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Kinder in der CoronakriseDie Schadensliste ist lang

Kinder sind die Hauptleidtragenden der Coronapandemie, sagen Fachleute der Gesundheitsministerien. Es drohten Lerndefizite und häusliche Gewalt.

Möglichst bald zum Präsenzbetrieb zurück? Schule in Schleswig-Holstein Foto: Carsten Rehder/dpa

Berlin taz | Lerndefizite, psychische Belastungen, Entwicklungsverzögerungen, Bewegungsmangel, häusliche Gewalt: Die Liste der Schäden, die Kindern in Deutschland im Zuge der Coronapandemie drohen, ist lang. Doch dieses Mal kommt die Warnung nicht etwa von Eltern oder Kinder- und Jugendmedizinern, sondern von den Fachleuten aus den Gesundheits- und Sozialministerien der Bundesländer.

„Kinder und Jugendliche zählen neben den medizinischen Risikogruppen zu den Haupt-Leidtragenden der Pandemie, insbesondere durch die massive Einschränkung der Kontakte zu Gleichaltrigen“, schreibt etwa das Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz der taz. Und: „Ein Risiko für nachhaltige psychische Beeinträchtigungen liegt in der Gefahr zunehmender häuslicher Gewalt, von der auch Kinder mit langfristigen Auswirkungen betroffen sein können.“

Die taz hatte in einer Umfrage alle 16 Landesministerien gebeten, zum Thema Stellung zu beziehen. Was wissen die Behörden über gesundheitliche Schäden bei Kindern und Jugendlichen, die wegen der Coronakrise nicht oder nur eingeschränkt Kita und Schulen besuchen konnten? Bis Montag antworteten 12 Ministerien, darunter die Behörden aus den bevölkerungsreichen und von Corona stärker betroffenen Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.

Zwar betonen alle Ministerien, dass belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse aus Zeitgründen noch nicht vorliegen können. Auch dürften sich Schäden künftig aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren kaum eindeutig quantifizieren lassen, schränken die Ministerien ein. Dennoch betonen die zwölf Ministerien in ihren Antworten an die taz uneingeschränkt sowohl Besorgnis als auch ihr Bemühen, die Situation für Kinder zu verbessern.

Können Kinder die Rückstände überhaupt aufholen?

So heißt es aus dem baden-württembergischen Sozial- und Gesundheitsministerium: „Viele Kinder hatten und haben während der Schließzeiten wenig Bewegungsmöglichkeiten und einen Mangel an sozialen Kontakten. Für die Kleinsten besteht zudem die Gefahr, dass Entwicklungsdefizite entstehen oder sich verstärken können. Sprachtherapie oder besondere Angebote auch für Kinder mit speziellem Förderbedarf sind zum Beispiel nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.“ Um die Defizite auszugleichen, plant das Kultusministerium in Baden-Württemberg für die Sommerferien unter anderem „freiwillige Angebote“ für Schülerinnen und Schüler, um „Stoff aufzuholen und Lerninhalte zu wiederholen“.

Wie erfolgreich solche Programme seien und ob Kinder so Lernrückstände überhaupt aufholen könnten, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden, heißt es aus Sachsen-Anhalt. Dort durften Kinder in den zweiwöchigen Pfingstferien an „freiwilligen Unterrichtsangeboten“ teilnehmen. Das Ministerium räumt ein: „Trotz aller Bemühungen in den letzten Wochen, durch Distanzlernen Unterricht möglich zu machen und dem Bildungsauftrag zu entsprechen, sind in der Folge bei Schülerinnen und Schülern Lerndefizite entstanden.“

Sommerkurse und so genannte „Lernbrücken“ für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler plant nach eigenen Angaben auch das Land Berlin. Die dortige Senatsverwaltung für Gesundheit geht unterdessen von „psychischen Belastungen“ für Kinder und Jugendliche aus, „wobei diese nicht unbedingt im Zusammenhang mit den Kita- und Schulschließungen stehen müssen.“ Viele Familien hätten die Zeit des Lockdowns als „belastend und mit hoher finanzieller Unsicherheit“ erlebt. „Das wirkt sich auch auf die Kinder aus“, schreibt die Senatsgesundheitsverwaltung.

Bayern verweist „mit Blick auf die möglichen psychosozialen Folgen der Situation“ auf zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder wie Eltern auch „bei Erfahrung von oder bei Erhalt von Hinweisen hinsichtlich häuslicher oder sexueller Gewalt“.

Um die für Kinder schwer erträgliche Situation zu beenden, empfehlen alle zwölf Landesgesundheitsministerien, möglichst bald zum Präsenzbetrieb an Kitas und Schulen zurück zu kehren.

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5 Kommentare

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  • Warum haben Kinder keine Kontakte mehr zu Gleichaltrigen? Die Kindern in meiner Nachbarschaft spielen mit ihren Kumpels wie eh und je.

    • @Aymen:

      Hm, weil sie per Verordnung lange Zeit keine Kontakte außerhalb des Haushalts haben durften.

      Und dann kommt und kam es auf die Eltern an: Verordnung ignorieren/umgehen? Wennn ja in welchem Maß? Eventuell max. spielen im Hofsandkasten mit 1,5 m Abstand zu einem anderen Kind und immer "Abstand" rufen und Kindern Mundbedeckung anziehen?



      Und jetzt die Kinder im Rahmen des Erlaubten wieder zusammen spielen lassen oder eben aus Angst weiter isolieren - ala "Pandemie ist noch nicht vorbei" und "Es gibt noch keinen Impfstoff".

      In Sachsen z.B. dürfen aufgrund einer Elternklage die Grundschüler/innen weiterhin nur freiwillig in die Schule.

    • @Aymen:

      Nicht alle. Es gibt Kinder, die aus Angst kaum aus dem Haus gelassen wurden. Da haben einige Sozialverbände Alarm geschlagen. Oft (aber nicht immer) sind dies Eltern, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind und somit auch nicht genug Information haben. Allerdings kenne ich auch in meinem näheren Umfeld Eltern, die jeglichen Kontakt untersagten. Allerdings ist das Großstadt. Vielleicht ist das auf dem Land nicht so vertreten? Das ist aber reine Spekulation von mir.

      • @FrauSparring:

        Also hier auf dem Land haben sich die meisten Familien dran gehalten. Das war und ist für unseren Nachwuchs ein Problem. Nach wie vor möchten manche Eltern keinen Kontakt. So gesehen ist das konsequent, da sich an der Pandemie ja nichts geändert hat. Kein Impfstoff, keine Immunisierung usw.

        • @Terraformer:

          Jein - es hat niemand verboten, das die Kinder miteinander spielen. Ein 'Fremdkontakt' war immer erlaubt.

          Natürlich kann man da mit gesundem Menschenverstand rangehen - die waren 14 Tage zu Hause, wir waren 14 Tage zu Hause, keiner hat was - die können problemlos miteinander spielen.

          Aber ich denke schon, das es auf dem Land besser/einfacher ist.