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Klimaklage gegen Schweizer ZementkonzernIn­sel­be­woh­ne­r:in­nen fordern Gerechtigkeit

Das Eiland Pari droht im Meer zu versinken. Bewohner wollen Schadenersatz von Holcim. Nun entscheidet sich, ob die Klage überhaupt verhandelt wird.

Hat nichts vom Inselparadies Pari: Zementwerk der Holcim-Group, die die Nr. 74 der weltgrößten CO2-Emittenten ist Foto: dpa

Genf afp | Bewohner einer durch den steigenden Meeresspiegel bedrohten indonesischen Insel sind in die Schweiz gereist, um vom Zementkonzern Holcim Kompensationszahlungen einzufordern. Sie hoffe, dass der Fall für Opfer des Klimawandels auf der ganzen Welt zur Inspiration werde, sagte die Inselbewohnerin Asmania vor Journalisten im schweizerischen Lausanne. Asmanias Heimat, die nur 42 Hektar große Insel Pari, könnte laut Umweltforschern aufgrund des steigenden Meeresspiegels bis 2050 im Meer versinken.

Mehr als zwei Jahre, nachdem sie gemeinsam mit zwei anderen Inselbewohnern gegen den größten Zementhersteller geklagt hatten, reisten Asmania und ein weiterer Inselbewohner nun in die Schweiz, um am Mittwoch an einer ersten Anhörung in dem wegweisenden Verfahren teilzunehmen. Bei der Anhörung in Zug, wo Holcim seinen Hauptsitz hat, soll zunächst festgestellt werden, ob sich das Gericht mit der Klage befasst.

Die insgesamt vier Kläger fordern jeweils Schadenersatz in Höhe von umgerechnet etwa 3.850 Euro. Zudem verlangen sie Schutzmaßnahmen, wie den Bau von Wellenbrechern.

Die 42-jährige Asmania, die wie viele Indonesier nur einen Namen trägt, ist Mutter von drei Kindern. Aufgrund von Überschwemmungen hat sie bereits ihre Algenfarm verloren. Durch die Überschwemmungen sei auch Schmutz und Öl in ihre Fischfarm gespült worden. Von 500 kleinen Jungfischen zum Jahresbeginn seien jetzt nur noch neun übrig, sagte Asmania. Ihr Einkommen liege bei „null“.

Holcim wehrt sich

Der Schweizer Konzern Holcim betont, dass er sich „stark für das Klima engagiert“. Zugleich solle „die Frage, wer CO2 ausstoßen darf“, per Gesetz und nicht durch ein Zivilgericht beantwortet werden. Holcim gehört laut Umweltforschern zu den hundert Unternehmen der Welt, die am meisten CO2 ausstoßen. Die Produktion von Zement ist für etwa acht Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Klimaklagen gegen Regierungen und Konzerne haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Dabei ist es häufig das Ziel, große Unternehmen für die Klimaschäden verantwortlich zu machen, die die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen, insbesondere im globalen Süden, zerstören. Der Fall von Pari ist der erste, in dem ein Zementriese verklagt wird. Zudem ist es das erste Mal, dass eine Schweizer Firma wegen ihrer mutmaßlichen Verantwortung für derartige Klimaschäden verklagt wird.

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