piwik no script img

Kiel will nicht abschieben

HUMAN Schleswig-Holsteins Noch-Innenminister will Abschiebestopp nach Afghanistan verlängern

Der scheidende schleswig-holsteinische Innenminister Stefan Studt (SPD) will den landesweiten Abschiebestopp nach Afghanistan verlängern. Ob es dazu kommt, entscheidet Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der einem entsprechenden Antrag Studts erst zustimmen muss. „Ein Schreiben an de Maizière ist in Vorbereitung und wird übermittelt“, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch. „Die Gründe sind unverändert: eine Rückführung nach Afghanistan in Sicherheit und Würde ist nicht möglich.“

Die CDU sprach sich gegen eine Verlängerung des Abschiebestopps aus. „Die CDU ist unverändert für eine Einzelfallprüfung“, sagte die innenpolitische Fraktionssprecherin Petra Nicolaisen „Das greift sicherlich besser als eine pauschale Regelung.“ Dies entspreche auch der Position der Bundesregierung und der übrigen Bundesländer.

Zuvor hatte der Flüchtlingsrat eine Verlängerung des schleswig-holsteinischen Abschiebe-Moratoriums und einen bundesweiten Abschiebestopp nach Afghanistan gefordert. Menschenrechtsorganisationen seien sich einig, dass Abschiebungen nach Afghanistan für Betroffene lebensgefährlich sind. Sich dieser Einschätzung zu widersetzen, sei „zynisch und im Kern menschenverachtend“, sagte der Geschäftsführer des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein, Martin Link.

In Afghanistan sind seit Jahresbeginn fast 90.000 Menschen vor Gefechten zwischen radikal-islamischen Taliban und Sicherheitskräften aus ihren Heimatdörfern geflohen. In 29 von 34 Provinzen registrierten die UN Zwangsvertreibungen.

Am 14. Februar hatte die Landesregierung, die inzwischen bei den Landtagswahlen abgewählt wurde, wegen der Sicherheitslage Abschiebungen nach Afghanistan für drei Monate ausgesetzt. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen