Klimaforschung: Wenn Trump Klimaforschung verbietet
Bis 2029 wird am 7. Sachstandsbericht des Weltklimarates gearbeitet. Trump fordert nun einen Rückzug von US-Forschern.
Es geht um die Arbeiten zum siebten Sachstandsbericht des „Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen“ IPCC: Der soll in den nächsten vier Jahren entstehen und 2029 veröffentlicht werden: In drei Arbeitsgruppen fassen die Wissenschaftler die Forschungsergebnisse zur Klimaerhitzung zusammen. Jede Gruppe wird von zwei Co-Vorsitzenden geleitet, die sich dann ihr Team zusammenstellen. Katherine Calvin war 2023 vom IPCC-Büro in Genf zur Co-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III berufen worden. Am 6. Sachstandsbericht „AR6“, der zwischen 2021 und 2023 veröffentlicht wurde, waren 721 unabhängige Wissenschaftler aus 90 Ländern in den Kernteams der drei Arbeitsgruppen beteiligt. Hinzu kommen tausende Wissenschaftler, die den Prozess begutachten.
„Der Beitrag der US-Wissenschaftler ist immer noch sehr bedeutend“, urteilt Reimund Schwarze, Professor an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und Experte für internationale Klimapolitik. Zwar seien bereits an den letzten Sachstandsberichten weniger US-Forscher beteiligt gewesen, „aber das ist gewollt: Spezialisten aus dem globalen Süden sollen eine größere Rolle übernehmen“.
Für die Arbeit am Sachstandsbericht können Regierungen, NGOs, Forschungsinstitute dem Büro des IPCC Wissenschaftler vorschlagen. Experten können sich aber auch selbst bewerben, eine Mitarbeit bringt in der Wissenschaftscommunity hohe Reputation. Aktuell stellen die Co-Vorsitzenden aus diesem Bewerberkreis ihre Teams zusammen, neben der fachlichen Expertise wird dabei auch auf eine ausgewogene Zusammensetzung hinsichtlich regionaler Herkunft, Geschlechterverteilung und einer Mischung aus erfahrenen und neuen Fachleuten geachtet. Beim 6. Sachstandsbericht stammten 44 Prozent der Autoren aus dem globalen Süden, 33 Prozent waren Frauen und 58 Prozent erstmals beteiligt.
Umfangreiche Studien
Die berufenen Autoren werden ehrenamtlich für den IPCC arbeiten. Bezahlt dafür werden sie von den Heimatinstituten oder den Regierungen. Schwarze, der selbst Gutachter zum 6. Sachstandsbericht war, bedauert, wenn Expertise aus den USA verloren geht. „Auf die eigentliche Arbeit zum Sachstandsbericht hat Trumps Ankündigung aber keinen Einfluss“, sagt er gegenüber der taz. Der IPCC arbeite absolut unabhängig, „es gibt genügend Absicherungen, die garantieren, dass niemand Einfluss auf die Autoren nehmen kann“. In den kommenden Jahren werden sie 100.000 Studien auswerten und einem mehrstufigen Peer-Review-Verfahren unterziehen. Beim 6. Sachstandsbericht waren über 300.000 Kommentare von Gutachtern in den Bericht eingeflossen.
An seinem ersten Tag im Amt war Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimavertrag ausgestiegen – wie bereits in seiner ersten Amtszeit. In diesem Abkommen hatten sich die 197 Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention darauf geeinigt, gemeinsam an der Begrenzung der globalen Erwärmung zu arbeiten. Seitdem kannte die Emissionskurve allerdings nur eine Richtung: steil nach oben.
Trumps Einfluss bleibt gering
Direkten Einfluss auf die Arbeit der Klimawissenschaftler hat Donald Trump dann aber doch: Am Ende werden die vielen hundert Seiten des 7. Sachstandsberichtes in sogenannte „Summary for policymakers“ zusammengefasst. In diesem Prozess sind Diplomaten involviert, die möglichst günstige Formulierungen für ihr Land auszuhandeln versuchen. Dieser Zusammenfassung müssen dann – wie bei den Klimagipfeln auch – alle Vertragsstaaten zustimmen.
Andererseits wird der Trumpsche Einfluss gering bleiben: Der erste Sachstandsbericht des Weltklimarates stammt aus dem Jahr 1990. Und schon damals beschrieb die Wissenschaft das Problem und seine Ursachen ausgesprochen präzise.
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