piwik no script img

KlimagerechtigkeitGespart wird beim Globalen Süden

Eigentlich hat Olaf Scholz versprochen, ab 2025 sechs Milliarden Euro jährlich für die Klimafinanzierung bereitzustellen. Das wird wohl nichts.

Verheerende Sturzfluten in Bangladesch 2024: Von den Klimafolgen sind Menschen in Entwicklungsländern besonders stark betroffen Foto: Xinhua/dpa

Berlin taz | Die Bundesregierung wird ihr Klimafinanzierungsziel von sechs Milliarden Euro für 2025 wohl nicht erreichen. Das geht aus einer Antwort des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an den Bundestagsabgeordneten Victor Perli (Linke) hervor. Das Ministerium erhält im aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2025 insgesamt ein Budget von 10,3 Milliarden Euro, 937 Millionen Euro weniger als 2024. Die Kürzung „erschwert die Zielerreichung für 2025 erheblich“, schreibt das BMZ.

Unter Klimafinanzierung wird Geld gefasst, das Industriestaaten an Entwicklungsländer geben, um Klimaanpassungsmaßnahmen und Investitionen in den Klimaschutz zu bezahlen.

„Ganz konkret bedeutet weniger Klimafinanzierung, dass wichtige Projekte im Katas­trophenschutz und der Ernährungssicherheit gekürzt werden“, sagt Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam. „Darunter leiden die Entwicklung und Stabilität der betroffenen Länder und auch der Klimaschutz.“

Die Industriestaaten haben sich verpflichtet, bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar Klimafinanzierung zu leisten. Wie hoch das Ziel nach 2025 werden soll, wird im November auf der UN-Klimakonferenz im aserbaidschanischen Baku verhandelt. Sabine Minninger vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt hält die Kürzungen auch wegen der anstehenden Konferenz für „eine Katastrophe“. „Im Moment der Verhandlung höherer Ziele sollte Deutschland eigentlich ein verlässlicher Mittler zwischen Globalem Süden und Norden sein. Stattdessen wird die Verhandlungsatmosphäre getrübt.“ Das sei „ein Signal, dass die Ärmsten in der Klimakrise wieder zurückgelassen werden“.

Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte 2021 versprochen, ab 2025 jährlich sechs Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln für die Klimafinanzierung zur Verfügung zu stellen, im vergangenen Jahr bekräftigte ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) das Ziel. Bereits 2022 waren die sechs Milliarden Euro Klimafinanzierung laut Regierung erreicht worden; im Nachhinein stellte sich das aber als Ausnahme heraus: 2023 waren es laut dem BMZ nur 5,7 Milliarden Euro.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Das ist wieder mal ein Musterablauf: Versprechen für die PR-Mitteilungen, wohlfeile Sonntagsreden und dann ... nix weiter. Da geht man doch lieber mit allen Mitteln - auch gesetzeswidrigen, menschenverachtenden- gegen Geflüchtete vor und lässt sie im Mittelmeer ertrinken. Das kann man dann auch wieder tränenreich bejammern und sich als mitfühlend darstellen.... Sehr schön.

    • @Perkele:

      um dann direkt im Anschluß, zur Wählerakquise, die Asylgesetze zu verschärfen. Ein angebliches geben, aber definitives nehmen.

  • Dass es mittlerweile auch immer mehr Menschen im globalen Norden betrifft, scheint nicht zu interessieren.



    Die Grundstücke der wirklich Reichen liegen wohl hoch genug, Hochwasser macht den Yachten nichts aus.



    Und die Opas und Omas in meinem Umfeld düsen weiterhin so oft wie möglich nach Malle oder sitzen einen Teil ihrer Zeit auf der AIDA ab, Kinder und Enkel kommen in deren Denkweise nicht vor, außer wenn sie sich mit schwachsinnigen Geschenken überbieten wollen/müssen.