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Klimaneutraler SeeverkehrAkku-Schiffe lohnen sich

Für Entfernungen bis 1.000 Kilometer sind batteriebetriebene Containerschiffe konkurrenzfähig. Und es gibt noch mehr Potenzial.

Noch sind die meisten Frachtschiffe mit Diesel betrieben. Doch das könnte sich bald ändern Foto: Marcus Brandt/dpa

Basel taz | Schiffe sind groß und dreckig. Letzteres ließe sich bei vielen Schiffen ändern. Für Strecken bis 1.000 Kilometer sind batteriebetriebene Schiffe schon heute konkurrenzfähig und in der EU demnächst bis 3.000 Kilometer. Damit wäre ein großer Teil des Handels in Europa abgedeckt.

Die Schifffahrt ist für 2,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich und gilt als Sektor, der nur schwer Netto-null-Emissionen erreichen kann. Das liegt auch daran, dass Batterien zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde: „Die direkte Elektrifizierung von Seeschiffen wurde als emissionsarme Option bisher nur unzureichend erforscht, obwohl sie einen erheblichen Effizienzvorteil gegenüber synthetischen Kraftstoffen bietet“, schreibt eine neue Studie von Jessica Kersey von der University of California und anderen. Daher haben die Autoren die Folgen einer batteriebasierten Energieversorgung von acht Containerschiffsgrößen angeschaut – von Schiffen für 1.000 Container bis zu Schiffen für 18.000 Container.

Bei Schiffen ist das Volumen der Batterien der wichtigste Faktor, denn dadurch geht Platz für Container verloren. Für eine Strecke von 20.000 Kilometern müsste rund ein Drittel der Frachtkapazität geopfert werden. Der zweite Faktor ist das Gewicht. Mit sehr großen und schweren Batterien liegen Schiffe tiefer im Wasser und verbrauchen mehr Energie. Für eine 5.000 Kilometer lange Reise, bräuchte ein Schiff der Neo-Panamax-Klasse für 7.650 Container eine 20.000 Tonnen schwere Batterie und würde daher einen Meter tiefer im Wasser liegen. Mit 5 Gigawattstunden Strom wäre dies dann aktuell die weltgrößte Batterie.

Bei kürzeren Strecken und damit kleineren Batterien sieht die Situation aber anders aus: Wenn man wieder ein Schiff der Neo-Panamax Klasse betrachtet, zeigt sich, dass diese auf Strecken bis gut 1.000 Kilometer schon heute billiger mit Batteriestrom als mit Schiffsdiesel betrieben werden können, selbst wenn die Vorteile für die Umwelt unberücksichtigt bleiben.

Auch Ladezeit ist kein Hindernis

In der EU dürfte dieser Wert zudem demnächst deutlich steigen, denn die Emissionen der Schifffahrt sollen in das EU-Emissionshandelssystem aufgenommen werden. Dort kostet ein CO2-Zertifikat aktuell 82 Euro pro Tonne. Damit werden Elektroschiffe auf Strecken bis zu rund 3.000 Kilometer billiger sein. So ließe sich ein großer Teil des aktuellen Schiffsverkehrs abdecken: 40 Prozent aller Container werden interregional, also innerhalb Europas, oder Ostasiens verschifft. Das liegt nicht zuletzt am Gigantismus in der Schifffahrt: Erst werden Container mit riesigen Schiffen über den Atlantik oder Pazifik transportiert und dann auf kleinere Schiffe umgeladen.

Auch die Ladezeit ist kein Hindernis: Kleinere Schiffe liegen im Schnitt 31 Stunden vor oder in einem Hafen, um entladen und wiederbeladen zu werden. Wenn man diese mit einem Ladegerät von 220 Megawatt während dieser Zeit lädt, verlieren sie dadurch keine Zeit. (Zum Vergleich: Eine neue Haushaltssteckdose hat eine Kapazität von 2,3 Kilowatt, also rund 100.000-mal weniger.)

Immer mehr Reedereien experimentieren mit Elektroschiffen

Auch bei größeren Schiffen ist die Ladezeit kein Thema, denn diese brauchen länger, um ent- und beladen zu werden. Ein Containerriese mit 18.000 Containern liegt fast vier Tage im Hafen. Denkbar wäre zudem der Bau von Offshore-Ladegeräten etwa vor dem Suez- und Panamakanal. Dort warten Schiffe oft mehrere Tage, bis ihnen die Durchfahrt erlaubt wird. Zudem ließen sich die Offshore-Ladestationen mit Offshore-Windparks kombinieren.

Mittlerweile experimentieren immer mehr Reedereien mit Elektroschiffen: In Dänemark gibt es eine batteriebetriebene Autofähre, in Norwegen ein Frachtschiff für 120 Container und in Schweden die beiden größten Batterieschiffe der Welt: Dort wurden zwei Autofähren von 238 Meter Länge nachträglich mit einem Elektromotor ausgestattet.

Und auch in der Binnenschifffahrt könnten Elektroschiffe zum Zug kommen: In den Niederlanden baut ein Konsortium entlang der Flüsse ein Netz von Stationen mit Wechselbatterien auf. Mit zwei davon kann man Strecken von 60 bis 120 Kilometer zurücklegen. Und wenn das Schiff dann wieder in einem Hafen liegt, werden die Batterien ausgetauscht – eigentlich ganz einfach.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Eines der wichtigsten Elemente wird sein, wie wir gesellschaftlich negative Auswirkungen bepreisen: Daher ist es unglaublich wichtig, dass , wie im Artikel erwähnt die "Emissionen der Schifffahrt sollen in das EU-Emissionshandelssystem aufgenommen werden".



    So haben etwa in Polen der hohe CO2 Preis in erheblichen Masse Kohleverstromung aus dem Markt gedrängt und Polen zu einem der wichtigen player bei dern Erneuerbaren Energien gemacht.



    Im Zweifel muss sich eben umweltfreundlicheres Verhalten "rechnen".



    Der Antriebsstoff für Schiffe muss nun auch nicht unbedingt inmitten großer Siedlungen erfolgen, ob das nun Hamburg, Antwerpen oder Rotterdam ist.



    Stromerzeugungskosten für "off-shore" wind liegen derzeit bei 3- 10 ct / kw/h an Land geht schon günstiger. Warum also nicht beim Warten auf die Hafeneinfahrt die Stromspeicher auffüllen oder gefüllte Stromcontainer gegen leere austauschen. Wir brauchen innovative und möglichst saubere Lösungen als neue/alte Atom- und Kohlekraftwerke am Netz zu halten.

  • Weniger produzieren + regionaler produzieren > weniger Transportbedarf > weniger Schiffe/LKWs ...

    • @Uranus:

      Das wird erst passieren, wenn schon alles zu spät ist. Das kapitalistische Produktionssystem ist ja bekanntlich alternativlos, also wird auch wegen des Profits alles mögliche durch die Gegend gekarrt.

      • @Wurstfinger Joe:

        Das befürchte ich auch. Weder bei Handlungen der Menschen noch der Regierungen sehe ich da die notwendigen Veränderungen in notwendiger Geschwindigkeit.

  • Segeln.

  • "Wenn man diese mit einem Ladegerät von 220 Megawatt während dieser Zeit lädt, verlieren sie dadurch keine Zeit. (Zum Vergleich: Eine neue Haushaltssteckdose hat eine Kapazität von 2,3 Kilowatt, also rund 100.000-mal weniger.)



    Dann vergleichen wir auch einmal kurz mit einem durchschnittlichen Kraftwerk: Liegen 6 E-Schiffe im Hafen, dann bauen wir besser gleich einen AKW-Block daneben. Oder so ungefähr 200 WKA je Schiff und hoffen, dass keine Flaute kommt.

    • @sollndas:

      Erst mal die Batterien für die Schiffchen haben, die wachsen ja auch nicht auf Bäumen.



      Und was ist bei ungünstigen Wind- und Strömungsverhältnissen? Ist der erhöhte Energieverbrauch da mit eingerechnet? Bei Fährschiffen mit einer festen Strecke mag das ja funktionieren, Containerschiffe müßten da flexibler sein.