: Kinderpornoring gesprengt
Missbrauch Ermittler spüren Kinderpornoplattform mit 87.000 Mitgliedern im Darknet auf
Als Verantwortliche der Plattform konnten nach Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft bislang insgesamt 14 Tatverdächtige ermittelt werden, davon fünf in Deutschland. Der mutmaßliche Administrator der Plattform, ein 39-jähriger Mann aus dem Landkreis Limburg-Weilburg, sitzt seit dem 13. Juni in Untersuchungshaft.
Die Vorwürfe gegen die Verdächtigen wiegen schwer: Es handle sich um schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Kleinstkindern. Die Staatsanwaltschaft wertet die Taten außerdem als bandenmäßige Verbreitung von Kinderpornografie. Außerdem sei über das Forum der sexuelle Missbrauch von Kindern verabredet worden. Am Freitag sollen bei einer Pressekonferenz im Wiesbadener BKA weitere Details bekannt gegeben werden.
Der Titel, unter dem die Plattform Ende 2016 startete, war zynisch gewählt. Der Provider nannte sie „Elysium“, zu Deutsch „Insel der Seligen“. Tatsächlich dokumentieren die sichergestellten Missbrauchsvideos jedoch das vielfache Elend von Kindern und Jugendlichen. Die Experten der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft waren offenbar früh auf das kriminelle „Elysium“ gestoßen.
„Es ist schwierig, in solche Strukturen einzudringen und vor allem deren Urheber zu ermitteln“, sagte am Mittwoch ZIT-Sprecher und Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk der taz. „An einem Tag nutzen sie einen Server in Malaysia, am nächsten einen in der Karibik.“ Zum Vorgehen der Fahnder wollte er nur so viel sagen: „Es ist pressing, wenn wir auf solche Spuren treffen, betreiben wir die Fahndung intensiv und mit hohem Aufwand, in diesem Fall mit Erfolg“.
Der Provider saß in Deutschland. Schwerpunkt der sexuellen Missbrauchshandlungen sei Österreich gewesen, so Ungefuk. Die ZIT in Gießen ist eine Außenstelle der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, in der die Cyberexperten der Ermittlungsbehörden zusammengefasst sind. Die Fachleute arbeiten dabei eng mit dem BKA und den örtlichen Staatsanwaltschaften zusammen. Ihnen gelang auch die Identifizierung des Waffenhändlers im Darknet, bei dem der Münchner Amokläufer seine Waffe gekauft hatte. Christoph Schmidt-Lunau
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