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Keine Alternative zu russischem ErdgasGabriels Importdoktrin

Der Bundeswirtschaftsminister findet, dass es keine Alternative zur Einfuhr von russischem Gas gibt. Selbst im Kalten Krieg seien die Leiferungen nicht ausgesetzt worden.

Die Infrastruktur zur Nutzung alternativer Rohstoffquellen sei zum Teil noch nicht vorhanden, sagt Sigmar Gabriel (SPD). Bild: dpa

BERLIN rtr/dpa | Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht keine vernünftige Alternative zu Erdgas-Importen aus Russland. In der Debatte über die deutsche Energieversorgung und die Abhängigkeit von Russland werde so getan, als bestünden andere Möglichkeiten, sagte der Vize-Kanzler am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Neuen Osnabrücker Zeitung, wie das Blatt berichtete.

Dies sei nicht richtig. Zudem habe Russland seine Lieferverträge selbst in Zeiten des Kalten Krieges stets eingehalten, ergänzte der SPD-Vorsitzende. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuvor Erwartungen auf ein schnelles Ende der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen gedämpft.

Die Infrastruktur zur Nutzung alternativer Rohstoffquellen sei zum Teil noch nicht vorhanden, sagte sie nach einem Treffen mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper.

Er hatte signalisiert, das Kanada Europa künftig mit Öl und Gas versorgen könne. Derzeit deckt Russland rund ein Drittel des deutschen Gas- und Ölbedarfs. Die Ukraine-Krise hatte Forderungen nach einer Reduzierung der Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland verstärkt.

Derweil haben die Grünen haben Äußerungen von Gabriel über die Abhängigkeit von russischen Gas-Lieferungen kritisiert. „Wenn Herr Gabriel keine vernünftigen Alternativen zu russischen Erdgasimporten sieht, dann macht er sich mitverantwortlich für weitere Abhängigkeit“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am Freitag in Berlin. Er solle darauf hinarbeiten, die Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe zu verringern. Auf diese Herausforderung sei auch das hochgefährliche und umweltschädliche „Fracking“ – die Gasgewinnung aus tiefen Gesteinsschichten – keine Antwort.

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2 Kommentare

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  • Nichts ist alternativlos ... schon wieder ein "prominenter" Gebrauch (oder Missbrauch) dieses Unwort des Jahres 2010.

    So, wenn russisches Erdgas wirklich "alternativlos" ist, dann heisst das in logischer Konsequenz: Weg vom Gas !

    Wer hat denn dafür gesorgt, dass in de letzten 10 Jahren ein Gaskraftwerk nach dem anderen, natürlich versorgt mit Verträgen über Russlandgas, in die Landschaft gebaut wird ?

    Und Gazprom greift auch noch auf die Notspeicher zu, ohne dass die Bundesregierung das wirklich verhindern kann (oder will).

    All die ganzen Kohlekraftwerke, seien es die von Elektrizitätsunternehmen oder auch Industriekraftwerke, die in den letzten Jahren platt gemacht wurden und durch ach so tolle Gaskraftwerke ersetzt wurden, die würden jetzt einen wichtigen Baustein der Versorgungssicherheit darstellen.

    Mal ganz zu schweigen von den durch "Umweltinitiativen" verhinderten Neubauten moderner Kohlekraftwerke, die hochefiizient im Wirkungsgrad und auf dem neusten Stand der Technik gearbeitet hätten, hätte man sie denn gebaut.

    Da hat man jahrelang einen auf (ziemlich verpfuschte) "Energiewende" gemacht, fleissig auf das Erdgas eines "lupenreinen Demokraten" (Zitat "Gas-Gerd") gesetzt und jetzt haben wir den Salat !

    Toll gemacht, wirklich ! Diese Energiepolitik-Verpfuscher sollte man jetzt alle ins hintere Russland schicken und eigenhändig nach Erdgas bohren lassen, aber mit Handbohrern !

    • @Maharishi:

      genau.

      es bleibt nur zu ergänzen, dass die SPD leider, wie so oft, auf das gequatsche der liberalen und erstaunlicherweise auch der konservativen reingefallen ist.

      sonst wäre es nämlich gar nicht möglich, dass die russen unseren energiesektor kaufen.

      lieferant sind sie ja eh.

      das problem ist die liberalisierung.

      in diesem fall die des energiemarktes.

      gabriel hat leider recht: mom ist russisches erdgas alternativlos.

      warum sollte putin norwegisches oder kanadisches erdgas durch "seine" in deutschland liegenden leitungen schicken.

      so doof war nicht mal die DDR. das stück "Trasse" in sibirien, dass wir gebaut haben, das hat uns auch gehört. so war das damals im kommunismus.