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Klinik zurück in öffentliche HandEin Krankenhaus für einen Euro

Der Kreistag Ludwigslust-Parchim hat für den Kauf der Klinik in Crivitz gestimmt. Die Geburtshilfe ist damit aber nicht gerettet.

In Crivitz wurde immer wieder für den Erhalt der Geburtshilfe protestiert Foto: Jens Büttner/dpa

Hamburg taz | Der Landkreis Ludwigslust-Parchim ist einen weiteren Schritt in Richtung der Rekommunalisierung des Crivitzer Krankenhauses gegangen. Der Kreistag hat den Landrat Stefan Sternberg (SPD) am Donnerstag einstimmig bevollmächtigt, einen Kaufvertrag mit dem privaten Betreiber Mediclin zu schließen. Zwei Kreistagsmitglieder enthielten sich bei der Abstimmung.

Der Landkreis wird das Krankenhaus für einen symbolischen Euro kaufen, wie Andreas Bonin, Sprecher des Landrats, der taz bestätigt. Was mit den Schulden passiert, die die Klinik in den vergangenen Jahren angehäuft hat, ist noch nicht öffentlich. Möglich wäre, dass sowohl der Landkreis als auch das Land Mecklenburg-Vorpommern einen Teil übernehmen. Der Kaufvertrag mit Mediclin soll schon Ende Juni geschlossen werden.

Übernehmen will der Landkreis die Klinik zum neuen Jahr. Dafür wird eine gemeinnützige Gesellschaft gegründet. Gleichzeitig erarbeiten Expert*innen ein Konzept für die Zukunft des Hauses. Es soll dem Kreistag im Herbst vorgelegt werden.

Eine Änderung der medizinischen Ausrichtung des Hauses gilt wegen wirtschaftlicher und struktureller Probleme dabei als unvermeidbar, Kooperationen mit anderen Kliniken werden geprüft. Im Landkreis gebe es mehrere Optionen, Gespräche liefen bereits, sagt Bonin. Ziel sei, das vorhandene Personal in Crivitz zu halten.

Die Geburtshilfe wird Ende des Monats trotzdem geschlossen

Inwiefern das für die Mitarbeiter*innen der Gynäkologie und Geburtshilfe gelten kann, ist offen. Die von Mediclin angekündigte Schließung der Abteilung hatte bei Politiker*innen und Bürger*innen für Protest gesorgt und die Pläne zur Übernahme der Klinik ins Rollen gebracht.

Unabhängig von den Verhandlungen schließt Mediclin die Abteilung Ende des Monats. Schon ab dem 13. Juni wird sie von der Versorgung abgemeldet werden. Ein am Donnerstag eingebrachter Änderungsantrag von Linken und Grünen, der den Erhalt der Abteilung sichern sollte, lehnte der Kreistag mehrheitlich ab.

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1 Kommentar

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  • Die von Bürger gewählten politischen Repräsentanten sind bereit zu jedem auch wirklich jedem Preis sich in garantiertes inanziellet Fiasko zu stürzen.

    Eine KleinKlinik kann in heutiger Zeit keine Geburtshilfe mehr vorhalten, ist finanziell und personell nicht mehr zu stemmen. Die juristischen Haftungsregelungen kann jetzt und in Zukunft nicht mehr gewährleistet werden. Und sonst ..der Landkreis hat ein teures, sehr teures, Fass ohne Boden genehmigt... armer Kreis, arme Steuerzahler!



    Merke: *gut gemeint ist nicht immer gut gemacht*



    so abgedroschen der Spruch auch klingt, nach vielen vielen verbrannten Millionen werden die Gutmenschen zur Einsicht kommen ......



    medizinische Infrastruktur im Kleinstbetrieb,ist in öffentlicher Hand nicht zu bezahlen.



    Parchimer diese Entscheidung wird viel Steuergelder kosten.... Übrigens Eures