Klausurtagung auf Schloss Meseberg: Kanzler Scholz setzt auf Zuversicht
Auf der Klausurtagung in Meseberg berät die Ampel-Koalition über große Themen. Konkrete Ergebnisse gibt es aber nicht.
![Olaf Scholz verlässt lächelnd und winkend das Schloß Meseberg während er fotografiert wird Olaf Scholz verlässt lächelnd und winkend das Schloß Meseberg während er fotografiert wird](https://taz.de/picture/6137432/14/32331708-1.jpeg)
Zwei Tage lang hatte sich das Ampelkabinett auf Schloss Meseberg nördlich von Berlin Zeit genommen, um über große Themen zu beraten: „Wirtschaftliche Perspektiven Deutschlands und Europas in der Zeitenwende“ stand am Sonntag auf der Tagesordnung, dazu war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) zu Gast. Am Montag waren dann Energiewende und kritische Intelligenz die Hauptthemen.
Aber natürlich geht es bei solchen Klausuren immer auch um Informelles und Atmosphärisches. Und das ist bei der Ampel auch dringend notwendig. Die Stimmung im Kabinett war gereizt wie lange nicht, es hatte in den vergangenen Wochen, besonders zwischen FDP und Grünen, viel Streit gegeben – vom Autobahnausbau über ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen und das Verbrenner-Aus bis hin zum anstehenden Haushalt für das kommende Jahr.
Annäherung in Streitfragen
Nach der Klausur gaben sich Habeck und Lindner, an Redepulten links und rechts vom Kanzler positioniert, versöhnlich. Die Abgeschiedenheit der Klausur in Meseberg habe allen vor Augen geführt, wie sehr man aufeinander angewiesen und wie sehr man dem Land verpflichtet sei, betonte Wirtschaftsminister Habeck. Und Lindner sprach von informellen Gesprächen, in denen Dinge geklärt und Perspektiven erweitert worden seien: „Das hilft.“
Auch der Kanzler selbst betonte die Annäherung in Streitfragen. „Ich kann Ihnen berichten, dass wir auch Fortschritte gemacht haben bei vielen Fragen, die wir im Alltagsgeschäft verhandeln“, so Scholz. Die Ampelkoalition wolle nun „in ganz kurzer Zeit“ verschiedenste Vorhaben zum Abschluss bringen. „Das, was hier stattgefunden hat, ist ein sehr fühlbares Unterhaken und auch die gemeinsame Überzeugung, dass das gelingen wird.“ Von konkreten Einigungen aber berichtete keiner der drei, wahrscheinlich hat es keine gegeben.
Scholz aber betonte noch einmal, was die Koalition im ersten Jahr alles bewirkt habe – von Waffenlieferungen an die Ukraine bis zur Ablösung von russischem Gas. Daraus sei „ein Schwung entstanden für unser Land“, der jetzt mitgenommen werden solle für die Transformation zur Klimaneutralität; die Aufgabe sei groß. „Wir müssen bis 2030 vier bis fünf neue Windräder aufstellen pro Tag und pro Tag umgerechnet mehr als 40 Fußballfelder voller Solaranlagen“, so der Kanzler. Man brauche mehr Tempo – und auch mehr Zuversicht.
„Wir stehen vor großen Herausforderungen, was die Transformation angeht“, sagte auch Habeck. Er wies aber auch darauf hin, dass es vor 20 Jahren noch kaum Ökostrom in Deutschland gegeben habe und seither viel erreicht worden sei. Er sei zuversichtlich, „dass wir aus der Klausur herausgehen und alle Fragen lösen werden“. Viel Zeit bleibt dafür nicht. Der nächste Koalitionsausschuss tagt in drei Wochen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?