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Klimaschutz in Berlins BezirkenEnergie und Euros sparen

Friedrichshain-Kreuzberg senkt mit technischen Kniffen den Energieverbrauch in seinen Gebäuden. Gleichzeitig schrumpft der Senat die Fördermittel.

Knapp bei Kasse: Friedrichshain-Kreuzbergs Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) Foto: Carsten Koall/dpa

Berlin taz | Flächenmäßig mag Friedrichshain-Kreuzberg der kleinste der 12 Berliner Bezirke sein. Das von der eigenen Verwaltung etablierte Motto „Der Kiez, der Klima kann“ stapelt dann allerdings doch ein wenig tief – immerhin leben hier rund 270.000 Menschen. Das mit dem „Klimakönnen“ trifft es vielleicht schon eher. Zumindest gibt man sich redlich Mühe, das meiste aus den beschränkten finanziellen Bezirksmittel herauszuholen, um dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 näherzukommen.

Ein Weg, um der im Berliner Klimaschutzgesetz angelegten Vorbildfunktion der Verwaltung nachzukommen, ist für den Bezirk die Reduktion des Energieverbrauchs in den eigenen Liegenschaften. Weil Sanierungen hochwirksam, aber teuer und langwierig sind, setzt das Bezirksamt unter Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) auch auf technologische Innovationen.

Im Mittelpunkt steht die seit 2023 in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden eingesetzte „thermohydraulische, adaptive Heizkreisregelung“. Es handelt sich hierbei um Steuerungselemente, die den je nach Außentemperatur und Nutzungsverhalten schwankenden Wärmebedarf „intelligent“ auspegeln. Damit soll vermieden werden, dass in Friedrichshainer und Kreuzberger Klassenzimmern, Lesesälen oder Amtsstuben heiße Luft produziert wird, die niemand braucht.

Jetzt liegt die Bilanz für das Jahr 2024 vor, und die kann sich sehen lassen: Nach den Zahlen des Bezirksamts hat der Technik-Hack übers Jahr 11 Millionen Kilowattstunden an Wärmeenergie in mittlerweile 69 Liegenschaften eingespart. Das soll einem Minus von rund 2.500 Tonnen Kohlendioxid entsprechen – Mengen, die immerhin dem Energiebedarf von 2.400 Drei-Zimmer-Wohnungen entsprechen.

Das Beste daran: Die Investitionen amortisieren sich schon nach kurzer Zeit. So sollen die Minderkosten durch nicht verbrauchte Energie in den Jahren 2023 bis 2028 fast 5 Millionen Euro betragen – mehr als das Doppelte der Summe, die dem Bezirk auf der anderen Seite durch die Umrüstung und anfallende Lizenzkosten entstehen.

„Großes Potenzial“

„Für den Haushalt ist die jährliche finanzielle Einsparung im sechsstelligen Bereich in Zeiten knapper Kassen eine sehr gute Nachricht“, freut sich Bürgermeisterin Herrmann. Andy Hehmke (SPD), für Facility Management zuständiger Bezirksstadtrat, betrachtet das Ergebnis als „guten Ansporn, mit der Umrüstung weiterzumachen“. Über 300 Gebäude gehörten dem Bezirk, da gebe es weiterhin „großes Potenzial für mehr Energieeffizienz“.

Wenn die Rechnung stimmt, ist es umso bedenklicher, dass der Senat die Mittel zur Förderung solcher Maßnahmen im Sparhaushalt 2025 stark beschnitten hat. Die Investitionskosten für das Bezirksprojekt betrugen in den Jahren 2023 und 2024 rund 1,3 Millionen Euro, davon kamen fast 750.000 Euro aus den Landesprogrammen BEK und BENE 2. Diese Programme mussten nun bluten: Allein das BEK, das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm, wurde um 4 Millionen Euro – rund ein Drittel – geschrumpft.

Der Bezirk, pardon: Kiez, der Klima kann, kann es trotzdem nicht lassen. Zum Jahreswechsel hat er noch ein Pilotprojekt gestartet, das komplizierte technische Regelkreise in simple Einsparungen bei CO2 und Euro verwandeln soll. Vereinfacht gesagt, sorgt der Ausgleich von Schwankungen in den Stromnetzen für höhere Effizienz in den Stromnetzen der Gebäude. Dadurch könnte sich der Elektrizitätsverbrauch um 8 Prozent und mehr reduzieren.

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