Kidnapping von Trinh Xuan Thanh: Bundesanwaltschaft klagt an
Ein vietnamesischer Geschäftsmann wurde in Berlin verschleppt. Nun hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen einen mutmaßlich Beteiligten erhoben.
Thanh war 2016 nach Deutschland geflohen und beantragte hier Asyl. In seiner Heimat wurde ihm vorgeworfen, als Chef des Staatskonzerns PetroVietnam Construction Wirtschaftsstraftaten begangen zu haben.
Der Anklage zufolge wurden Tanh und eine Begleiterin im Berliner Tiergarten direkt neben dem Regierungsviertel von mehreren Männern auf offener Straße in einen Transporter gezerrt und zunächst in die vietnamesische Botschaft gebracht. Von dort aus sei der Funktionär dann auf unbekanntem Weg nach Vietnam verschleppt worden.
Die Täter waren der Bundesanwaltschaft zufolge Mitarbeiter des vietnamesischen Geheimdiensts sowie mehrere in Europa lebende Vietnamesen, darunter der Angeschuldigte Long N. H., der am Tag nach der Entführung in Tschechien festgenommen wurde. Später wurde er auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls nach Berlin ausgeliefert.
Auslöser der Ermittlungen gegen Tanh in Vietnam war ein Foto: Es zeigt einen Luxuswagen der Marke Lexus mit Kennzeichen der vietnamesischen Regierung. Der Wagen soll Thanh gehört haben. Die Regierung in Hanoi brachte ein Verfahren wegen Korruption und Unterschlagung in Gang und warft Tanh dem Auswärtigen Amt zufolge vor, „hohe dreistellige Millionendollarbeträge“ veruntreut zu haben.
Diplomatische Krise
Laut Bundesanwaltschaft stellte Vietnam einen Auslieferungsantrag, verschleppte Tanh dann aber noch vor einer Entscheidung darüber gewaltsam aus Berlin. Mittlerweile wurde der Vietnamese in Hanoi in zwei Gerichtsverfahren wegen Wirtschaftsdelikten jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Entführungsfall löste eine schwere diplomatische Krise zwischen Berlin und Hanoi aus. Das Auswärtige Amt sprach von „Menschenraub“ und „Entführung“. Die vietnamesische Regierung bestritt die Vorwürfe. Sie betonte, Thanh sei freiwillig zurückgekehrt, um sich dem Verfahren zu stellen.
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