Kleinstes Lichtspielhaus in Deutschland: Kino aus dem Home Office

Das Lodderbast in Hannover ist das einzige Kino, das im Lockdown volles Programm zeigte: online aus der Wohnung der Betreiber*innen.

Der Eingang des kleinsten Kinos Deutschlands, des Lodderbast, bei Dunkelheit. Das Wort Kino leuchtet türkis über der Tür, innen sind einige Sitzplatzreihen zu erkennen

Kiosk oder Kino? Das Lodderbast kann beides sein Foto: Johannes Thomsen / Wikimedia Commons

Bremen taz | Mit 20 Cocktailsesseln als Kinositzen ist das Lodderbast in Hannover das kleinste Kino Deutschlands – aber wann dort wieder Filme gezeigt werden, ist ungewiss. Während andere Kinos wieder eröffnet haben, bleibt das Wohnungskino von Wiebke und Johannes Thomsen geschlossen, denn die Hygieneregeln sind in dem kleinen Raum nicht einzuhalten. So beträgt der Abstand zwischen der Bar und der Unisextoilette weniger als 1,5 Meter.

Selbst wenn sie wieder eröffnen dürften, wären nur vier Zuschauer*innen pro Vorstellung gestattet. Im März war das Lodderbast das erste Kino in Niedersachsen, das freiwillig den Betrieb einstellte. Als sich bei einer Vorstellung 32 Zuschauer*innen in dem kleinen Raum drängten, wurde den Thomsens klar, dass dies ein potentieller Hotspot sein könnte.

Seitdem ist dort kein Film gezeigt worden. Stattdessen ging das Lodderbast online und war so das einzige Kino Deutschlands, das während des Shutdowns Vollprogramm zeigte. Dafür organisierten die Inhaber*innen digitale Vorstellungen, die sie in ihrem zum Videostudio umfunktionierten Büro moderierten.

Per Skype waren dabei fast immer die Filmemacher*innen oder Darsteller*innen zu Gast, für die dies ja auch eine der ganz wenigen Gelegenheiten war, ihre Werke in der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Thomsens riefen zu Spenden auf und sammelten bis zu 1.000 Euro pro Abend.

Filmpreis im Lodderbast, statt glamourös in Berlin

Inzwischen ist das Lodderbast offiziell in der Sommerpause, aber als eine Art Fortsetzung ihres Online-Programms moderieren Wiebke und Johannes Thomsen bis zum 2. September die „Langen Nächte des Jungen Films“. Dort wird seit dem Jahr 2000 der deutsche Filmnachwuchspreis „First Step Award“ an Student*innen von deutschsprachigen Filmschulen vergeben.

Die glamouröse Preisverleihung im Berliner Theater des Westens muss in diesem Jahr ausfallen, doch dafür sind die Screenings der nominierten Filme zum ersten Mal öffentlich. Sie werden auf der unabhängigen Streamingplattform „behind the tree“ live ins Netz gestellt, sodass in einem virtuellen Lichtspielhaus Vorstellungen zu sehen sind, die jeweils um 19:30 Uhr beginnen.

Eine Zukunft als Kiosk?

Die Thomsens führen von ihrem Homeoffice aus durch die Abende und im Anschluss an die Projektionen gibt es Filmgespräche, an denen sich das Publikum beteiligen kann. Digitalen Zugang bekommt man mit einem Eventpass für 9,99 Euro.

Doch wie es mit dem realen Kino Lodderbast weitergehen soll, bleibt vorerst ungewiss. Johannes Thomsen spricht davon, es nach der Sommerpause eine Zeitlang als Kiosk mit Straßenverkauf zu betreiben. Das könnte sogar klappen, denn das Lodderbast hat eine Betriebsgenehmigung von der Stadt erhalten – nicht als Kino, sondern als Kulturkiosk erhalten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.