Kinder fragen, die taz antwortet: Bestraft der Internationale Strafgerichtshof Umweltschäden?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Neo, 13 Jahre alt.
Immer wieder sprechen Erwachsene davon, wie der Klimawandel euch Kindern schaden wird. Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren – all das droht uns in der Zukunft, denn unsere Erde wird wärmer und wärmer. Gut so, Neo, dass du dich fragst, ob die Erwachsenen, die dafür verantwortlich sind, angemessen für genau diese Umweltschäden bestraft werden können.
Viele in deinem Alter wachsen an Orten auf, die noch viel stärker von Klimakatastrophen betroffen sind als wir in Deutschland. Zum Beispiel in Vanuatu, einem Inselstaat in Ozeanien. Dass der Meeresspiegel dort immer weiter steigt, kann für die Bewohner:innen zu einem großen Problem werden. Schon heute wird ihr Land von Zyklonen, so nennt man Wirbelstürme in den Tropen, verwüstet. Obwohl die Menschen in Vanuatu nicht für den Klimawandel verantwortlich sind. Ziemlich unfair, oder?
Das fand die Regierung von Vanuatu auch. Deshalb hat sie im vergangenen Jahr dem Internationalen Strafgerichtshof vorgeschlagen, dass Umweltschäden als eigene Kategorie von den Richter:innen geprüft werden sollen. Es gibt nämlich sehr streng festgelegte Kategorien, um zu bewerten, ob jemand anderen Menschen Unrecht angetan hat. Die wurden schon 1998 aufgeschrieben. Wenn zum Beispiel ein Politiker eine Gruppe von Menschen foltern lässt, kann er dafür bestraft werden.
Bisher wird die Umwelt in diesen Kategorien nur nebenbei erwähnt. Dabei können auch Umweltschäden dafür sorgen, dass Menschen verletzt werden oder sterben. Einige Menschen haben sich daher das Wort Ökozid überlegt. Das bedeutet, dass jemand etwas tut, das sehr wahrscheinlich schlimme Folgen für die Umwelt hat. Und damit eben auch für euch Kinder. Das Wort soll helfen, diese Taten beim Internationalen Strafgerichtshof anzuerkennen.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Bisher gibt es so etwas wie einen Internationalen Strafgerichtshof, der sich speziell mit Umweltschäden beschäftigt, also noch nicht. Noch darf jede Regierung selbst festlegen, wie hoch die Strafen für diejenigen sind, die sich nicht an die Regeln halten.
Sobald der Internationale Strafgerichtshof Umweltschäden als Kategorie anerkennt, können die Länder besser zusammenarbeiten und sich auf Strafen einigen. Politiker:innen oder auch Verantwortliche von großen Firmen, die die Umwelt verschmutzen, könnten dann sogar ins Gefängnis kommen.
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an: kinderfragen@taz.de.
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