Klimaschädlicher Verkehr: Kurzflüge sind out
Für Reisen innerhalb Deutschlands wählen viel weniger Menschen das Flugzeug als noch vor der Pandemie. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamts.
Die Statistiker:innen verglichen die Zahlen von Januar bis Oktober 2023 mit denen aus den gleichen Monaten im Jahr 2019 – also aus dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, die den Flugverkehr zeitweise nahezu vollkommen zum Erliegen gebracht hatte.
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2019 waren noch 19,6 Millionen Passagiere mit innerdeutschen Flügen gestartet. Im vergangenen Jahr waren es im Vergleichszeitraum nur noch 9,6 Millionen – also etwa die Hälfte. Gleichzeitig stieg der Anteil der Passagiere, die einen Inlandsflieger nur als Zubringer zu einem Folgeflug ins Ausland nutzten, von 17 auf 28 Prozent.
Das bedeutet umgekehrt, dass der Rückgang bei Reisen mit einem tatsächlich innerdeutschen Ziel noch stärker war. Hier sank die Zahl der Passagiere sogar um 58 Prozent.
Fliegen zehnmal klimaschädlicher als Bahnfahren
Auch insgesamt ist der Flugverkehr in Deutschland längst nicht wieder auf dem Niveau aus Vorpandemiezeiten. Von Januar bis Oktober 2023 starteten gut 860.000 Flieger in Deutschland. Das war ein Zuwachs um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, aber immer noch 27 Prozent weniger als vor der Pandemie. Nirgendwo sonst war aber der Rückgang so groß wie bei den Inlandspassagieren.
Inlandsflüge stehen seit Langem bei Klimaaktivist:innen in der Kritik, weil sie bis zu zehnmal mehr CO2 verursachen als Bahnreisen der gleichen Länge. Ein Umstieg der Passagier:innen auf Bahnen ist allerdings nicht erkennbar. Die Zahl der Passagier:innen im Fernverkehr liegt laut Bundesstatistik im Jahr 2023 in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorpandemiejahr 2019.
Die Ampelkoalition hatte im Zuge ihrer Haushaltsplanung im Dezember kurzzeitig die Einführung einer Kerosinsteuer auf dem Zettel. Das hätte die bisherige steuerliche Bevorzugung gegenüber Bahnfahrten ausgeglichen. Mittlerweile plant die Bundesregierung aber eine Erhöhung der Luftverkehrsabgabe, die Tickets für Flüge ins In- wie ins Ausland verteuern würde. Weiterhin unklar ist aber, wie stark die Preiserhöhung ausfallen wird, denn die meisten Einzelheiten dazu sind noch unklar.
Aktuell richtet sich die Höhe der Abgabe nach der Strecke. Ist das Ziel bis zu 2.500 Kilometer entfernt, zahlen Passagier:innen bisher 12,73 Euro, bei Strecken bis zu 6.000 Kilometern sind es 32,25 Euro, bei noch längeren Flügen 58,06 Euro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen