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Klimmt soll Fahrrinne finden

■ Lotsen appellieren an Bundesverkehrsminister: Eskalation im Tarifstreit verhindern. Morgen mündliche Anhörung in Berlin

Die deutschen Seelotsen haben an Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) appelliert, sich in den laufenden Tarifkonflikt einzuschalten. Zur mündlichen Anhörung über die neuen Lotstarife morgen im Ministerium solle Klimmt seinen ganzen Einfluss geltend machen, um eine weitere Eskalation zu verhindern, heißt es in einem Offenen Brief der Bundeslotsenkammer (BLK). Gleichzeitig warnt die Kammer den Minister vor einer drohenden Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen. Nach der Anhörung will das Ministerium über die künftigen Tarife entscheiden.

Beim jüngsten Tarifgespräch im Bundesverkehrsministerium, so die BLK, sei deutlich geworden, dass die vom Bund gesetzten Ziele ohne Rücksicht auf die berechtigten und gutachterlich belegten Interessen der Lotsen einseitig weiterverfolgt werden sollen, schreibt die BLK in ihrem am Sonnabend veröffentlichten Brief. Das habe zu einer großen Unruhe unter allen Lotsen geführt. Besonders die geplante Erhöhung der Arbeitszeit von 48 auf 53 Stunden wöchentlich stoße auf den entschiedenen Widerstand der Lotsenschaft. Diese Änderung habe zwangsläufig die Einführung eines Schichtdienstes zur Folge.

„Sollte die Tarif-Anhörung zu keinem für die Lotsen befriedigenden Ergebnis führen, werden alle sieben deutschen Lotsenbrüderschaften ihre Mitglieder zu außerordentlichen Versammlungen einberufen, um notwendige Maßnahmen zu beschließen“, kündigt die Bundeslotsenkammer an. Sie weist darauf hin, dass sich alle Hafenlotsen und der Bundesverband der See- und Hafenlotsen (BSHL) mit den Anliegen der Seelotsen solidarisieren. BSHL und BLK hatten bereits mehrfach mit einem Dienst nach Vorschrift ab 1. Januar 2001 gedroht.

Als erste hatte die Lotsenbrüderschaft Elbe Anfang August angekündigt, ab 2001 nur noch Schichtdienst zu arbeiten. Sie erhält in Hamburg Unterstützung von der GAL. Die SPD-geführte Wirtschaftsbehörde hingegen, die nicht an den Verhandlungen teilnimmt, sieht „schon Bedarf für eine Verringerung der Lotskosten“. Man wolle das aber im Konsens hinbekommen. dpa

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