Klimaprotest gegen Öl-Pipeline: Franzosen pfeifen auf Total
Mit einer riesigen Pipeline will der Energiekonzern Total Erdöl in Ostafrika fördern. Umweltaktivisten warnen vor Umwelt- und Klimaschäden. Mit dabei: Luisa Neubauer.
Man wolle die Aktionäre dazu aufrufen, keine fossilen Energien mehr zu finanzieren und aus dem Pipeline-Vorhaben auszusteigen, sagte die ugandische Umweltaktivistin Patience Nabukalu von Fridays for Future der Deutschen Presse-Agentur in Paris. „Total ist ein Klimakiller für uns.“ Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer sagte an Kreditgeber gerichtet: „Banken, die das Wort Nachhaltigkeit auch nur in den Mund nehmen, sollten grundsätzlich ausschließen, diesen Konzern zu finanzieren.“
Anfang vergangenen Jahres war das milliardenschwere Projekt zur Förderung von Erdöl in Uganda und Tansania an den Start gegangen. Total hält an dem Vorhaben mit rund 57 Prozent den größten Anteil. Auch beteiligt sind die China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) mit einem Anteil von rund 28 Prozent und die Uganda National Oil Company (UNOC) mit etwa 15 Prozent. Das Investitionsvolumen beträgt laut Total insgesamt etwa 10 Milliarden US-Dollar.
Das Öl soll in einer neuen 1.443 Kilometer langen Pipeline von Ölfeldern in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas durch Tansania bis zum Indischen Ozean gebracht und von dem tansanischen Hafen Tanga aus verschifft werden. Erwartet wird eine Fördermenge von 230.000 Barrel pro Tag. Bereits 2025 soll das erste Öl exportiert werden.
Mehr als 10.000 Menschen für das Projekt vertrieben
Umweltschützer fordern schon länger, das Projekt nicht zu finanzieren. Sie fürchten eine Verschmutzung ugandischer Seen und die Zerstörung von Lebensräumen seltener Tierarten. Nabukalu zufolge wurden bereits vor dem Bau der Pipeline mehr als 10.000 Menschen für das Projekt vertrieben. Einmal betrieben, würde durch das Vorhaben zudem ein Vielfaches der jährlichen Emissionen Ugandas ausgestoßen: „Es wird die Klimakrise in Afrika nur verstärken.“
Erst am Dienstag hatten bei der Hauptversammlung des Öl-und Gaskonzerns Shell in London Klimaaktivisten gegen die weitere Ausbeutung fossiler Energieträger demonstriert und die Sitzung verzögert. Unter anderem riefen sie Slogans wie „Shut down Shell!“ („Macht Shell dicht!“), „Go to hell, Shell“ („Fahr' zur Hölle, Shell“) oder „climate criminals“ („Klima-Verbrecher“). Einige versuchten, die Bühne zu stürmen.
Dutzende Demonstranten wurden nacheinander von Sicherheitspersonal aus dem Saal gebracht. Bei den Aktivisten handelte es sich der Nachrichtenagentur PA zufolge um Shell-Aktionäre, die legal Zugang zur Hauptversammlung erlangt hatten. Der Protest begann, als die Anteilseigner über die Umweltpläne des Konzerns abstimmen sollten. Immerhin etwa 20 Prozent stimmten für einen alternativen Plan, den Klimaschützer aus dem Kreis der Investoren vorgelegt hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen