piwik no script img

Kita-Broschüre zu sexueller VielfaltCDU will nicht aufklären

Die CDU will eine Kita-Broschüre „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“ stoppen. Beifall bekommt sie dafür von ganz rechts.

Eine Broschüre mit Format Foto: www.queerformat.de

Die Diskussion über eine Kita-Broschüre der Bildungsverwaltung zum Thema sexuelle Vielfalt, deren Verteilung die CDU-Fraktion gerne stoppen möchte, reißt nicht ab: „Die CDU spricht den Kindern – im Einklang mit der AfD – das Grundrecht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit ab“, sagte am Montag die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Offenbar fehle es „an grundlegenden Kenntnissen über die Entwicklung von Kindern in diesem Alter“, befand GEW-Berlin-Vorsitzende Doreen Siebernik in Richtung CDU-Fraktionschef Florian Graf.

Vergangenen Donnerstag hatte die CDU-Fraktion mit einem Antrag im Abgeordnetenhaus den rot-rot-grünen Senat aufgefordert, die „Verbreitung sowie Nutzung der Broschüre ‚Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben‘ unverzüglich zu stoppen“. Begründung: „Fragen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt“ gehörten nicht in die Kita.

Beifall für den CDU-Vorstoß kam von ganz rechts: Die Broschüre gefährde das Kindeswohl, befand die AfD-Fraktion, weil sie „normabweichende“ Lebensweisen wie Homo- und Transsexualität mit der „auf Fortpflanzung angelegten“ Mann-Frau-Beziehung gleichstelle. Eine Petition des rechtskonservativen Bündnisses „Demo für alle“ gegen die Broschüre fand bis Montag innerhalb weniger Tage 40.000 UnterzeichnerInnen.

Eine Sprecherin von Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) kritisierte das Schüren von Vorurteilen und sagte, es sei „erschreckend, wie ähnlich CDU und AfD argumentieren“. In der Handreichung für ErzieherInnen finden sich vor allem Anregungen, wie man das Thema im Kita-Alltag mit Kindern zur Sprache bringen kann. Unter anderem erzählt eine Mutter von der Notwendigkeit, die Intersexualität ihres Kindes thematisieren zu können.

Weil Rot-Rot-Grün im Abgeordnetenhaus die Mehrheit hat, ist der CDU-Antrag quasi chancenlos, auch wenn die AfD mitstimmt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Hallo,

     

    im ersten Moment dachte ich so:

    "Was zum Geier sollen die Kinder damit?"

     

    Als ich dann gelesen habe, dass es an die Erzieher geht und Themen anspricht, wie man Kindern am besten so nebenbei erklärt, dass es mehr wie Mann-Frau Beziehungen gibt, hat sich das ganze auch schon wieder relativiert.

     

    Ein Problem, was ich bei so etwas immer nur sehe, und da muss ich der CDU/AFD (leider) zustimmen, ist, dass man aufpassen muss, wie man das präsentiert. Das betrifft aber auch die "normale" Mann-Frau Beziehung.

     

    Hierzu möchte ich sagen, dass meine Bezeichnung "normal" sich auf das bezieht, was eben von den meisten ausgeübt wird. Und das sind aktuell eben heterosexuelle Beziehungen.

     

    Dass man den Kindern vermitteln sollte, dass es auch andere Formen gibt, und welche sie wählen an sich vollkommen ihnen überlassen ist, da bin ich ABSOLUT dafür. Man sollte nur auch ehrlich sein und sagen, dass die meisten einen heterosexuellen Lebensstil haben.

     

    Wer weis, vielleicht wird sich das in Zukunft ändern, wenn wir unseren Kindern vermitteln, dass sie da frei wählen können, anstatt alles außer Mann-Frau zu stigmatisieren.

    Wenn das so ist, dann muss man natürlich die Definition von "normal" entsprechend anpassen.

     

    Bis dahin bin ich dafür, den Kindern einfach mit aktuellen Tatsachen zu kommen. Die aktuelle "Norm" ist eine heterosexuelle Beziehung, auch an vielen Stellen das einfachste (aber nichts einzige) Mittel für Kinder. Sie können aber auch andere Beziehungen wählen und diese sind zwar in der Minderheit, sollten aber an sich vollkommen gleich behandelt werden.

     

    Ich hoffe ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken.

     

    MfG

    Nerei

  • völlig klar: fortbildung von erzieherinnen of all three+x sexes in fragen von sexualpädagogik versaut die mini-fuzzies fürs ganze leben!

  • Also haben mindestens 40.000 Menschen nicht begriffen, dass ihre freiheitsfeindlichen Einstellungen queere Identitäten erst zur "Normabweichung" machen. Solange Alex das Gefühl vermittelt wird zwei Mütter seien möglicherweise etwas Schamhaftes sind die Rechten halt glücklich.