Klage gegen Airline: DUH sieht Greenwashing bei Lufthansa
Deutsche Umwelthilfe hält die Versprechen der Airline durch CO2-Kompensation für „dreiste“ Täuschung – Fliegen bleibe klimaschädlich.
Alles „dreiste Verbrauchertäuschung“ und „Greenwashing“, findet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) – und kündigte am Samstag eine Klage an. Das Kompensationsmodell der Airline sei ein trügerischer Ablasshandel – nur ein Bruchteil der Klimawirkungen des Luftverkehrs werde berücksichtigt, außerdem ungeeignete Kompensationsprojekte verwendet. Die Fluggesellschaft unterschlage Klimagase wie Ozon, die Auswirkungen der Kondensstreifen und weitere schädliche Aspekte. Insgesamt seien „die Klimawirkungen eines Fluges bis zu viermal so groß wie durch den Kompensationsrechner der Lufthansa ermittelt“.
Flugreisen blieben „die klimaschädlichste Form des Reisens“, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Besonders schamlos“ findet er, dass die Lufthansa verspreche, dass „Fliegen nachhaltig sein kann“. Das sei „falsch und wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern“. Der Tourismus verursacht laut Umweltbundesamt rund 5 bis 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.
Angebote für Kompensationen des Klimaeffekts von CO2-Emissionen durch Flüge oder andere Reisen gibt es auch von unabhängigen Anbietern wie Atmosfair oder Myclimate. Der dabei von Myclimate eingesetzte Kompensationsrechner wird laut DUH auch von der Lufthansa verwendet, aber in abgewandelter Form. Während Myclimate auch über den CO2-Ausstoß hinausgehende Klimawirkungen einbeziehe, tue die Fluggesellschaft dies nicht. Daher seien die zu zahlenden Kompensationsbeträge bei der Lufthansa viel geringer.
„Falsche Nachhaltigkeit“
Die Versprechen der Lufthansa suggerierten eine „falsche Nachhaltigkeit“, sagte DUH-Expertin Agnes Sauter: Die CO2-Emissionen der Flieger verblieben „jahrhundertelang in der Erdatmosphäre. Waldschutzprojekte können jedoch nicht garantieren, dass sie für diesen langen Zeitraum betrieben werden.“ Auch die Kochofenprojekte würden „hinsichtlich ihres Einsparpotenzials völlig überschätzt, da sie auf reinen Spekulationen beruhen“, so Sauter. „Wie lokale Familien diese Kocher dauerhaft nutzen, können wir nicht wissen.“
Das „Klimaprojekt-Portfolio zur CO2-Kompensation“ werde „fortlaufend weiterentwickelt“, sagte ein Sprecher der Lufthansa der taz. Alle Projekte seien „nach den jeweils höchsten verfügbaren Standards zertifiziert, beispielsweise dem Gold-Standard“, der auch vom Umweltbundesamt empfohlen werde. Einige der Ausgleichsmaßnahmen zielten auch darauf ab, „Angebote mit langfristiger Bindung von CO2“ zu fördern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Bodycams bei Polizei und Feuerwehr
Ungeliebte Spielzeuge
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach