piwik no script img

Kinder fragen, die taz antwortetKann man die Hitze sehen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Johannes, 3 Jahre alt.

Trotzdem meint man, an sehr heißen Tagen die Hitze sehen zu können. Denn manchmal wirkt es so, als würde die Luft flimmern, etwa über einer Straße Foto: Christoph Soeder/dpa

Lieber Johannes, deine Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ob du Hitze sehen kannst, kommt nämlich darauf an, wie heiß die Hitze ist. Mit dem Begriff meinen wir normalerweise hohe Temperaturen, so wie wir sie zum Beispiel in den vergangenen Tagen erlebt haben. „Boah, ist das eine Hitze heute!“ So etwas haben deine Eltern an einem Sommertag doch bestimmt auch schon mal gesagt, oder?

Nun, diese Art von Hitze kannst du nicht sehen. Dafür ist sie nämlich nicht heiß genug. „Alles, was eine Temperatur hat, gibt Strahlung von sich“, erklärt der Physiker Martin Wendt. Also zum Beispiel Bäume, Autos, Häuser – und auch wir Menschen. Doch die Strahlung dieser Dinge liegt im In­fra­rot­bereich, den wir Menschen nicht sehen können.

Das heißt aber nicht, dass die Strahlung für alle Lebewesen unsichtbar ist. Manche Schlangen können zum Beispiel Infrarotstrahlung wahrnehmen – und finden so auch im Dunkeln Beute. Und mit bestimmten Kameras, sogenannten Wärmebildkameras, wird die Infrarotstrahlung auch für uns Menschen sichtbar!

Doch höhere Temperaturen können wir auch ganz ohne Hilfsmittel sehen. „Je heißer die Gegenstände sind, desto mehr strahlen sie in den Bereich, den wir Menschen auch sehen können“, sagt Martin Wendt. Das gilt zum Beispiel für die Strahlung der Sonne: Wir können einen Teil davon als Sonnenlicht sehen. Allerdings ist die Sonne etwa 6.000 Grad Celsius heiß. Das ist noch viel heißer, als es in einem Backofen sein kann – oder in der Sommerhitze.

Warum die Luft bei Hitze flimmert

Trotzdem meint man, an sehr heißen Tagen die Hitze sehen zu können. Denn manchmal wirkt es so, als würde die Luft flimmern, etwa über einer Straße. Hast du das auch schon beobachtet?

„Das ist der Einfluss, den Wärme auf Dinge hat“, sagt Martin Wendt. „Den können wir sehen.“ Wenn die Sonne etwa auf Häuser oder Straßen scheint, heizt sich die Luft über diesen Oberflächen auf. Heiße Luft steigt nach oben, kältere sinkt nach unten. Doch weil sich die Luftschichten nicht immer gleichmäßig vermischen, kommt es zu Luftwirbeln.

„An der Grenze zwischen warmer und kalter Luft werden die Lichtstrahlen ein bisschen unterschiedlich abgelenkt“, sagt Wendt. Diese Ablenkung nennt man Lichtbrechung: Die Lichtstrahlen können nicht geradeaus verlaufen. Deshalb sehen wir das Flimmern. Die Hitze selbst sehen wir aber nicht.

Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!