Kinder- und Jugendnotdienst: Katastrophe mit Ansage
Seit Langem sind die Kinder- und Jugendnotdienste überlastet. Bis Ende August wurde nun ein Aufnahmestopp verhängt
Auf taz-Anfrage teilte die Senatsverwaltung mit, dass der Aufnahmestopp ausschließlich Kinder und Jugendliche betreffe, die bereits in einer stationären Einrichtung betreut und von dort in den Notdienst entlassen wurden. Dies sei vermehrt und „aus oft nicht nachvollziehbaren disziplinarischen Gründen“ vorgekommen und habe zu einer starken Überbelegung des Kinder- und Jugendnotdienstes geführt. Deshalb habe man der Inobhutnahme in Krisenfällen zuletzt nicht mehr ausreichend nachkommen können.
Von 9.423 Plätzen in der stationären Kinder-, Jugend- und Berufshilfe sind laut Senatsverwaltung aktuell 501 als Krisenplätze ausgewiesen. Kinder und Jugendliche können dort in akuten Notsituationen außerhalb der Öffnungszeiten der Jugendämter für einige Tage in Obhut genommen werden.
Die drastische Überbelastung der Kinder- und Jugendnothilfe ist lange bekannt: Im März und Dezember 2022 richteten sich Mitarbeiter*innen des Kindernotdienstes in mehreren Gefahrenanzeigen an die Senatsverwaltung für Jugend und informierten diese über Personalmangel bei einer gleichzeitig steigenden Zahl unterzubringender Kinder.
Neue Maßnahmen nach Brandbrief
In einer Stellungnahme teilte die Senatsverwaltung der taz im Februar 2022 noch mit, dass sie „keine akute Personalnotlage aufgrund eines Personalmangels“ erkenne, kündigte jedoch an, eine Personalaufstockung zu überprüfen und mehr Geld für den Notdienst einzuplanen. Im Juni letzten Jahres schrieben Notdienstmitarbeiter*innen dann einen Brandbrief an Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), in dem sie die aktuelle Situation als eine „Katastrophe mit Ansage“ bezeichneten und mitteilten, den Kinderschutz nicht mehr sicherstellen zu können.
Laut Senatsverwaltung habe man auf den gestiegenen Bedarf reagiert und das Platzangebot im Notdienst Kinderschutz von 39 auf 57 Plätze ausgebaut, zwei neue Einrichtungen eröffnet und die Personalstellen erhöht. Auch der Aufbau von Kriseneinrichtungen mit Aufnahmeverpflichtung in den Bezirken soll weiter finanziell unterstützt werden.
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