Klimaaktivist:innen gegen Krieg: Fridays for Future für die Ukraine
Die Klima-Aktivist:innen stecken in den Vorbereitungen für den Streik am 25. März. Nun demonstrieren sie am Donnerstag gegen den Krieg.
In mehreren Ländern folgen ihnen Schüler*innen, Auszubildende, Studierende und Beschäftigte und rufen für diesen Donnerstag zum Protest auf. Darunter Griechenland, Georgien, Kenia, Venezuela, Malaisien und Indonesien. Hierzulande haben bislang Fridays-Ortsgruppen aus Braunschweig, Lübeck, München, Hamburg, Berlin und Köln Proteste angemeldet, weitere sollen folgen. „Die Zeit rennt, die Lage ändert sich stündlich“, begründete Luisa Neubauer den Termin an einem Donnerstag statt wie gewohnt Freitags. In einem Instagram-Video erklärte sie, man habe sich nach dem Hilferuf der urkainischen Mitstreiter*innen noch in der Nacht zusammengesetzt und überlegt, was es für die jungen Menschen bedeute, so unvorstellbares Leid zu erfahren, und was bedingungslose Solidarität erfordern würde. Dann hätten die Aktivist*innen angefangen, einen internationalen Friedensstreik zu organisieren.
Dabei war der nächste internationale FFF-Streik eigentlich für den 25. März angesetzt. Er sollte unter dem Motto „People not profit“ stehen. Nun ist die Aufmerksamkeit für das Klima von einem Tag auf den anderen auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Coronakrise gesunken. So rangierte der am Montag veröffentlichte alarmierende Teilbericht des Weltklimarats IPCC in den meisten Medien unter ferner liefen. Das bekommen auch die Aktivist*innen zu spüren. „Wir haben vollstes Verständnis, dass der Krieg gerade die Nachrichten und die Sorgen der Menschen dominiert“, sagte Pauline Brünger von Fridays for Future.
Neu sei diese Erfahrung nicht: „Wir haben in den letzten zwei Jahren gelernt, dass wir in einer Welt leben, in der die Krisen nicht nacheinander folgen, sondern gleichzeitig passieren“, sagte Brünger. Das wichtigste sei jetzt, solidarisch an der Seite der Ukrainer*innen zu stehen und an der Seite derer, die in Russland Widerstand leisteten – und dabei die Klimakrise nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich hingen die Lösungen der Konflikte zusammen: „Der Ausstieg aus fossilen und der Ausbau erneuerbarer Energien muss die klare Antwort auf beide Krisen sein“, sagte Brünger. Die Notwendigkeit, sich von Autokraten und ihren Energielieferungen unabhängig zu machen und stattdessen ein solidarisches System aufzubauen, sei schmerzhaft deutlich geworden.
Protest nach 100 Tagen Ampelregierung
An den Planungen für den 25. März will Fridays for Future erstmal festhalten. Ob der Streiktag wie ursprünglich gedacht stattfinde oder eine inhaltlich ganz andere Ausrichtung bekommen müsse, werde sich im Laufe der nächsten Tage herausstellen, sagte Brünger.
In Deutschland soll der Protest rund hundert Tage nach dem Start der Ampelkoalition unter dem Motto „Reicht halt nicht“ stehen. Die Bemühungen der neuen Bundesregierung gingen zwar ein bisschen weiter als die der Großen Koalition, aber reichten bei weitem nicht aus, um die schlimmsten Folgen der Erderhitzung zu verhindern. Zudem stünden sie in keinem Verhältnis zu den im Wahlkampf gemachten Versprechen einer ernstzunehmenden Klimaschutz-Agenda, kritisieren die Klimaaktivist*innen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin