Klimastudie zur Chemieindustrie: Das dreckigste Dutzend
Die Chemieindustrie verursacht 14 Prozent aller CO2-Emissionen im Industriesektor. Wie geht das grüner?, fragt nun eine Studie im Auftrag des WWF.
„Es braucht eine strukturelle Veränderung“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. Ausgangspunkt der Analyse war die 2023 publizierte Studie zu den größten Emittenten der deutschen Industrie, den „dirty thirty“ („dreckigen 30“) der Industrieanlagen, aus den Branchen Eisen und Stahl, Zement und Chemie. Nun hat das Öko-Institut speziell die Chemieindustrie genauer unter die Lupe genommen. Die Analyse soll auch helfen, Strategien für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Chemiesektor aufzuzeigen.
Mit 40 Prozent den größten Anteil an der Luftverschmutzung haben die Kraftwerke, welche die Chemieanlagen mit Energie versorgen. Dabei handelt es sich um Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die in einem Kraftwerk gleichzeitig elektrische und thermische Energie erzeugen. Danach folgen mit 24 Prozent die Emissionen aus Steamcrackern. Das sind Anlagen, die zur Herstellung von Grundchemikalien benötigt werden, wofür sehr hohe Temperaturen erforderlich sind. An dritter Stelle folgen mit einem Anteil von 14 Prozent die Ammoniakanlagen. Grundsätzlich zieht die Herstellung von Grundstoffen hohe Emissionen nach sich, die weitere Verarbeitung verursacht im Vergleich eher niedrige Emissionen.
Florian Fabian, BASF-Sprecher, sagt auf Anfrage, man strebe in Ludwigshafen bis 2045 „Netto-null-CO2-Emissionen an“. Am Standort würde BASF verstärkt den Einsatz erneuerbarer Energien sowie die Entwicklung und den Einsatz CO2-freier Verfahren vorantreiben. Darüber hinaus plane der Chemiekonzern unter anderem den Bau eines Solarparks. „Die Elektrifizierung des Standorts Ludwigshafen ist ein weiterer wichtiger Baustein.“
Grundsätzlich gibt es gemäß Studie einige Hebel für die Chemieindustrie. Die Nutzung von erneuerbaren Energien ist grundlegend. Doch bisher sind in der Chemieindustrie viele Prozesse noch so ausgelegt, dass sie einen dauerhaften Strombedarf haben. Bei der Nutzung von erneuerbaren Energien müsse sich der Stromverbrauch aber stärker an der tatsächlichen Produktion von Wind- und Solarenergie orientieren.
Stromnutzung muss flexibler werden
Dafür müssen wiederum die ökonomischen Anreize stimmen. „Um flexiblen Strombezug nicht mehr durch hohe Leistungspreise zu benachteiligen, ist es notwendig, die Stromnetzentgeltverordnung umzugestalten, resümiert Hauke Hermann, Wissenschaftler und Studienautor beim Öko-Institut. Dies würde auch einen flexibleren Einsatz der Kraftwerke ermöglichen, so Hermann. „Außerdem sollten ab 2026 fossile Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen nicht mehr gefördert werden.“ Es sei notwendig, dass neue Anlagen auf grünen Wasserstoff umgestellt werden.
Der Strombedarf der Chemieindustrie wird also wachsen. Die Unternehmen seien auch gefragt, heißt es am Dienstag von den Studienautor:innen, künftig nach den Kriterien der Kreislaufwirtschaft zu produzieren: „Weniger Ressourcenverbrauch, mehr Recycling und bessere Materialeffizienz“ fänden noch zu wenig Beachtung. Man fordere deshalb auch eine Ressourcensteuer für Verpackungen. „Umweltkosten müssen sich endlich auch im Preis niederschlagen“, sagt Raddatz.
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