Kinoempfehlungen für Berlin: Von einer Reise und einem Lied
„Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ erzählt vom Werdegang eines großen Musikers. „Moonage Daydream“ vom Leben der Kunstfigur Dawid Bowie.
O b man an Heiligabend der Tradition folgt und mit Familie, Geschenken und Glühwein am Weihnachtsbaum hockt, oder ob man sich dem bewusst verweigert, ist natürlich Ansichtssache. Hängt vielleicht auch von der Familie (oder den zu erwartenden Geschenken) ab.
Die Verweigerer mögen in der Minderzahl sein, aber es gibt sie zweifellos, ebenso wie diejenigen Menschen, die gar keine Verwandten mehr haben, mit denen sie überhaupt irgendwo sitzen könnten. Da muss ein Alternativprogramm her. Wie etwa einen Film namens „Hallelujah“ gucken.
Das klingt ja schon einmal nicht ganz unpassend religiös, aber weil es in dem US-amerikanischen Dokumentarfilm um einen Song des kanadischen Singer-Songwriters Leonard Cohen geht, einem Juden, der zwischenzeitlich auch einige Jahre in einem Zen-Kloster verbracht hat, ist das ein eher kompliziertes Thema. Wen es dringlich interessiert, der sei an dieser Stelle auf die Studie „From This Broken Hill I Sing to You: God, Sex, and Politics in the Work of Leonard Cohen“ von Marcia Pally verwiesen.
In „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ konzentrieren sich Daniel Geller und Dayna Goldfine vor allem auf Cohens von 1967 bis zu seinem Tod 2016 währenden musikalischen Werdegang, um dann mittendrin bei seinem wohl berühmtesten Song anzukommen: „Hallelujah“, 1984 auf dem Album „Various Positions“ erschienen, das Cohens US-amerikanische Plattenfirma mangels kommerzieller Perspektive nicht einmal veröffentlichen wollte.
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Sehr detailliert und mit vielerlei interessanten Materialien (etwa Cohens eigenen Notizbüchern und Gesprächen mit dem Plattenproduzenten John Lissauer) verfolgt der Film die Entstehung des Songs mit seinen immer wieder veränderten Strophen, sowie die Wirkungsgeschichte durch die unzähligen Coverversionen anderer Künstler:innen.
Dabei überzeugt „Hallelujah“ (der Film) gerade mit der Genauigkeit und dem detailverliebten Interesse, mit denen die Filmemacher:innen hier mehr als nur an der Oberfläche kratzen (24. 12. 19.30 Uhr, 25.-26. 12., 13.30 Uhr, fsk Kino, 22. 12., 25. 12. & 27.12., 15 Uhr, Bundesplatz-Kino).
In der Weihnachtszeit auch immer wieder gern gesehen ist der skurril-makabre Puppenanimationsfilm „Nightmare Before Christmas“ (1993) von Henry Selick, in dem das Gerippe Jack Skellington von seinem bisherigen Job als Halloween-Organisator die Nase voll hat und – nachdem er den Weihnachtsmann gekidnappt hat – stattdessen die weihnachtliche Bescherung übernimmt.
Nur dass er den Sinn des Festes nicht so richtig versteht: Da finden die lieben Kleinen dann unter dem Baum als Geschenke Schrumpfköpfe und allerlei Monster vor. Ausdrucksstarke Puppen, mit Liebe zum gruseligen Detail gestalteten Dekors und mitreißende Songs machen den Film zu einem Klassiker (22.-23. 12., 18.15 Uhr, Babylon Mitte).
Wie kann man einem so vielschichtigen Künstler wie David Bowie in einem Dokumentarfilm gerecht werden? Wo doch ein nicht geringer Teil seiner Faszination darin lag, dass er sich als Persönlichkeit wie als Musiker immer wieder neu erfand, dabei aber lange Zeit als Mensch hinter all diesen Figuren von Ziggy Stardust bis zum Thin White Duke verschwand?
Regisseur Brett Morgen versucht es in „Moonage Daydream“ mit einer rauschhaften Kollage des Archivmaterials, zu dem er nach Bowies Tod 2016 Zugang bekam, und schafft dabei ein eigenes Kunstwerk, in dem Bowie gleichwohl in den Interviewpassagen auch als selbstreflexiver Künstler spürbar wird (22. & 27. 12., 17 Uhr, 23. 12., 21 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
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