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Keine Präsenzpflicht nach den FerienIn die Schule oder nicht?

Kommentar von Victor Hustedt und Jan Latka

Für Berliner SchülerInnen sind ab der kommenden Woche erst einmal Winterferien. Unsere Autoren gehen nach den Ferien trotzdem weiter in die Schule.

So leer sieht es wohl in den luftbefilterten Klassen in den Winterferien aus. Und danach? Foto: dpa

A m Montag wurden für Berlins Schulen neue Pandemie-Maßnahmen beschlossen. SchülerInnen können seit Dienstag mit der Einwilligung ihrer Eltern selbst entscheiden, ob sie weiterhin jeden Tag zur Schule gehen. Denn nach den Winterferien ist bis Ende Februar die Präsenzpflicht ausgesetzt. Die Frage ist, ob das wirklich etwas bringt oder nur wieder alle unter Druck setzt. Viele haben Angst davor, wieder zu Hause für die Schule lernen zu müssen. Vor allem die Eltern.

Durch einen so plötzlichen Senatsbeschluss ist eine gute Kommunikation leider nicht möglich gewesen – wodurch nicht nur die SchülerInnen nicht wissen, wie es weitergeht, sondern auch die LehrerInnen, die letztendlich die Lernlücken ausbügeln müssen. Bei uns entsteht so der Eindruck, dass der Senat seine Verantwortung an die Eltern abgeben möchte. An den meisten Schulen wird zwar mehrmals die Woche getestet, aber dadurch ist auch noch keine vollständige Sicherheit garantiert.

Außerdem ist mindestens die Hälfte der Berliner Schulen nicht mit Luftfiltern ausgerüstet. Und bei der anderen Hälfte funktioniert das empfohlene Lüften durch Nachlässigkeit auch nicht mehr: Viele machen es einfach nicht. Und nicht nur das Lüften ist eine Belastung für SchülerInnen und LehrerInnen, auch das ständige Tragen der Maske ist eine Belastung. Dennoch ist das Lernen in der Klasse wesentlich effektiver als zu Hause. Das haben in den letzten zwei Jahren nicht nur die Eltern und SchülerInnen gemerkt, sondern auch die LehrerInnen. Diese wurden durch diese Maßnahmen mal wieder nicht sonderlich beachtet.

Die LehrerInnen werden nämlich wieder unvorbereitet losgeschickt, nicht nur um die Lerngruppen in der Schule zu unterrichten, sondern um zur gleichen Zeit auch noch die Schülerinnen und Schüler zu Hause mit Lernstoff zu versorgen. Dadurch wird der Stress, der auf den LehrerInnen lastet, nur noch größer. Doch trotz allem kann das Homeschooling klappen, wenn es gut organisiert wird.

Dafür müssen sich sowohl LehrerInnen, SchülerInnen als auch Eltern miteinander austauschen. Auch die Schulen brauchen mehr Zeit, um sich für dieses Szenario vorzubereiten und digitale Lernangebote für die zu Hause bleibenden SchülerInnen bereitzustellen. Wir würden aber nach den Ferien weiter zur Schule gehen. Weil wir glauben, dass das Lernen zu Hause eher nicht klappen wird unter den gegebenen Umständen.

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1 Kommentar

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  • Angesichts von Schulangst und zweijährigem Versagen der Schulverwaltungen sollten Möglichkeiten überlegt werden Lehrer und Verwaltungen abzuschaffen und Schülern selbstorganisiertes Lernen zu ermöglichen. Schulangst, permanente Überforderung von Eltern und ungeheuerliches Versagen der Lehrerschaft - nicht nur beim digitalen Lernen - hat bei der TAZ wenig Resonnanz gefunden und wenig Kritik an den Schulstrukturen. Haben die TAZ-Redakteur*innen keine Kinder oder die TAZ-Leser*innen?