Kinder fragen, die taz antwortet: Warum juckt Ameisen-Pipi?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Amelie, 4 Jahre.
Man sieht es ihnen nicht an, aber Ameisen sind Verwandte der Bienen – und genau wie diese haben viele von ihnen einen Stachel. Damit können sie ihren Gegnern Gift einspritzen, entweder um sich zu verteidigen oder um anzugreifen, also um Beute zu machen. Die bei uns lebenden Ameisen sind für Menschen harmlos, aber in den Tropen sind einige wirklich stark giftig. Die Pistolenkugel-Ameise aus Süd- und Mittelamerika etwa. Warum die so heißt, kannst du dir sicher denken.
Auch bei uns lebende Ameisen können stechen. Das brennt oder juckt dann etwas. Bestimmt ist dir beim Spielen schon mal die Rote Gartenameise begegnet, denn die ist in unseren Gärten ziemlich häufig. Wenn du da beim Buddeln ein Nest der kleinen Tierchen ausgehoben hast, wirst du schnell die Finger davon lassen. Das ist natürlich auch der Sinn der Sache: Die Ameisen wollen nichts Böses, sondern einfach ihre Ruhe.
Einige Ameisenarten haben im Lauf der Zeit ihren Stachel verloren. Deswegen sind sie aber nicht wehrlos. Viele können kräftig zubeißen, andere haben immerhin noch die Giftdrüse im Hinterleib, mit der sie ihr Gift produzieren. Einen Stachel brauchen sie gar nicht mehr, denn sie können es aus ihrem Hinterteil einfach verspritzen, bis zu 15 Zentimeter weit.
Das Ameisen-Pipi ist also gar kein Pipi, sondern in Wirklichkeit Gift. Die bei uns heimischen Waldameisen verteidigen sich so. Der große Vorteil dabei: Die Waldameisen müssen ihren Gegner nicht mehr berühren, was ja gefährlich ist für so ein kleines Insekt. Besonders, wenn es von jemand sehr viel Größerem angegriffen wird – also von dir zum Beispiel.
Wobei so eine Waldameise es schon für einen Angriff hält, wenn du dich nur in ihre Nähe setzt. Kein Wunder, du würdest dich auch bedroht fühlen, wenn ein tausendfach größerer Riese plötzlich vor dir auftaucht und deine ganze Umgebung zum Beben bringt. Dann versprüht die Waldameise ihr Gift, das brennt auf deiner Haut, und ruckzuck haust du wieder ab. Funktioniert also.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Das Gift der Waldameisen heißt Ameisensäure. Die kommt häufig in der Natur vor, zum Beispiel auch in Brennnesseln. Sie wurde bei Ameisen aber zuerst entdeckt, daher der Name. Man nutzt sie sogar für Medizin und als Desinfektionsmittel. Damit sind Waldameisen sogar doppelt nützlich, sie spielen im Wald eine wichtige Rolle als Gesundheitspolizei. Deswegen stehen sie auch unter Naturschutz.
Also: Ameisen sollte man besser nicht stören, sondern ihnen lieber aus sicherer Entfernung bei ihrem eifrigen Treiben zuschauen!
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an: kinderfragen@taz.de.
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