Kinder fragen, die taz antwortet: Warum sehen Babys so süß aus?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Abdul, 9 Jahre alt.
Dieser kleine zahnlose Mund, der sich zu einem Gähnen verzieht, winzige gespreizte Fingerchen, samtweiche Haut und ein Duft, den manche Eltern ernsthaft als „sooooo lecker“ bezeichnen. Echt jetzt? Ein kleiner Mensch? Zum Reinbeißen? Lecker wie Schokostreuseltoast? Uaaah!
Vielleicht hast du es schon selbst bemerkt: Ist ein Baby im Raum, verhalten wir uns merkwürdig. Sagen komische Sachen in einem komischen Tonfall. Dutzidutzischnuckiputzi zum Beispiel, obwohl wir ganze Sätze bilden können. Denn, lieber Abdul, Babys sind supersüß.
Die meiste Zeit. Oft ist es allerdings so, dass dieser kleine zahnlose Mund nicht gähnt, sondern laut schreit, die winzigen Fingerchen sich zu einer wütenden Faust ballen, das samtweiche Babygesicht rot anläuft und dieser leckere Duft durch einen anderen ersetzt wird. Wenn du schon mal in der Nähe einer vollen Windel warst, weißt du, was ich meine.
Und jetzt kommen wir zum Kern der Sache: Dass Erwachsene sich trotz diesem Geschrei, dem Gestank, um ihre Babys kümmern, ihnen mit Hingabe den Popo abputzen und sie stundenlang liebevoll in ihren Armen wiegen, obwohl sie sich vor Müdigkeit selbst kaum aufrecht halten können – das liegt auch daran, dass Babys so süß sind.
Wir müssen wollen
Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass beim Anblick eines Babys im Hirn das sogenannte Belohnungszentrum aktiviert wird. Wir empfinden Freude, wenn wir in diese knautschigen kleinen Gesichter schauen. Vergleichbar mit dem Glücksgefühl, wenn unsere Lieblingsfußballmannschaft endlich den Ausgleich schafft oder uns jemand sagt, dass wir toll sind. Die Gehirnregion, die auf Babys anspringt, nennt sich „medialer orbitofrontaler Cortex“.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Forschende haben Erwachsenen Bilder von Babys und Bilder von anderen Erwachsenen gezeigt und dann mithilfe einer Maschine gemessen, was dabei im Kopf passiert. Die Babybilder lösten etwas aus im Gehirn, die Bilder anderer Erwachsener nicht so viel. Der Grund ist, dass Babys ununterbrochen unsere Hilfe brauchen, um zu überleben. Wir müssen in ihrer Nähe sein wollen, auch wenn sie schreien.
Übrigens: Baby-Tiere haben auf uns einen ähnlichen Effekt. Es soll ja sogar Menschen geben, die sich auf der Arbeit zur Entspannung Videos von Hundewelpen oder kleinen Kätzchen anschauen. Wenn die Babys, die du kennst, irgendwann keine Babys mehr sind, wäre das vielleicht auch was für dich. Leonie Gubela
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