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■ Kein AffentheaterGebt die Welt in Tierpfoten!

„Wenn ich nicht so blond wär, dann würde ich mich schwarz ärgern!“ Die 9-jährige Talea steckt im plüschigen Löwenkostüm mit goldgelockter Perücke und bringt den Frust der Tiere auf den Punkt. Es ist wirklich zum Mähne raufen: Die Menschen halten eine Konferenz nach der anderen ab und erreichen gar nichts. Überall herrschen Kriege und Hungersnöte.

Man muss was tun, findet auch Elefantin Anke und ruft per Handy zur Konferenz der Tiere auf, um die Erwachsenen zur Einsicht zu bringen und die Menschenkinder zu retten.

Über 250 Waller GrundschülerInnen starten derzeit durch, um die „Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner in Kürze im Pier2 auf die Bühne zu bringen. Am Dienstag fand die erste Gesamtprobe des Musiktheaterstückes in der Grundschule Nordstraße statt, zusätzlich beteiligen sich die Grundschulen Oslebshausener Heerstrasse und Auf den Heuen. Die kleinen Mitwirkenden des Spektakels wirbelten in Tierkostümen durch die Turnhalle, spielten unter Leitung von Musiklehrer Markus Menke Blockflöte, Trommel oder Geige oder verkündeten rappend von dem bevorstehenden „ersten und letzten“ Plenum im Hochhaus der Tiere.

„Nee, die Affen müssen nochmal antreten!“ ruft Angelika Hofner angesichts der putzigen Monchichis durch die Halle, die sich zwar nicht wegen Kokosnüssen kaltmachen, aber wild durcheinander turnen. Seit Anfang des Schuljahres arbeitet die Lehrerin zusammen mit der freien Regisseurin Mirjam Dirks, Tanzpädagogin Linda Tacke und den Kindern an der szenischen Umsetzung des Romans von Kästner, das sie eigens für die Bühne umgeschrieben hat.

„Seitdem war 60-Stunden-Woche angesagt“ beschreibt Hofner den enormen Aufwand, mit so vielen Kindern ein Theaterstück auf die Beine zu stellen. Der lohnt sich. Die Kleinen sind offenbar mit Spaß und Ehrgeiz bei der Sache. Und schon ganz schön aufgeregt angesichts der bevorstehenden Premiere. Nur Talea bleibt cool – wie sich's für einen echten Löwen gehört: „Och, ich bin eigentlich ganz locker“.

Auch im Unterricht beschäftigen sich die Kinder mit den Zusammenhängen von Kästners Fabel. So setzen sie sich auch altersgerecht mit Themen wie Krieg auseinander. Auch das kindliche Selbstbewusstsein soll das Theaterspiel fördern: die SchülerInnen lernen Gruppenarbeit, präsentieren sich selbst auf der Bühne und müssen sich stimmlich durchsetzen. „Kunst und Kultur – und da würde ich Theater dazu zählen – machen aus halben Portionen ganze Persönlichkeiten“ unterstreicht Angelika Hofner die Wichtigkeit von theaterpädagogischer Arbeit an ihrer Schule.

Am Ende des Stücks werden die Menschen um Staatsminister Zornmüller zur Raison gebracht und unterschreiben den Vertrag zur Besserung. Schön, wenn das im „echten“ Leben auch so einfach wäre, findet Bastian. „Die Politiker reden und reden und bringen nichts zustande“. Auch Marlene, im Stück Eisbär mit Schnupfen, findet, dass sich die Erwachsenen ändern sollen. Aber glücklicherweise: „nicht alle, meine Mama ist eigentlich ganz nett.“ Roland Rödermund

„Konferenz der Tiere“ am 30. 1. um 18.30 und am 31. 1 und 1. 2. jeweils um 10.30 Uhr im Pier2

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