Kinoempfehlungen für Berlin: Von Avantgarde bis Screwball

„Can and Me“ erzählt von der frühen deutschen Punk-Band Can, „Close“ von einer jungen Freudschaft. Deutlich lustiger: „Ein Fisch namens Wanda“.

Szene aus "Ein Fisch namens Wanda"

Jamie Lee Curtis, John Cleese und Kevin Kline in „Ein Fisch namens Wanda“ Foto: Park Circus/MGM

Der überschaubare kommerzielle Erfolg der deutschen Avantgarde-Band Can stand stets im Gegensatz zu ihrem immensen Einfluss auf andere Musikerkollegi:nnen: Insbesondere in der frühen Punk- und Post-Punk-Ära wusste man die experimentierfreudigen Instrumentenschwinger aus dem Umfeld von Karlheinz Stockhausen an der Musikhochschule Köln überaus zu schätzen, die sich nie wirklich einem Genre zuordnen ließen.

Mittlerweile ist der 1937 geborene Irmin Schmidt das letzte noch lebende Gründungsmitglied der Band, die der Dokumentarfilm „Can and Me“ von Tessa Knapp und Michael P. Aust mit aktuellen Interviews sowie historischen Aufnahmen aus dem Bandarchiv umfassend vorstellt.

Dabei kommt auch Schmidts Karriere als Filmkomponist nicht zu kurz, sowie natürlich seine bis heute währende Neugier für die Kombination der ungewöhnlichsten Klänge (8. 4., 17 Uhr, 9.–10. 4., 21.45 Uhr, 12. 4., 20 Uhr, Filmrauschpalast; 10. 4., 20.15 Uhr, Acud; 12. 4., 18 Uhr, Lichtblick-Kino).

Einen der besten Filme der letzten Jahre über pubertierende Jugendliche drehte der belgische Regisseur Lucas Dhont mit „Close“: die Geschichte der überaus engen Freundschaft zwischen den 13-jährigen Jungen Léo und Rémi, die ins Wanken gerät, als die Mitschüler eine homoerotische Beziehung zwischen den beiden vermuten.

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Léo beginnt, sich mit betont „männlichen“ Aktivitäten (z.B. Eishockeyspielen) vom musisch talentierten Rémi zu distanzieren – mit katastrophalen Folgen. Das führt bei Léo zu starken Schuldgefühlen, denen er zunächst völlig hilflos gegenübersteht, zumal er auch nicht weiß, wie er Rémis Mutter Sophie nun begegnen soll.

Das Drama ist in seiner Inszenierung überaus subtil, die Geschichte lebt von Andeutungen, die man selbst in alle Richtungen weiterdenken kann: intelligent und in der Darstellung der (traurigen) Gefühlswelten stets nachvollziehbar (6.–12. 4., 16 Uhr, Rollberg; 7. 4., 13.45 Uhr, Passage; 11. 4., 18 Uhr, 12. 4., 21 Uhr, Acud; 11. 4., 12.55 Uhr, B-Ware! Ladenkino).

Deutlich lustiger: „Ein Fisch namens Wanda“ (1988), eine von Monty-Python-Komiker John Cleese geschriebene und vom Ealing-Comedy-Veteranen Charles Crichton inszenierte Farce um vier rivalisierende Juwelendiebe.

Die Ensemble-Komödie verbindet bruchlos Slapstick-Verfolgungsjagden, den absurden Monty-Python-Humor und Screwball Comedy miteinander und zieht Komik aus der Spannung, die sich aus dem Gegensatz von amerikanischer und britischer Lebensweise ergibt: Killer Otto (Kevin Kline) hält etwa die London Underground für eine Rebellenorganisation, während sich die flotte Diebin Wanda (Jamie Lee Curtis) an den stocksteifen englischen Anwalt Archie (Cleese) heranmacht, um ihm das Versteck der Diamanten zu entlocken.

Sehr lustig ist auch der Running Gag mit dem Tierliebhaber Ken (Michael Palin), der eine Belastungszeugin aus dem Weg räumen will, dabei aber immer nur die Hündchen der alten Dame um die Ecke bringt (9. 4., 13.45 Uhr, Babylon Mitte).

Irgendwie auch absurd: „John Wick: Kapitel 4“, ein fast dreistündiger Blockbuster mit Keanu Reeves, der zwar keinen Plot besitzt, dafür aber eine endlose Actionsequenz an die nächste reiht. Da geht es zu wie im Leistungssport: schneller, höher, weiter! Angeblich war der Film zunächst sogar fast vier Stunden lang, aber dann hat man die Actionszenen wohl noch ein wenig eingekürzt. Merkt man nicht! (div. Kinos, div. Uhrzeiten).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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