Gastkommentar: Kippt die Tradition?
■ Jacobs wirbt schwul für light-Kaffee
Liebe Kaffeetante, das ist ja wirklich süüüüß: Ganz aus Versehen haben Herr und Frau Jacobs einen schwulen Sohn zur Welt gebracht. Und so neckisch, wie Du uns anschaust, verstehst Du doch bestimmt auch ein bißchen Spaß? Gut, dann holen wir doch gleich mal unser kleines Hämmerchen der Kritik heraus und sehen mal, was von Deinem Kaffebecher übrig bleibt.
Also, den Ehrenplatz über dem schwulen Bett, den kannst Du Dir gleich abschminken. Dafür fehlt dir leider jede Erotik. Bieder und brav, erinnerst Du uns an eine schwule Neuauflage von Frau Sommer. Die drückte der Hausfrau vor dem Familienfest schnell noch den richtigen Kaffee in die Hand: das war die Krönung.
Du aber trinkst „light“. Klar, „light“- Produkte sind modern. Und Schwule sind modern. Aber gleichzeitig liegt doch gerade bei Dir die Vermutung nahe: Halbes Koffein, halber Mann! - Eine halbe Sache ist die Werbung auf jeden Fall: Weil Du einfach aussiehst, wie der nette Mann von nebenan, den alle mögen, „obwohl der ja schwul ist“. Und dann doch wegschauen, wenn er mal ganz zufällig zusammengeschlagen wird. Schwule Emanzipation betreibst Du also nicht mit Deinem Schwiegersohn-Grinsen. Wenn Frau Sommer schon schwul wird, dann doch bitte als richtiger Lederkerl. Und der trinkt auch nicht light, sondern Dröhnung. Jörn Straehler-Pohl, freier Journalist
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