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Kein Robin Hood

■ Brandstifter wollte Saga erpressen – für Renovierung der Falkenried-Terrassen

Die Hamburger Polizei hat gestern morgen einen Mann festgenommen, der die Wohnungsgesellschaft Saga um mehrere Millionen Mark zu erpressen versucht haben soll. Der Mann wird verdächtigt, drei Feuer in Häusern der Falkenried-Terrassen im Stadtteil Hoheluft gelegt zu haben, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, teilte die Polizei gestern mit.

Bei dem mutmaßlichen Täter handele es sich um den arbeitslosen 50jährigen Helmut L., der selbst in unmittelbarer Nachbarschaft der Brandobjekte wohne. Das erste von insgesamt fünf Erpresserschreiben sei bereits 1996 bei der Saga eingegangen. Das Geld sollte an mehrere MieterInnen der Falkenried-Häuser gezahlt und für Renovierungsarbeiten der Gebäude aus der Gründerzeit verwendet werden. L. selbst wollte 50.000 der geforderten 3,6 Millionen Mark behalten.

Die Hamburger Kripo warnte gestern eindringlich davor, den Tatverdächtigen als „modernen Robin Hood“zu verharmlosen. Der Mann habe Menschenleben gefährdet. Bei einem der Brände war am 18. Dezember 1997 ein dreistöckiges Reihenhaus niedergebrannt. 22 Menschen mußte die Feuerwehr damals über Leitern in Sicherheit bringen, da das Treppenhaus in Flammen stand. Ein Bewohner war mit einer Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Der Tatverdächtige sei der Polizei bereits „einschlägig bekannt“, teilte die Polizei gestern mit. Helmut L. habe 1971 den Kaufhaus-Konzern Karstadt in Hamburg mit einer Millionen-Forderung zu erpressen versucht.

Helmut L. selbst bestreitet die Tat. Die Polizei hofft daher auf die Mithilfe möglicher ZeugInnen. Die Ermittlungen seien dadurch erschwert worden, daß zunächst zwischen den Erpresserschreiben und den Bränden kein Zusammenhang herzustellen war – der Täter hatte nach Angaben der Polizei zunächst selbst nicht gewußt, daß die betreffende Häuserzeile im Falkenried gar nicht der Saga gehört. lno

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