlose Einwanderer und Migranten einsitzen, bevor sie abgeschoben werden.

Die harsche Umgebung in den Everglades, dem größten Sumpfgebiet der USA, ist laut Floridas republikanischem Gouverneur Ron DeSantis ideal für die Unterbringung von Migranten. „Falls jemand entkommen sollte, dann gibt es hier viele Alligatoren“, sagte er am vergangenen Dienstag. Auch die Abgelegenheit der Anlage sei ein Pluspunkt.

Florida unterwirft sich Trump besonders gern

Um die Kosten für das Gefangenenlager niedrig zu halten, entschieden sich die Verantwortlichen in Florida dazu, ein wenig genutztes Flugfeld in eine temporäre Haftanstalt zu verwandeln. Satellitenaufnahmen zeigen, dass auf einer Rollbahn neben der Start- und Landebahn innerhalb von wenigen Tagen dutzende Wohncontainer und Zelte aufgestellt wurden.

Insgesamt soll der Betrieb der Anlage etwa 450 Millionen Dollar pro Jahr kosten. Florida wird von der Bundesregierung für diese Kosten entschädigt.

Der US-Bundesstaat im äußersten Südosten gehört zu denen, die am stärksten mit der Trump-Regierung zusammenarbeiten, um undokumentierte Einwanderer zu identifizieren und festzunehmen. Aktuell existieren etwas landesweit mehr als 600 Abkommen zur Zusammenarbeit zwischen Lokalbehörden und der Einwanderungsbehörde ICE. Fast die Hälfte davon, 43 Prozent, allein in Florida.

Für die verantwortlichen Behörden ist der Standort im Alligator-Sumpfgebiet ein vermeintlicher Glücksfall. Umwelt- und Naturschutzverbände sehen in der Anlage allerdings eine Katastrophe. Am vergangenen Wochenende protestierten deshalb hunderte Menschen entlang des Highways, der zum neuen Gefangenenlager führt, gegen das Projekt.

Abschiebeknast auf heiligem Land

„Das Gelände besteht zu mehr als 96 Prozent aus Feuchtgebieten, ist vom Big Cypress National Preserve umgeben und bietet Lebensraum für den gefährdeten Florida-Panther und andere ikonische Arten. Dieses Vorhaben ist nicht nur grausam, sondern bedroht auch das Ökosystem der Everglades, für dessen Schutz staatliche und bundesstaatliche Steuerzahler Milliarden ausgegeben haben“, sagte Eve Samples, Geschäftsführerin der Organisation Friends of the Everglades, in einer Erklärung.

Gemeinsam mit dem Center for Biological Diversity reichten Friends of the Everglades am Freitag Klage ein, um das Gefangenenlager zu stoppen. Neben Umwelt- und Naturschutzorganisationen haben sich auch indigene Gruppen gegen das Projekt ausgesprochen. Für sie sind die Everglades ein heiliger Ort.

Protestierende vor dem geplanten Gefangenenlager in Ochopee, USA, am 28. Juni 2025 Foto: Marco Bello/Reuters

Hinzu kommen auch Sorgen über mögliche Menschenrechtsverletzungen. Organisationen beklagen die ihrer Meinung nach nicht menschengerechte Unterbringung in dem temporären Gefangenenlager.

Ein Sprecher für Florida Gouverneur DeSantis bestritt gegenüber der Associated Press, dass das Projekt der Umwelt schaden würde, und bezeichnete es als „notwendige Vorbereitungsmaßnahme für Massenabschiebungen an einem bereits bestehenden Flughafen“.

Nächster Pop-up-Knast in Planung

Derzeit sitzen abzuschiebende Einwanderer zusammen mit Kriminellen in herkömmlichen Gefängnissen in Florida ein. Und dort wird es langsam eng. Die Eröffnung von „Alligator Alcatraz“ soll dazu beitragen, diese Zustände zu verbessern. Die Kapazität der Anlage soll in Zukunft auf bis zu 5.000 Insassen erweitertet werden. Gouverneur DeSantis hat bereits ein weiteres temporäres Gefangenenlager für Migranten in Aussicht gestellt.

Das „Alligator Alcatraz“ soll der Trump-Regierung dabei helfen, ihr Ziel zu erreichen, die derzeit 41.000 Plätze zur Unterbringung von Migranten auf mindestens 100.000 mehr als zu verdoppeln.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Das hätten sich die "Monty Pythons" nicht besser ausdenken



    können. Wobei vieles in der Politik der Trump-Administration an der deren Sketche erinnert. Trump und seine Speichellecker wären die Idealbesetzung für eine Neuauflage von "Der Trottel der feinen Gesellschaft," Authentizität garantiert.