Keine Bohrungen vor Grönland: Öl bleibt im Boden

Grönland hat einen Stopp der Suche nach Erdöl vor seinen Küsten beschlossen. Man wolle sich nun auf ökologisch vertretbare Güter konzentrieren.

Fischerboote liegen im Hafen von Ilulissat in Grönland. Grönland vergibt unter anderem aus Klimaschutzgründen keine neuen Lizenzen mehr für die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen.

Fischerboote statt Öltanker – Grönland stoppt den Ölabbau Foto: Julia Wäschenbach/dpa

STOCKHOLM taz | Naalakkersuisut, die grönländische Selbstverwaltungsregierung, hat beschlossen, jegliche zukünftige Suche nach Öl- und Gasvorkommen auf der Insel selbst und in deren Territorialgewässern zu stoppen. Nach dem Aus für den umstrittenen Uranbergbau in Südgrönland löste die von der sozialistischen Inuit Ataqatigiit des Ministerpräsidenten Múte B. Egede geführte Koalition damit auch ihr zweites zen­tra­les Wahlversprechen ein.

„Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Umweltauswirkungen von eventueller Ölsuche und -förderung zu groß sind und wir die entsprechenden finanziellen Ressourcen lieber für andere Wirtschaftssektoren verwenden sollten“, erklärte Rohstoffministerin Naaja H. Na­tha­niel­sen.

Neben dem Schutz der arktischen Umwelt, der Rücksicht auf den Tourismus und den Interessen der Fischerei, der hauptsächlichen Einnahmequelle des Landes, habe man sich bei dem Beschluss auch vom Klimaschutz leiten lassen. „Die Zukunft liegt nicht im Öl“, sagte die Ministerin: „Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien, und da haben wir viel mehr zu gewinnen.“

Der Stopp für die „zukünftige Suche“ bedeutet allerdings auch, dass vier von früheren Regierungen vergebene Lizenzen zur Ölsuche noch aktiv sind. Sie werden von zwei kleinen Firmen gehalten, von denen eine bereits den Wunsch äußerte, ihre Lizenz zurückzugeben, während die andere, die vor der Küste Ostgrönlands sucht, sich noch nicht geäußert hat – aber auch noch keinen Fund meldete.

„So weit ich es verstehe, haben diese Lizenzen nur ein sehr begrenztes Potenzial“, sagte Mads Flarup Christensen, Generalsekretär von Greenpeace-Norden, gegenüber der dänischen Zeitschrift Ingeniøren. Den Beschluss der Regierung bewertete er als „sowohl notwendig wie höchst erfreulich“. Auch Kaare Winther Hansen vom WWF lobte „das wirklich gute Signal“.

Schon zuvor protestierte Greenpeace gegen Ölabbau

Die United States Geological Survey hat die Ölvorkommen vor Grönlands Westküste auf 18 Milliarden Barrel und die vor der Ostküste sogar auf bis zu 36 Milliarden Barrel Öl und Gas geschätzt. Zum Vergleich: Norwegen förderte im vergangenen Jahr täglich rund 2 Millionen Barrel Öl.

Die letzten Suchbohrungen, von der schottischen Firma Cairn Energy durchgeführt, sind zehn Jahre her. Sie wurden damals von öffentlichkeitswirksamen Greenpeace-Protesten begleitet. Die Suche blieb aber erfolglos. Aufgrund der bislang durchweg ergebnislosen Suche und angesichts seither gefallener Ölpreise gab es zwischenzeitlich nur noch wenig Interesse von Ölkonzernen, vor Grönland weitere Prospektierungsbohrungen zu starten.

Was die wirtschaftliche Zukunft der Insel angeht, hat Naalakkersuisut nun angekündigt, man wolle sich auf die Gewinnung mineralischer Bodenschätze konzentrieren, soweit deren Abbau ökologisch vertretbar sei, und sich im Energiebereich um Investitionen in die Nutzung des großen Wasserkraftpotenzials bemühen.

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