Kein Protokoll für Wilde Ehe: Sarkozys Problem mit der First Lady
Der französische Präsident Sarkozy bereist mit Carla Bruni den Nahen Osten - ob sie als Ehefrau oder Freundin auftritt, ist mehr als nur eine Klatschmeldung.
BERLIN taz Der französische Präsident Nicholas Sarkozy ist am Sonntag zu einer dreitägigen Nahostreise aufgebrochen, auf der er Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate bereist. Saudi-Arabien hatte im Vorfeld der Reise bereits am Dienstag Sarkozy offiziell gebeten, ohne seine Freundin Carla Bruni anzureisen, da nach islamischem Recht unverheiratete Männer und Frauen nicht ohne Begleitung zusammen sein dürfen. Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, dass Sarkozy und Bruni am Montag im kleinsten Kreis geheiratet haben, könnten sie die protokollarischen Probleme, die ihr gemeinsamer Besuch als Paar ohne Trauschein provoziert hätte, geschickt umgehen.
Das Protokoll eines Staatsbesuchs ist im Vorfeld immer reine Verhandlungssache der betreffenden Staaten - es gibt keine international festgeschriebenen Regelungen. So könnte Deutschland, wo Polygamie verboten ist, den Staatschef eines Landes, in dem die Mehrfachehe üblich ist, bitten, mit nur einer Gemahlin anzureisen. Normalerweise geschieht so etwas in diskreten Absprachen, bei denen in der Regel beispielsweise auch geklärt wird, ob bei einem offiziellen Dinner Alkohol ausgeschänkt wird oder nicht. Das ist in Deutschland normalerweise der Fall - wer keinen Alkohol trinken möchte, weicht auf andere Getränke aus. Manche Staatsoberhäupter möchten aber nicht an einem Essen teilnehmen, an dem Wein oder Bier serviert wird - dass so etwas dann nicht zu einem Medienthema wird, liegt den Vorabsprachen der Delegationen zugrunde.
Nun hat Saudi-Arabien aber die Öffentlichkeit wissen lassen, dass sie einen Besuch des französischen Präsidenten gemeinsam mit seiner Freundin nicht wünschen - und Sarkozy hat sich wiederum entschlossen, Carla Bruni mitzunehmen. Damit ist das Thema in der Welt. Und auch die Vereinigten Arabischen Emirate werden sich nun überlegen, wie sie sich zu dieser Frage verhalten - es sei denn, das Paar hat seine Verbindung bereits legitimiert. Für Sarkozy wäre es die dritte Ehe, für Bruni die zweite. Sie soll außerdem Affären mit Mick Jagger, Donald Trump, Eric Clapton und Kevin Kostner gehabt haben und eignet sich laut eigenen Angaben nicht für ein Leben zu zweit.
Ansonsten hätte Sarkozy, da er derzeit offiziell nicht verheiratet ist, am elegantesten die Reise alleine angetreten. Denn die prekäre Frage, welches Land auf seinem Standpunkt beharrt - der Besucher oder der Gastgeber - kann leicht zu einer Prestige-Angelegenheit werden, bei der keiner nachgeben und den Kürzeren ziehen will.
Wie die Fragen der Sitz-, Geh- und Stehordnung bei offiziellen Empfängen gehandhabt werden, ist nicht zuletzt auch rangabhängig. So hat ein Staatsoberhaupt bessere Chancen, einen Partner ohne Trauschein mit zu einem offiziellen Empfang zu nehmen, als die Mitglieder seiner Delegation. Indischen Zeitungsberichten zufolge hat ein kanadischer Diplomat in Indien seinen Freund zu Empfängen nicht mitbringen dürfen, da das Protokoll des Außenministeriums in Neu-Delhi nur den Umgang mit Ehepartnern vorsieht.
Sollten Sarkozy und Bruni bis zum 26. Januar noch nicht verheiratet sein, wird das indische Außenministerium seine Etikette überdenken müssen, denn dann hat sich der französische Präsident zur Parade anlässlich Indiens Nationalfeiertags angekündigt. Passen die Inder ihr Protokoll zu diesem Anlass nicht dem 21. Jahrhundert an, dann wird Bruni, die bereits mit dem französischen Intellektuellen Raphael Enthoven verheiratet war und einen sechsjährigen Sohn hat, als Teil der Delegation anreisen müssen und somit nicht vom Ehemann der Präsidentin Prastibha Patil zur Parade geleitet werden.
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